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Flammenbraut

Flammenbraut

Titel: Flammenbraut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Black
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gefunden hatten, doch jetzt, da jemand ihn in Worte fasste, musste sie ihn sich auch bildlich vorstellen: Ein engagierter Cop, der das Monster stellte, das die ganze Stadt jagte. Er hatte das Rätsel des Jahrhunderts gelöst und konnte niemandem davon erzählen. Sein einziges Vermächtnis war der Ruf eines Deserteurs, eines Herumtreibers, der einfach abgehauen war.
    Im Bruchteil einer Sekunde hatte der Fall James Miller sich zu einer Tragödie verwandelt, wo vorher nur Vermutungen gewesen waren.
    »Was ist?«, wiederholte Leo. »Wieso sehen Sie denn aus, als würden Sie gleich losheulen wollen?«
    Sie zogen viel zu schnell Schlussfolgerungen, das war ihr klar. Und doch war sie sich nie in ihrem Leben einer Sache sicherer gewesen.
    Ein Lichtstrahl durchschnitt den Raum, bohrte sich zwischen sie und Leo. Christine erschien in ihrem weißen Kittel in der Tür, von hinten beleuchtet wie ein Engel. »Hier seid ihr. Was habt ihr Forensiker nur immer mit der Dunkelheit?«
    Theresa räusperte sich. »Wir sind daran gewöhnt. Jahre der Arbeit im Auftrag des Countys haben uns gelehrt, uns zu vergraben.«
    »Nun, dann buddelt euch mal aus und seht euch das hier an.«
    Theresa ging zum Lichtschalter und knipste das Licht an. Leo blinzelte.
    »Sie werden U.S. News nichts davon erzählen, oder?«, fragte Theresa ihn.
    Er schüttelte den Kopf, die Hand am Kinn. »Nein. Nein, ich denke, wir sollten das noch eine Weile für uns behalten, bis wir uns über die möglichen Details im Klaren sind.«
    »Gut.«
    »Dann geht es allerdings direkt an Tru TV .«
    Theresa folgte Christine in den Obduktionssaal, dessen grelles Licht ihre Augen quälte, weshalb sie den Leichnam des Mädchens zuerst unter gesenkten Lidern hervor betrachtete. Der Torso war mit dem Y-Schnitt geöffnet worden, die Organe entnommen. Der Kopf lag auf dem Stahltisch und berührte beinahe die Schulter. Der Mörder hatte den Kopf fast auf Schulterhöhe entfernt, der grobzackige Krater in der Mitte des Torsos zeigte keinen Hals mehr. Auch der Kopf endete knapp unter dem Unterkiefer.
    »Was ist?«, fragte Theresa.
    »Der Kopf wurde direkt von den Schultern entfernt«, erklärte Christine.
    Leo gab ein ungeduldiges Schnaufen von sich.
    Theresa erwiderte: »Das habe ich bemerkt. Man könnte sagen, es ist mir richtiggehend ins Auge gesprungen. Es sieht aus, als hätte er recht saubere Arbeit geleistet, in Anbetracht der Umstände.«
    »Eigentlich ist es ziemlich unsauber. Er hat immer wieder angesetzt und aufgehört, an manchen Stellen sogar richtiggehend gehackt.«
    »Also nicht so ordentlich wie der Torso-Mörder.«
    »Du meinst den Torso-Mörder, der jetzt etwa neunzig oder hundert Jahre alt wäre? Okaaay. Nun, vom Zustand der Wunden her kann ich mit ziemlicher Sicherheit behaupten, dass es sich nicht um denselben Täter handelt. Was ich euch sagen will, ist, als ich versucht habe, die zwei Körperteile zusammenzusetzen …« Sie schob den Kopf an seinen angestammten Platz, bis nur noch ein Zwischenraum von ein paar Millimetern bestand.
    »So etwas machst du?« Es war Theresa noch nie in den Sinn gekommen, eine Leiche wie ein makaberes Puzzle wieder zusammenzusetzen.
    Offensichtlich war Christine noch nie der Gedanke gekommen, es nicht zu tun. »Natürlich. Also, wie sieht das jetzt aus?«
    »Abstoßend.«
    »Falsch. Wenn wir das Mädchen mit Nadel und Faden wieder zusammennähen würden, sähe es aus wie ein NFL -Quarterback. Da ist kein Hals. Ihr fehlen etwa fünf Zentimeter inklusive zweier Rückenwirbel.«
    Theresa und Leo wechselten einen Blick. »Er wollte etwas verbergen«, sagte Leo.
    »Eine Tätowierung?«
    »Er hat die Rosen nicht entfernt.«
    »Vielleicht hatte sie etwas leichter Identifizierbares am Nacken eintätowiert. Ihren Namen oder seinen zum Beispiel.«
    »Oder eine Bisswunde«, schlug Leo vor. Christine und der Assistent verfolgten diesen Theorienschlagabtausch, die Ärztin geduldig, der Assistent etwas weniger, während sie zwischen den beiden Forensikern hin- und herblickten.
    »Wir können nichts über sexuelle Aktivitäten sagen«, erklärte Theresa. »Uns fehlt der Unterleib. Wie sieht es mit Spuren bestimmter Waffen aus, von einem besonderen Messer etwa?«
    »An einem Messer ist selten etwas Besonderes«, widersprach Christine. »Eine einzelne gezackte Klinge könnte aus jedem Küchenset stammen. In ihrem Herzen fand sich zudem ziemlich viel Blut.«
    Theresa dachte darüber nach. »Es hat also vor der Enthauptung aufgehört zu schlagen, ansonsten

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