Flammen Der Nacht -4-
verletzten Arm machen.«
Andrew stellte keine weiteren Fragen, sondern lief los.
Doug rüttelte an der Fahrertür, doch die klemmte. Also robbte er durch den Fond nach vorn, stellte die Erste-Hilfe-Ausrüstung hinter sich auf den Sitz und schwang sich über den blutgesprenkelten Beifahrersitz neben Ashley Applebaum.
Der Geruch des Todes schlug ihm entgegen.
Das Lenkrad hatte sich in ihren Brustkorb gebohrt und dabei Leber und innere Organe verletzt. Ihr sorgenvoll angespanntes Gesicht wurde von tiefen Schnittwunden entstellt. Sie würde sterben. Daran bestand kein Zweifel.
»Ich hab die Kids rausgeholt. Sie sind in Sicherheit.« Er kramte ein Taschentuch aus seiner Jacke. »Ich binde Ihnen das hier um die Stirn, damit Ihnen das Blut nicht in die Augen läuft.« Dann fragte er: »So besser?«
»Es tut gar nicht mal so sehr weh.« Ihr Atem ging in kurzen, zerrissenen Stößen – sie verblutete innerlich.
»Hören Sie. Egal was passiert, Sie sorgen dafür, dass ihr Vater meine Babys nicht bekommt, ist das klar?«
Ihm schwante mit einem Mal, wieso sie hartnäckig darauf drängte. Arme Ashley, hatte Mrs. Shaw gesagt. Und Andrew hatte sich beim Anblick des Messers buchstäblich in Todesangst gekrümmt.
Ihr Vater misshandelte sie. Das war es also.
»Wo ist ihr Vater?«, fragte er.
»Im Haus. Ich hab mit dem Schürhaken nach ihm geworfen. Er ist bewusstlos …« Ashley Applebaum japste wie ein sterbendes Tier. Dann packte sie Dougs Hand. »Fahren Sie nicht dorthin. Er verkauft Bomben.«
»Schöne Scheiße.« Doug zog sein Handy aus der Jackentasche, tippte die Nummer seines Chefs, Yamashita, ein und gab ihm die Information.
Ashley schob nach: »Bill verkauft die Bomben an irgendwelche Leute, die Juden und Schwarze und Mexikaner hassen. Und ich … ich hab die Zünder so eingestellt, dass, wenn er aufsteht, sämtliche Bomben losgehen.«
»Wo wohnen Sie?« Er wartete auf ihre Antwort, um die Information an Yamashita weiterzugeben.
»Draußen am Highway 6.« Sie sackte bewusstlos zusammen.
Er erstattete Yamashita kurz Bericht. Nachdem er fertig war, kam Ashley wieder ein bisschen zu sich.
»Er verpasste ihr ein Brandmal. Genau wie mir.«
»Ein Brandmal?«
»Ja, mit seinem Ring. Er geht mit dem glühend heißen Ding auf einen los und es … es tut höllisch weh.« Bei der Erinnerung stöhnte sie gequält auf.
Doug verspürte ein vertrautes ohnmächtiges Entsetzen,
das ihm in sämtliche Glieder fuhr. Er nahm ein feuchtes Tuch aus seinem Koffer und tupfte ihr behutsam die Stirn ab. »Es ist okay«, sagte er in dem gleichen begütigenden Ton wie bei ihren Kindern.
»Mit mir kann er das machen. Ich hab es nicht besser verdient … Aber nicht mit ihr. Sie ist noch ein Baby …«, keuchte Ashley Applebaum kurzatmig. »Er darf sie nicht bekommen. Sie ist so ein süßer Fratz … und Andrew … der Junge hat die Hölle auf Erden … Er darf die Kinder nicht bekommen. Bitte, versprechen Sie mir das?«
Er hätte ihr diesen letzten Wunsch gern erfüllt.
Die Gerichte sahen das mit Sicherheit anders. Folglich würden die Verantwortlichen die Kinder ihrem Vater überlassen.
Sie kannte die traurige Realität. »Wenn es einen gerechten Gott gibt, fliegt Bill in die Luft, bevor ihn jemand retten kann«, murmelte sie mit ersterbender Stimme.
Nein, so einfach war es nicht. Die Mühlen der Justiz mahlten langsam, aber gründlich. »Wenn er die Kinder nicht bekommt, werden sie in ein Waisenhaus gesteckt. «
»Alles ist besser als dieser Schuft von einem Vater!« Tränen vermischten sich mit dem Blut auf ihren Wangen.
»Sie wissen nicht, was Sie da reden.« Und damit war es ihm bitter ernst.
»Oh doch«, ächzte sie. Ihr Brustkorb hob und senkte sich unregelmäßig. »Beten Sie für mich, dass ich ihn getötet habe. Beten Sie …«
Eine dumpfe Explosion erschütterte die Luft. Der Boden unter dem SUV bebte.
Sie lächelte, eine gruselige Grimasse des Triumphs. »Das ist es. Himmel, es hat geklappt. Ich hab in meinem Leben nur eine Sache richtig gemacht, und zwar das hier. Er ist tot.«
Ashley Applebaum starb unmittelbar vor Dougs Augen.
Der SUV rauchte. Ich muss mich schleunigst in Sicherheit bringen, überlegte Doug Black. Er bedeckte ihre Lider mit seiner Handfläche, schloss sie behutsam.
Dann schnappte er sich den Erste-Hilfe-Koffer und kroch durch die rückwärtige Tür aus dem SUV. Er stürmte die Böschung hinauf, weg von der drohenden Explosion und zu dem Jungen und Mrs. Shaw, die das Baby in ihren Armen
Weitere Kostenlose Bücher