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Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Flamingo (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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wollte, als ein schwarzer Pizza-Bote auf einem weißen Motorroller an mir vorbeidüste. Ich achtete nicht auf ihn, aber dann knatterte er erneut heran. Er trug eine weiße Uniform, die ihm viel zu groß war, über und über mit Pizzaresten bekleckert, eine Sonnenbrille, die so dunkel wie die Schutzbrille eines Schweißers war. Er hatte einen weißen Papierhut bis tief über seine Ohren gedrückt. Am Ende des Blocks bog er mit dem Motorroller ab und verschwand, und ich ging über den Jackson Square in Richtung des Café du Monde. An der Decatur Street wartete ich darauf, daß die Ampel grün wurde; dann hörte ich den Motorroller knatternd und hustend wieder ums Eck kommen. Der Fahrer bremste am Rinnstein und grinste mich an. Das Vibrieren des Motors schüttelte seinen dünnen Körper.
    »Tee Beau«, sagte ich.
    »Warten Sie auf mich bei der Parkbank. Ich muß erst meine Maschine parken.«
    Er reihte sich wieder in den Verkehr ein, fuhr vorbei an der langen Reihe von Pferdekutschen an der Vorderseite des Platzes und verschwand hinter der alten Jax-Brauerei. Fünf Minuten später sah ich ihn zu Fuß wieder auf der Decatur Street zurückkommen. Sein Papierhut saß so tief wie die Sonnenbrille. Er setzte sich neben mich auf eine Bank in der Sonne neben dem Gitterzaun, der den kleinen Park im Inneren des Platzes umgab.
    »Sie verraten mich doch nicht, oder, Mister Dave?« sagte er.
    »Was um Himmels willen machst du hier?«
    »Ich arbeite in der Pizzabude. Und ich halte Ausschau nach Jimmie Lee Boggs. Sie werden mich doch nicht verraten, oder?«
    »Da bringst du mich schwer in die Klemme, Tee Beau.«
    »Sie haben’s versprochen. Dorothea und Gran’maman haben mir das gesagt, Mister Dave.«
    »Ich habe dich nicht gesehen. Mach, daß du aus New Orleans verschwindest.«
    »Ich hab nix, wo ich hinkönnte. Nur zurück nach New Iberia. Nur zurück ins Red-Hat-Haus. Ich hab Ihnen ’ne Menge über Jimmie Lee Boggs zu erzählen. Er ist hier.«
    »In New Orleans?«
    »Er war weg, ist aber schon wieder da. Ich hab ihn gesehen. Vor zwei Tagen. Gleich da drüben.« Er deutete diagonal quer über den Platz. »Ich hab ihn beobachtet.«
    »Moment mal. Du hast ihn da drüben bei den Pontabla-Apartments gesehen?«
    »Also, das war so, Mister Dave. Nachdem er den Polizisten und den jungen Weißen getötet hat, ist er mit mir bis nach Algiers gefahren. Die ganze Zeit hat’s am Himmel ganz toll geblitzt. Ich hab hinten sitzen müssen, in Ketten, wie wenn er der Polizist ist und ich sein Gefangener, für den Fall, daß uns jemand anhält. Er hatte das Funkgerät an, und ich hatte Angst, er kriegt raus, daß ich Sie nich erschossen hab. Ich hatte Angst, daß er dann rausfährt in den Sumpf und mich auch umbringt wie die armen Leute in der Tankstelle. Die ganze Zeit über hat er geredet, erzählt, was er vorhat, von seinem Versteck in den Everglades in Florida, wo – also das hat er gesagt, ich brauche solche Wörter nich – wo die Eulen die Karnickel ficken, da will er sich verstecken. Das hat er gesagt. Und daß er dann wieder nach New Orleans kommen will, weil ihm die Spaghettis noch eine Menge Geld schulden.
    Kurz vor der Stadt hat er dann von einer Tankstelle aus jemand angerufen. Ich hab ihn reden hören, und er hat etwas über das Pontabla gesagt. Ich hab gehört, wie er’s gesagt hat, ich bin ja bloß ein dummer Nigger. So hat er die ganze Zeit geredet, wo ich dahinten auf dem Sitz festgekettet war.«
    »Tee Beau, bist du dir sicher, daß es Boggs war? Es will mir nicht in den Kopf, daß du ihn gefunden haben sollst, wenn es die Hälfte der Cops von Louisiana nicht schafft.«
    »Nun, Sie hab ich doch auch gefunden, oder? Er sieht jetz anders aus, Mister Dave. Aber er ist es. Er hat jetz kurze schwarze Haare, er hat auch eine Brille. Aber es ist Jimmie Lee Boggs. Ich bin ihm mit meinem Wagen nachgefahren, damit ich sicher bin.«
    »Woher hattest du einen Wagen?«
    »Den hab ich mir geborgt.«
    »Du hast ihn dir geborgt?«
    »Nachher hab ich ihn zurückgegeben.«
    »Ah ja.«
    »Ich bin ihm bis draußen zum Airline Highway nachgefahren. Zu einem Boxclub. Nein, nicht genau. Sie ziehen Handschuhe an, aber sie treten auch mit den Füßen. Wie nennt man das?«
    »Full-contact-Karate.«
    »Ich hab einen Blick reingeworfen. Huh, da hat’s vielleich gestunken. Da war Jimmie Lee Boggs. Er hatte lange Jogginghosen an und hat einen Mann im Ring getreten. Seine Haut war weiß und hart und naß vor Schweiß. Wie ich ihn da so gesehen hab, hab

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