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Flammen der Rache

Flammen der Rache

Titel: Flammen der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shannon McKenna
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war es nur die pure Angst, die ihn in Schach hielt.
    Der Wagen fuhr auf einen Highway. Bruno versuchte, die Minuten mitzuzählen, aber die Furcht trübte seine Konzentration. Am Ende konnte er nur vermuten, dass mehr als eine Stunde und weniger als zwei verstrichen waren. Julian hatte Vivaldis »Vier Jahreszeiten« auf volle Lautstärke hochgedreht. Das wimmernde Klagelied der Violinen nagte an seinem Nervenkostüm wie eine Autoalarmanlage.
    Nach einer Weile stoppte der Wagen, und das Fenster wurde heruntergefahren. Es folgten ein Schwall kalter Luft und ein kurzer Wortwechsel, dann setzten sie sich wieder in Bewegung. Der BMW rollte in gemächlichem Tempo dahin, dann hielt er wieder. Türen wurden geöffnet.
    Bruno wurde von mehr als einem Paar grober Hände aus dem Fond gezerrt. Den Lauten nach waren es drei Personen. Jemand riss seine Handgelenke nach hinten, legte Plastikmanschetten darum und zurrte sie fest. Hohl und dröhnend hallten die Geräusche wider. Die Luft bewegte sich nicht. Es war eiskalt. Eine große Garage? Sie packten ihn von beiden Seiten und hoben ihn von den Füßen, obwohl er mit aller Kraft darum kämpfte, sie auf dem Boden zu behalten.
    Kurz darauf setzten sie ihn auf einem federnden Holzboden wieder ab, dann wurde er in einen schmalen Aufzug gestoßen. Ein Schiebegitter rastete scheppernd ein. Es gab so wenig Platz, dass einer der Typen direkt vor ihm stehen musste. Bruno roch einen Hauch von Parfüm. Es war eine Frau dabei.
    Mit erstaunlich viel Geruckel und Ächzen setzte sich der Aufzug in Bewegung. Er musste antik sein. Es war also ein altes Gebäude. Sie fuhren nicht weit, nur eine Etage höher.
    Die Gittertür wurde lautstark aufgezogen. Sie schubsten ihn in einen anderen langen Korridor und schließlich so brutal durch eine offene Tür, dass Bruno auf die Knie stürzte und auf dem Gesicht landete, weil er sich nicht mit den Armen abfangen konnte. Sie schleiften ihn durch einen Raum. Sein Hintern landete auf der Sitzfläche eines Stuhls. Der Aufprall war so heftig, dass es ihm die Wirbelsäule bis zum Schädel stauchte. Sie banden seine gefesselten Handgelenke an die Lehne und seine Knöchel an die Stuhlbeine.
    Schließlich zogen sie die Tüte von seinem Kopf.
    Mit kurzen, hektischen Atemzügen pumpte er Sauerstoff in seine gierigen Lungen, dann blinzelte er gegen die Tränen an, die das plötzliche grelle Licht ihm in die Augen trieb.
    Bruno befand sich in einem großen Zimmer. Er sah sich mehreren Personen gegenüber. Julian war darunter, genau wie das messerschwingende Biest von dem Bildtelefonanruf. Und noch ein Kerl. Er war jung und hellhäutig, sein Gesicht nichtssagend hübsch. Sie alle hatten diesen seltsamen Ausdruck in den Augen. Faszination gepaart mit zielgerichtetem, konzentriertem Hass.
    Ein weiterer Mann trat in das Neonlicht. Bruno versuchte, die Augen auf ihn zu fokussieren. Sein hochgewachsener, muskulöser Körper wurde von hinten durch die kraftvolle Lichtquelle angestrahlt. Er nahm Brunos Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger. Sein Gesicht waberte in Brunos Sichtfeld. Dieses selbstgefällige Lächeln, die glitzernden Augen. Kannte er ihn?
    »Bruno«, sagte der Mann. »Na endlich.«
    Er verkrampfte sich, als er die Stimme hörte. Der Mann stieß sein Gesicht nach oben, in diese hilflose, flehentliche Haltung eines Kindes, das seine Bestrafung erwartete.
    Die Frage, die ihn seit drei Tagen marterte, platzte aus ihm heraus. »Wo ist Lily? Was haben Sie mit ihr gemacht?«
    Der Mann schlug ihm ins Gesicht. »Eins nach dem anderen. Sieh mich an.«
    Seine Augen tränten noch immer von dem grellen Licht. Sie rannen seine Nase entlang und bahnten sich kitzelnd ihren Weg zu seinem Kinn. Er hatte keine Möglichkeit, sie wegzuwischen.
    Das hier fühlte sich teuflisch vertraut an. Bruno wollte brüllend um sich schlagen, doch er riss sich zusammen und erwiderte den starrenden Blick des Kerls.
    »Ja?«, sagte er angriffslustig.
    »Kennst du mich?«
    Ja. ja
. Sein Bauch sagte Ja, aber sein Kopf konnte das Wie, das Wann und das Wo noch immer nicht enträtseln. »Nein. Wer zum Henker sind Sie, und was wollen Sie von mir?«
    Es folgte die nächste schallende Ohrfeige. »Stell dich nicht dumm, denn ich weiß, dass du das nicht bist. Sieh mich genau an und forsche tief in deinem Gedächtnis.«
    Das Grauen drohte, ihn zu überwältigen. Bruno kannte diesen Wichser. Die Erinnerung war in seinen Körper, in jeden Muskel, jeden Knochen eingebrannt. Er fühlte sich klein und verwirrt. Er

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