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Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Scheiße.«
    »Da liegt er falsch.«
    Ihre Augen waren grün und feucht und blickten direkt in meine. Sie schluckte, und ich konnte die Feuchtigkeit in ihrer Kehle hören. Die Bluse mit den rosa Schleifen saß ihr schief auf den Schultern.
    »Es gibt immer einen Ausweg«, sagte ich. »Ab und zu muß man einfach seinen Freunden vertrauen.« Ich berührte ihren Oberarm mit meiner Handfläche. Es war freundschaftlich und väterlich gemeint. Doch, bestimmt, so war’s gemeint. Ich sah die Sommersprossen auf ihren Schultern, spürte ihren Atem in meinem Gesicht. Sie trat ganz nah zu mir, und schon lagen meine Arme auf ihrem Rücken. Meine Hände berührten ganz behutsam ihre kühle Haut, betasteten ihr dichtes Haar. Sie rieb ihr Gesicht unter meinem Kinn, und ich fühlte, wie ihr Körper erschauderte – so wie die Spannung aus einer Metallfeder weicht.
    Dann blieb sie regungslos in meinen Armen, ihr Atem schwach und regelmäßig an meiner Brust. In der Ferne sah ich die harten, massiven Konturen der Huey-Long-Brücke vor einem Hintergrund violetter Regenwolken.

11. Kapitel
    Nachdem ich Kims Wohnung verlassen hatte, fuhr ich ins French Quarter und suchte einen Parkplatz in der Nähe von Cletes Bar. Es war Samstag nachmittag, und das Quarter quoll über vor Touristen, und so mußte ich schließlich in einer Nebenstraße der Elysian Fields parken und zu Fuß die Decatur Street bis zum Lokal laufen. An der Bar war es laut und voll, und neben der Tanzfläche schmetterte eine Fünf-Mann-Kapelle eine Version von »Rampart Street Parade«.
    »Geh mal mit mir um den Block«, sagte ich zu Clete, der in grauen Hosen und einem grünen Sweater der Tulane-University hinter der Theke stand.
    »Bin gerade ziemlich beschäftigt, Streak.«
    »Es ist wichtig.«
    Wir überquerten die Straße und liefen hinunter zum Café du Monde, wo ich am Ladenfenster beignets orderte.
    »Schöner Tag heute«, sagte ich.
    »Ich habe das nicht im Scherz gemeint, Dave. Schließlich muß ich ein Lokal führen. Was gibt’s?«
    »Komm«, sagte ich. Wir gingen über den Damm und betraten die leicht abschüssige grüne Fläche, die hinunter zum Fluß führte. Am anderen Ufer sah man die schäbige Skyline von Algiers. »Ich muß mir was einfallen lassen.«
    Er musterte eindringlich mein Hemd.
    »Wovon redest du?« sagte er.
    »Minos will mich mit einem versteckten Mikrophon ausstatten. Ich muß Tony dazu bringen, über einen großen Drogendeal zu reden, der demnächst über die Bühne gehen soll. Ich brauche irgend einen Vorwand, um das Gespräch darauf zu lenken.«
    »Scheint so, als müßtest du dir auch in anderer Hinsicht noch etwas einfallen lassen«, sagte er, faßte herüber und entfernte eine lange Strähne roten Haares von meiner Hemdbrust. »War wohl mächtig viel Gedränge in der Straßenbahn?«
    »Schweif nicht ab.«
    »Hast du den Verstand verloren?«
    »Ich sage dir, Clete, laß es gut sein.«
    »Und ich habe dir gesagt, was eine der Kardinalregeln ist, wenn man sich mit den Schmalzlocken einläßt: Finger weg von ihren Weibern.«
    »Ist dir was über eine große Drogenlieferung zu Ohren gekommen?«
    »Sie ist natürlich auch eine heiße Nummer, stimmt’s?«
    »Ich brauche deine Hilfe. Würdest du bitte mit dem Quatsch aufhören?«
    Er nahm ein beignet aus der Serviette in meiner Hand und biß die Hälfte davon ab. Seine grünen Augen waren nachdenklich, als er auf den Fluß hinausblickte.
    »Ich habe gehört, im Iberville-Wohnblock ist der Preis für Crack in die Höhe geschossen, was darauf schließen läßt, daß der Stoff knapp ist«, sagte er. »Aber nächste Woche soll für jeden so viel da sein, wie er sich nur reinziehen kann. So hört man’s jedenfalls auf der Straße. Was sagen die von der DEA?«
    »Die sagen das gleiche.«
    »Dieses Crack ist ’n übles Zeug. Hast du mal gesehen, wie die sich das Zeug reintun? Sieht aus, als ob jemand ’nen epileptischen Anfall hat.«
    »Du weißt, daß ich zur Zeit in Cardos Haus wohne?«
    »Ich habe Dautrieve angerufen. Er hat’s mir gesagt. Wie kommt’s bloß, daß ich mich jedesmal wie Milzbrand fühle, wenn ich mit dem Burschen rede?«
    »Boggs hat jetzt definitiv den Auftrag, Cardo zu töten.«
    »Und du wohnst bei ihm? Großartig, Streak. Vielleicht solltest du dich bei Gelegenheit mal nach ein paar Immobilien im San Andreas-Graben umsehen.«
    »Eine Woche mach ich das Spiel noch mit, dann steig ich aus.«
    »Meiner Meinung nach steckst du drin. Im buchstäblichen Sinn des Wortes, Alter.

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