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Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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kann mit Fug und Recht sagen, daß ich nicht recht bei Sinnen war. Ein Psychologe würde vermutlich anführen, daß mein Problem damit zusammenhing, daß meine Mutter mit einem bourré- Spieler aus Morgan City davongelaufen war, als ich noch ein kleines Kind war. Oder auch damit, daß mein Vater hin und wieder in Bars randalierte und deswegen im Bezirksgefängnis eingesperrt wurde. Ich habe keine Ahnung, ob solche Theorien zutreffend wären oder nicht. Aber damals gab es für mich keinen Weg, mich von meinen düsteren Gedanken zu lösen, und in mir setzte sich die Überzeugung fest, daß die glückliche Zeit mit Bootsie nur ein Teil eines regenglänzenden, sommerlichen Trugbilds gewesen war, so flüchtig und Veränderungen unterworfen, wie die Jahreszeit warm und kurz gewesen war.
    Als sie sich nicht abweisen ließ, ging ich mit einem anderen Mädchen aus. Sie arbeitete oben im Norden als Kellnerin in einem Drive-in-Lokal, trug vor allen Leuten Lockenwickler und schien immer Schweißflecken unter den Armen zu haben. Ich nahm sie mit zu einer Gartenparty, die Bootsies Tante und Onkel am Bayou Têche veranstalteten. Sie betrank sich und beschimpfte den Kellner als Nigger.
    Später am selben Abend zettelte ich in Slick’s Club eine Schlägerei an und demolierte die Kotflügel meines Wagens an der Zugbrücke über den Bayou Têche. Als ich am nächsten Morgen erwachte, war ich mit Handschellen unten an die Eisenleiter des Wasserturms von Breaux Bridge gefesselt, da gerade das Crawfish-Festival stattfand und das kleine Gefängnis der Stadt bereits überfüllt war. Als ich hoch in die weiße Sonne blickte, den stechenden Geruch des Unkrauts um mich herum wahrnahm und die Galle, die mir in die Kehle stieg, wieder herunterschluckte, war mir nicht bewußt, daß dies der Auftakt zu einer langen alkoholischen Odyssee war.
    Die Jahre vergingen, und ich sah sie erst wieder, als ich aus dem Krieg heimkehrte. In der Zwischenzeit galt meine ganze Hingabe holzkohlegefiltertem Bourbon Whiskey, getrunken aus kleinen Gläsern und mit einem eisgekühlten Jax-Bier daneben, und schließlich erreichte ich den Punkt, an dem mir alles egal war.
    Jetzt wohnte sie in der Camp Street im Garden District. Seit ihrer Heirat hieß sie Giacano. So hieß auch die berüchtigste Mafia-Familie in New Orleans. Ich sagte mir, daß ich ihren Brief besser wegstecken und für einen späteren Zeitpunkt aufbewahren sollte, wenn ich es mir vielleicht eher leisten konnte, der Vergangenheit nachzulaufen. Aber ich leiste solchen Ratschlägen selten Folge, und noch am selben Abend fuhr ich mit der alten eisernen Straßenbahn über die St. Charles Street, unter dem langen Baldachin der ausladenden Eichen und vorbei an üppigen Gärten mit Kamelien und Magnolienbäumen. Der Gehsteig zeigte überall Risse durch die Eichenwurzeln. Ich hatte mich nicht angemeldet, und ehe ich mich’s versah, stand ich in der Camp Street vor einem schmalen zweistöckigen Ziegelhaus. Es hatte zwei Schornsteine, einen großen überdachten Balkon, und hinter den Gartenmauern, die fast zugewachsen waren, wuchsen dichtgedrängt Bananenstauden.
    Sie trug einen einteiligen Badeanzug in Orange und einen Frotteebademantel, der offenstand, als sie auf mein Läuten hin die Tür öffnete. Leicht errötend erklärte sie, daß sie gerade dabeigewesen war, Laub aus dem Swimmingpool zu fischen. Die Jahre in New Orleans hatten ihren Cajun-Akzent abgemildert, und sie war jetzt auch etwas voller. Etwas breiter in den Hüften, der Busen ein wenig größer, die Schenkel ein wenig kräftiger. Graue Strähnen in ihrem honigfarbenen Haar hatte sie einfach hochgebürstet, was den Eindruck erweckte, als hätte sie sich an den Schläfen gepudert. Aber Bootsie war immer noch schön. Ihre Haut war glatt und immer noch sommerlich gebräunt, das Haar mädchenhaft kurz geschnitten und im Nacken ausrasiert. Ihr Lächeln war genauso echt und fröhlich, wie es dreißig Jahre zuvor gewesen war.
    Wir gingen durch ihr Haus hindurch auf die Terrasse, wo wir uns an einen Glastisch neben dem Swimmingpool setzten. Sie brachte ein Tablett mit Kaffee und Milch und Pecan-Torte. Das Wasser im Pool war dunkel und schimmerte im Abendlicht; kleine Inseln aus Eichenblättern wurden gegen die Kacheln des Beckens geschwemmt. Sie erzählte mir, daß ihre beiden Männer tot waren. Ihr erster Ehemann war Helikopterpilot auf den Ölfeldern gewesen. Er hatte eine frische Crew auf ein Bohrschiff südlich von Morgan City geflogen, war dabei an

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