Flammende Sehnsucht
sich zu ihr hinüber. »An deiner Stelle würde ich schon einmal anfangen, drüber nachzudenken, wofür du die vierzig Pfund ausgeben willst.«
»Ja, großartig«, blaffte sie zurück.
Offensichtlich würde sie diese Wette gewinnen. Berkley hatte nicht die geringste Chance. Der Sieg war fast zum Greifen nah.
Warum hatte sie dann ein Gefühl, als würde sie verlieren? Und etwas weit Wichtigeres verlieren als diese vierzig Pfund?
»Haben Sie gewusst, dass die Effingtons nicht gerne verlieren?«, sagte Lady St. Stephens leise, als sie und Reggie sich durch den Saal bewegten.
»Das war mir offenbar entfallen«, erwiderte Reggie trocken. »Haben Sie eine Idee, was ich jetzt tun sollte?«
»Ja. Nein. Vielleicht.« Lady St. Stephens blieb kurz stehen, um eine überaus wissbegierige Matrone zu begrüßen, die ihre Worte zwar an Cassies Schwester richtete, dafür aber ihn neugierig ins Visier nahm. Reggie sah geradezu, wie sich die Rädchen in ihrem Hirnkasten drehten. Er lächelte unverbindlich und brachte Lady St. Stephens resolut wieder auf Kurs.
»Nun, damit haben wir wohl eine endlose Klatschlawine losgetreten«, murmelte sie.
Reggie verkniff sich ein Grinsen. »Meinen Sie: Lady St. Stephens in Gesellschaft des berüchtigten Lord Berkley?«
»Sie brauchen sich gar nicht so zu freuen.«
Sie sah ihn an und lächelte.
»Obwohl - ich habe mich ja schon des Längeren mit Klatsch und Skandal abgefunden und gebe nicht viel darauf. Aber, was Ihr Dilemma betrifft« - sie runzelte nachdenklich die Stirn - »so scheint mir, dass Sie, nachdem Cassie Ihnen eine Miss Wonderful präsentiert hat, ihr auch unbedingt einen Lord Perfect vorstellen müssen.«
»Warum denn?« Er schüttelte den Kopf. »Macht das nicht alles nur noch schlimmer?«
»Es ist wohl ein Risiko, aber momentan haben Sie kaum eine andere Wahl. Sie wollen ihr doch begreiflich machen, dass sie mit einem Lord Perfect mitnichten glücklich würde, was sie vermutlich schon jetzt einzusehen beginnt. Diese zunehmende Einsicht, gekoppelt mit ein wenig Eifersucht, weil Sie Miss Bellingham irgendwelche Aufmerksamkeiten bezeigen ...«
»Eigentlich will ich Miss Bellingham nicht zum Narren halten«, meinte er rasch. »Ich fände es schrecklich, wenn sie glaubte, ich hätte ernsthaftes Interesse an ihr.«
»Mein lieber Lord Berkley, Miss Bellingham ist eine der Schönheiten der Saison und wird mit Sicherheit eine ausgezeichnete Partie machen. Ja, ich würde behaupten, dass ein wenig Aufmerksamkeit von Ihrer Seite bei all den Verehrern, die sie hat, gar nicht groß ins Gewicht fällt.«
Er zog die Augenbrauen hoch.
»Oh je, ich hab das nicht ganz so gemeint, wie es klang. Und ich finde Ihre Besorgtheit um sie bewundernswert. Ich halte Miss Bellingham für eine junge Dame, die unser Vorhaben goutieren würde. Ich werde mit ihr sprechen und ihr Einverständnis erbitten.«
»Ich danke Ihnen.«
»Und nun wird, wie ich schon sagte, Cassies Erkenntnis, dass Lord Perfect überhaupt nicht zu ihr passt, zusammen mit der Eifersucht, die sie mit Sicherheit bei Ihrem Flirt mit Miss Wonderful packt, uns eine Menge Unterhaltung bescheren.«
»Unterhaltung?«
»Habe ich Unterhaltung gesagt?« Lady St. Stephens hielt abrupt inne und starrte ihn mit exakt dem Blick unschuldigen Erstaunens an, den er bereits von Cassandra kannte. »Ich meinte Resultate. Die gewünschten Resultate. Ja, das habe ich gemeint.«
»Natürlich«, murmelte er und betrachtete sie einen Mo-ment lang. »Lady St. Stephens, Sie sind doch auf meiner Seite, oder?«
»Seien Sie nicht albern, Mylord. Wenn ich auf irgendeiner Seite stehe, dann auf der meiner Schwester. Zum Glück für Sie bin ich der Meinung, dass Cassies Seite und Ihre« - sie grinste - »ein und dieselbe sind.«
8
Es gibt nichts Beängstigenderes im Leben, als festzustellen, dass sich unsere geliebte Schwester in ein völligfremdes und erschreckendes Wesen verwandelt hat. Eine Frau.
Reginald, Viscount Berkley
Seit drei vollen Tagen habe ich sie nicht mehr gesehen, Marcus. Seit Lady Pugets Ball. Offenbar verkehren wir nicht mehr in denselben Kreisen.« Reggie schritt die Schmalseite der Bibliothek auf und ab. »Sie weicht mir aus, dessen bin ich mir sicher.«
»Ich dachte, sie richtet dein Haus ein?« Marcus saß in einem der großen Lederohrensessel, die zum behaglichen Inventar von Berkley House gehörten, seit Reggies Vater ein Kind gewesen war. Er betrachtete seinen Freund mit unverhohlener Belustigung. »Solange du fest und
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