Flammende Sehnsucht
unverrückbar in besagtem Haus bleibst, kann sie dir unmöglich auskommen.«
»Seit dem Tag, an dem wir die Wette abschlossen, war sie nicht mehr da.« Reggie seufzte tief. Zu dramatisch vielleicht, aber ihm war momentan ziemlich dramatisch zumute. »Ich habe nichts mehr von ihr gehört außer einer Nachricht, in der es hieß, sie werde einige Zeit benötigen, um ihre Zeichnungen fertigzustellen, und käme nächste Woche vorbei.« Er blieb stehen und starrte seinen Freund an. »Nächste Woche? Wie soll ich es so lange nur aushalten?«
»Du könntest dir die Zeit vertreiben, indem du Miss Bellingham den Hof machst.«
»Sei nicht albern.« Reggie wischte den Vorschlag beiseite. »Ich habe kein Interesse an Miss Bellingham noch sie an mir.« Seine Miene hellte sich auf. »Obwohl sie ein feiner Kerl ist. Lady St. Stephens hat mir geschrieben, dass Miss Bellingham unseren Plan für recht amüsant hält und mit Vergnügen ihren Beitrag leisten möchte.« Er runzelte die Stirn. »Bin ich eigentlich der Einzige, der nichts Belustigendes darin erkennen kann?«
»Ich denke ja.« Marcus grinste.
»Im Grunde kann ich ja verstehen, dass man darüber seine Witze macht.« Reggie stieß langsam Luft aus. »Oder werde es vielleicht eines Tages.« Er begann wieder, auf und ab zu gehen. »Für die unmittelbare Zukunft aber muss ich einen Weg finden, um häufiger mit Miss Effington zuammen zu sein. Ich könnte vielleicht darauf bestehen, dass sie ihre Zeichnungen hier im Haus fertigstellt, oder sie bitten, das Ganze etwas zu beschleunigen. Oder sagen, dass es meiner Mutter wieder schlechter geht oder so etwas. Ich denke, wenn erst einmal Maler und Handwerker und wer immer sonst noch hier im Hause zugange sind, wird Miss Effington sicher ...«
»Du könntest ihr einen Besuch abstatten«, meinte Marcus beiläufig. »Das ist etwas, was Männer in deiner Lage gewöhnlich tun.«
»Auf keinen Fall.« Reggie schüttelte entschieden den Kopf. »Ich werde nicht zu ihr gehen und meine Gefühle vor ihr ausbreiten, ehe ich mir nicht sicher bin, dass sie sie auch erwidert, und ich kann einfach nicht fassen, dass ausgerechnet du mich zu so was ermutigst ...«
»Ich hab ja auch nicht gesagt...«
»Egal was ich empfinde, ich werde mich zurückhalten und mich in Geduld üben und all den anderen verdammten Tugenden, mit denen ich nie so überreich gesegnet war.« Reggie sah seinen Freund an. »Du hast ja keine Vorstellung, wie schwer es war, sie in den Armen zu halten, ihr in die Augen zu blicken und ihr zu verschweigen, was ich fühle.«
»Hast eben zu wenig Übung im Bezähmen deiner Impulse.« Marcus betrachtete ihn nachdenklich. »Dass du es jetzt geschafft hast, ist ungeheuer wichtig.«
»Das dachte ich mir ja auch.« Reggie hielt einen Moment inne, um die richtigen Worte zu finden. »Es ist wirklich sehr merkwürdig, Marcus. Gott weiß, dass ich mich auch früher schon verliebt habe ...«
»Oft genug, um den Überblick zu verlieren«, murmelte Marcus.
Reggie ignorierte ihn. »Aber diesmal ist es ganz anders. Miss Effington ist die Frau, die ich heiraten werde. Das weiß ich, wie ich noch nichts in meinem Leben gewusst habe.«
»Jetzt musst du nur noch sie davon überzeugen.«
»Und sie ist wirklich eigensinnig. Außerdem glaubt sie inzwischen bestimmt, dass alles, was sie über mich gehört hat, auch wahr ist. Dass ich einer bin, der sich Freiheiten herausnimmt, in dunklen Gärten Küsse stiehlt, ohne einen weiteren Gedanken darauf zu verschwenden.« Reggie schnaufte verärgert. »Ich glaube, bis ich sie überzeugt habe, dass ich ein guter Ehekandidat und weit geeigneter für sie bin, als es irgendein Lord Perfect je sein könnte, gehen wir beide am Stock.«
»Wenigstens wird dann Ihr Kinnhaken nicht mehr ganz so gemein sein.«
»Das wäre jedenfalls schon mal etwas.«
Ein resolutes Klopfen ertönte von der offen stehenden Bibliothekstür. Higgins erschien im Eingang und trug ein Tablett mit einer Brandy-Karaffe und drei Gläsern.
»Kommen Sie rasch, Higgins«, meinte Marcus lächelnd. »Lord Berkley und ich erörtern Themen von großer Tragweite, und ein guter Brandy ist ein unverzichtbares Requisit bei solchen Gesprächen.«
»Wie eh und je, Mylord.« Auch wenn Higgins in ruhigem Ton sprach, schwang darin doch eine ganze Welt an Bedeutungen mit.
Reggie verkniff sich ein Lächeln. Higgins wusste so gut wie Marcus und Reggie selbst, welche undurchführbaren Projekte und Intrigen im Lauf der Jahre in diesem Raum ausgetüftelt
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