Flammen Der Nacht -4-
Douglas griff automatisch nach dem Bild und räusperte sich laut, von seinen Emotionen überwältigt. »Ist er nicht ein bisschen jung für diese Art von Lektüre? «
»Man ist nie zu jung für die Liebe.« Sie legte ein weiteres Foto auf den Tisch. »Da spielt Aleksandr im Schnee. Letzte Woche hatten wir in einer Nacht fast dreißig Zentimeter Neuschnee.« Sie wühlte in ihrer Handtasche, ehe sie hastig hinzusetzte: »Und das ist Aleksandr beim Puzzeln.«
Der Junge hatte die gleichen braunen Augen, wie sie Doug jeden Morgen im Spiegel anschauten.
»Hier ist er mit seinen Onkeln.«
Auf dem Bild standen zwei hochgewachsene, sportliche Männer in einer beengten Küche. Und Aleksandr balancierte mit seinen kurzen, strammen Beinchen auf deren ausgestreckten Handflächen. Die drei grinsten durchtrieben in die Kamera – die Ähnlichkeit war unverkennbar.
»Ich war nicht dabei, als das Foto gemacht wurde. So einen Blödsinn hätte ich ihnen schlicht verboten.« Firebird schüttelte den Kopf. »Für meine Brüder ist Aleksandr so was wie ein persönliches Spielzeug. Wenn es nach ihnen ginge, würde er von einem Schoß auf den anderen herumgereicht werden oder auf Bäume klettern und von ihnen Schießen lernen.«
»Schießen? Der Junge ist erst zweieinhalb!« Doug hob entrüstet die Brauen.
»Oder Basketball spielen. Meine Brüder fahren voll auf Basketball ab.«
»Mmh«, versetzte Doug kopfschüttelnd.
»Hier hat meine Mom Aleksandr auf dem Arm. Er schläft.« Firebirds Züge wurden weich, sie lächelte. »Er ist bald so groß wie sie, trotzdem schleppt sie sich mit ihm ab. Sie beteuert, er schläft besser, wenn sie ihn herumträgt. «
Die Frau auf dem Foto war winzig, der Junge dagegen groß und kräftig für ein Kleinkind. Sie hielt den Kleinen zärtlich an sich geschmiegt. »Deine Mom ist wohl ein kleiner Dickkopf, hm?«, meinte Doug.
»Sie ist Zigeunerin. Eine Roma. Die liebenswerteste Frau auf diesem Globus, aber man darf sie nicht reizen. Sonst reißt sie dir mit bloßen Händen das Herz aus der
Brust.« Firebird zog das letzte Foto aus dem Umschlag und schob es ihm hin. »Das ist Aleksandr mit seinem Granddad.«
Doug betrachtete das Foto. Der Kleine thronte erkennbar stolz auf dem Schoß des alten Mannes. »Dein Vater ist krank.«
»Ja.«
»Was hat er denn?«
Sie nötigte sich ein Lächeln ab. »Sein Gesundheitszustand ist schlecht, weil … Tja, es ist wohl eine Mischung aus alten Sünden, einer guten Ehe und einem Pakt mit …«
Der Ober trat zu ihnen und stellte den Wein in einem Kühler auf den Tisch. »Sir?«
Der Typ hatte das verdammt schlechteste Timing gewählt, das man sich vorstellen konnte. Doug hätte ihn auf den Mond schießen können.
Quentin hatte ein feines Gespür für solche Dinge. »Ich komm später nochmal«, meinte er hastig.
Doug spähte zu Firebird. Sie hielt den Kopf gesenkt und schob die Fotos zusammen.
»Nein.« Der Augenblick war vorbei.
Er studierte das Flaschenetikett. »Die Dame soll probieren. « Ihre Familie machte in Wein – ihr Dad baute Wein an, ihre Brüder betrieben ein Weingut, und Doug war immer wieder verblüfft gewesen, wie viel Firebird über den Weinanbau wusste.
Während Quentin einen Schluck Wein in das hochstielige Glas goss, packte Firebird die Fotos wieder in den Umschlag und schob diesen zu Doug. »Die sind für dich. Ich dachte, du willst sie haben, zum Anschauen
und so …« Sie probierte den Wein und nickte. »Sehr gut. Douglas, möchtest du für uns bestellen?«
Merkwürdig, so kannte er Firebird gar nicht. Wieso fraß sie ihm mit einem Mal buchstäblich aus der Hand? »Wir nehmen den Salat des Hauses und eine mittelgroße Hähnchenpizza mit Knoblauch.« Der Kellner trollte sich. »Solange wir beide Knoblauch essen, haben wir nachher mit dem Küssen kein Problem.«
Sie ignorierte seinen Kommentar. »Knoblauch und Hähnchen? Klingt echt gesund.«
»Nein. Zu viel Käse.« Er schob den Umschlag mit den Fotos in seine Hemdtasche.
Die Tür schwang auf, zwei große, brutal aussehende Männer betraten die Pizzeria. Doug, der die beiden noch nie im Ort gesehen hatte, erfasste sie mit einem Blick. Braunes Haar, schmutzig-blondes Haar. Flächige Gesichter. Schmale, asiatisch anmutende Augen. Breite Schultern, ausgeprägter Bizeps. Wahrscheinlich Brüder. Und definitiv Ärger.
»Was?« Sie drehte sich auf ihrem Stuhl um und schwenkte blitzartig wieder herum. »Oh.«
»Oh … was ?«, hakte Doug nach.
Mario gab den beiden einen Tisch in der Nähe
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