Flaming Bess 07 - Das galaktische Archiv
Interkomkamera dich erfaßt und Chipansky dich auf seinem Monitor sieht.
Die Augen des Kybernetikers weiten sich vor Entsetzen.
»Vorsicht, Vira!« stößt er hervor.
Reflexartig dreht Vira Mandala den Kopf und blickt zu dir auf, und im gleichen Moment saust deine Faust nieder. Du triffst sie an der Schläfe; es ist kein tödlicher Schlag, aber hart genug, daß sie auf der Stelle das Bewußtsein verliert und halb aus dem Sessel kippt.
Dein nächster Schlag trifft die Interkomtaste, und der Bildschirm wird grau.
Du packst Viras reglosen Körper, wuchtest ihn ohne Mühe aus dem Servosessel und läßt ihn achtlos neben dem Terminal zu Boden fallen.
Du hast weder die Zeit für eine zartfühlende Behandlung, noch das Interesse. Chipansky muß neutralisiert werden, ehe es ihm gelingt, SD-Chef Muller McLasky oder Calvin Kospodin zu alarmieren, den Befehlshaber der Raumsoldaten. Das Problem ist einfach zu lösen: Du deaktivierst die Alarmanlage, unterbrichst die Interkomverbindungen zwischen dem Kommandodeck und dem übrigen Schiff und blockierst die Sensorschlösser aller Schotten.
Damit ist Chipansky im Computerzentrum eingesperrt und von allen Kommunikationskanälen abgeschnitten.
Doch du darfst den Bordkybernetiker nicht unterschätzen; früher oder später wird er mit seinen Computern eine Möglichkeit finden, die elektronischen Sperren zu überwinden. Für einen Kyberfreak wie Chip Chipansky ist die Bordelektronik ein Spiel, das er perfekt beherrscht.
Du läßt dich auf Flaming Bess’ Servosessel nieder und schaltest den Großmonitor auf das interne Videoüberwachungssystem. Das Bild der fleischigen, von grauen Wolkenfetzen gefleckten Oberfläche des Planeten Larn-Saan weicht einer Vielzahl von Monitorfenstern, die die Hauptkorridore, Liftschächte und Verkehrsknotenpunkte der sechs Ober- und drei Unterdecks des Schiffes zeigen.
Deine Aufmerksamkeit gilt vor allem dem SD-Trakt und dem Kontrollraum im 1. OD, Kospodins Hauptquartier. Was du siehst, beruhigt dich. Das Bordleben nimmt seinen normalen Lauf; die Flüchtlinge gehen ihrem Tagewerk nach, ohne zu ahnen, daß das Raumschiff bereits in der Hand ihres Todfeindes ist.
Der Todfeind bist du, der herculeanische Agent, die ferngesteuerte Marionette Kriegsherr Kroms.
Du versuchst, Videokontakt zum Computerzentrum zu bekommen, aber das entsprechende Monitorfenster zeigt nur graues Flimmern. Also ist Chipansky bereits aktiv geworden und hat sich der Überwachung entzogen.
Ein Grund mehr, dich zu beeilen. Deine Finger huschen wie selbständige Wesen über die Sensortasten des Kontrollpults. Deine Anweisungen an das Expertensystem Bordverteidigung des KI-Computers sind präzise: In zehn Minuten werden in allen Decks sämtliche Schotten geschlossen, die Aufzüge blockiert und die peripheren Computerterminals ihre Arbeit einstellen. Gleichzeitig wird das Expertensystem ein schnell wirkendes Betäubungsgas in die Luftversorgungsanlage einleiten und so jeden Widerstand der SD-Männer und Raumsoldaten von vornherein ausschalten.
Wer die Zentrale beherrscht, der beherrscht das Schiff.
Dann führst du deinen letzten Befehl aus. Du strahlst das vereinbarte Funksignal ab und wartest auf Antwort.
Du mußt nicht lange warten.
Auf dem Hauptbildschirm erscheint das kantige, kalte Gesicht deines Herrn. In seinen eisgrauen Augen glitzert unverhohlener Triumph — und noch etwas: Hohn und Grausamkeit.
Aber dich berührt es nicht.
Du bist ein Werkzeug, mehr nicht.
»Nun?« sagt Kriegsherr Krom.
Du erklärst, daß du alle Vorbereitungen getroffen hast. Das Schiff ist unter Kontrolle, die Crew neutralisiert, die NOVA STAR steht zur Übernahme bereit.
Deine Stimme klingt sachlich, deine eigenen Worte erreichen dich nicht. Du sprichst wie eine Maschine; du bist eine Maschine.
Ein frostiges Lächeln spielt um Kroms Mund, und das Glitzern in seinen Augen ist wie das Glitzern des kalten Mondlichts im Gletschereis von Shogab Q, der tiefgekühlten Welt im Westwolken-Sektor des Stemenbunds.
Du erntest keinen Dank, keine Anerkennung.
Der Erfolg einer Marionette ist immer der Erfolg des Marionettenspielers.
Du blickst auf den Hauptbildschirm, ins granitharte Herrenmenschengesicht deines Herrn, und du spürst nichts.
»Wir kommen«, sagt Krom. »Wir kommen — halten Sie sich bereit.«
Die Funkverbindung bricht ab, und du hältst dich bereit. Du empfindest weder Neugierde noch Erregung. Auch keine Befriedigung, als an deinem Kontrollpult ein Monitor aufleuchtet und das
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