Flammen Der Nacht -4-
etwas vor Augen geführt: Das Haus war klein, die Familie war lieb und nett, und wer mit ihnen unter einem Dach zusammenlebte, hatte null Privatsphäre. Firebird vermisste ihren Sohn, trotzdem hatte sie noch keine Lust heimzufahren.
Sie wendete und fuhr noch einmal zu Douglas. Sie atmete tief durch.
Sie hatte seit über sechsunddreißig Stunden nicht mehr geschlafen und in dieser Zeit mehr traumatische Erfahrungen gemacht, als sie vertragen konnte. Sie fühlte sich restlos erschlagen. Möglich, dass sie überreagiert hatte. Als ihr Ärger sich legte, wusste sie, dass sie auf dem besten Weg war, in die Höhle des Löwen zurückzukehren. Ja, sie wollte noch einmal zu dem Quackenbush-Haus fahren. Sie wollte sich in Douglas’ Bett legen und erst einmal schlafen. Er mochte ja ein kalter, herzloser Schuft sein, der eine Frau verführte, dann aufstand, seine Krawatte zurechtrückte und den Abflug machte, aber wenigstens stellte er keine Fragen. Ihn interessierten ihre Gefühle ohnehin nicht, und das fand sie erst einmal okay.
Sie bog in die Auffahrt hinter dem Haus ein, parkte und stieg aus dem Wagen.
Douglas Black interessierte sich bloß für sich selbst.
Als Doug den Polizeiwagen vor dem Haus abstellte – im Ort hieß es immer noch das Quackenbush-Haus, dabei war es doch seins –, redete er sich ein, dass es verflucht einfacher für alle Beteiligten wäre, wenn Firebird inzwischen das Weite gesucht hätte. Und das hatte sie. Mit qualmenden Reifen. Wenn sie gekonnt hätte, vermutete er, hätte sie die Geschichte mit seiner Vaterschaft am liebsten rückgängig gemacht.
Er knallte die Autotür zu und lief ins Haus.
Dumm gelaufen. Jetzt konnte sie nicht mehr so tun, als wüsste er von nichts. Er hatte einen Sohn, und er
würde auf seine Rechte pochen. Sein Junge sollte nicht so aufwachsen wie er, ohne Eltern und unablässig grübelnd, was in aller Welt er getan hätte, dass sie ihn voller Hass und Verachtung verstoßen hatten.
Er warf einen Blick in die Küche. Sie war leer.
Verdammt, er würde nicht zulassen, dass diese Wilder-Typen sich dauernd in Firebirds Leben einmischten. Sie sollte sich schleunigst an den Gedanken gewöhnen, dass Doug Black künftig mitmischen würde.
Er stieg die Treppe hoch, seine Stiefel polterten dumpf über die Stufen.
Sie brauchte ihn, das wusste sie zwar noch nicht, aber …
Er fing ihren Duft auf, der süß und sinnlich durch die Eingangshalle wehte.
Sie brauchte ihn, wenn seine Pläne fruchteten. Nicht mehr lange, und …
Er stand in der Tür zu seinem Schlafzimmer und machte große Augen.
Unter dem Laken zeichnete sich ein Frauenkörper ab.
Er trat an sein Bett und starrte hinunter.
Ihre blonden Haare fächerten sich auf dem blauen Seidendamast. Die ihm zugewandte Gesichtshälfte war rosig vom Schlaf, einzelne winzige Linien des zerknitterten Kissens zeichneten sich darauf ab. Sie hatte die Augen geöffnet und funkelte ihn vernichtend an. »Geht’s noch lauter?«
»Ich dachte, du wärst abgehauen?«
»Abgehauen?« Sie setzte sich auf und streckte sich. »Wovor?«
Okay. Sie spielte die Coole. Und machte ihre Sache gut.
Was war er eigentlich für sie? Ein zufälliger Lover? Ein Mann unter vielen? Aleksandrs Vater?
Und wenn er sich als ihr Retter entpuppte? Na, wie wäre das wohl für sie?
»Und was ist mit Abendessen?« Sie schwang ihre Beine aus dem Bett.
Sie war komplett angezogen.
Verdammt. »Wir könnten hier essen.«
»Dein Kühlschrank ist leer.« Sie klang wie das Mädchen, das er kannte, das Mädchen, das für ihr Leben gern kochte und aß, das Mädchen, für das er diese Küche eingebaut hatte …
Verdammt, wieso hatte er nicht eingekauft? Weil er davon ausgegangen war, dass sie verschwunden wäre. Aber sie war da und tat so, als wäre nichts gewesen.
»Also, was ist jetzt?«
»Unten am Strand ist ein hübsches Lokal, wo es frischen Fisch und Meeresfrüchte gibt. Es ist sehr gut.«
Ungeduldig fragte sie: »Weißt du nichts Besseres?«
»Mario’s Pizza, ein Italiener, in dem alten Haus drei Blocks weiter.« Er neigte sich über sie. Nicht viel, bloß so weit, dass sie es nicht direkt merkte.
Sie merkte es nicht. Stattdessen stand sie abrupt auf. »Gut, gehen wir. Wir nehmen dein Polizeiauto. Ich bin noch nie in einem Polizeiauto mitgefahren.« Sie lächelte, die Idee gefiel ihr.
Ob er wollte oder nicht, sein Herz schlug schneller. Trotzdem grinste er nicht zurück.
Manchmal beschlich ihn das merkwürdige Gefühl,
er hätte das Lachen
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