Flammende Sehnsucht
und gesponnen worden waren, befördert von Brandy oder - die seltenen Male, die sie als Kinder in London waren - von Süßigkeiten und Kuchen.
Higgins stellte das Tablett ab und goss zwei Gläser ein.
»Higgins.« Reggie wies mit dem Kopf auf das dritte Glas. »Auch wenn wir höchst verwickelte Strategien zu entwerfen haben, wird wohl keiner von uns mehr als ein Glas benötigen.«
»Verzeihung, Sir«, antwortete Higgins freundlich.
Marcus erhob sich und durchquerte den Raum, um sich ein Glas zu holen. »Nun, ich werde dich wissen lassen, wie ich mit meinem Beitrag vorankomme.«
»Deinem Beitrag?« Reggie nahm einen Brandy entgegen, und Higgins zog sich umgehend zurück. Reggie registrierte, dass er das dritte Glas vergessen hatte, und fragte sich, ob der alte Knabe schließlich doch dem Alter erlag - obwohl er im
Grunde nicht wesentlich älter war als Reggies Mutter. Selbstverständlich behauptete die, noch immer im Sterben zu liegen. »Und was genau wäre dein Beitrag?«
»Du meintest, du müsstest sie öfter sehen.« Marcus hob triumphierend sein Glas. »Nun, ich habe es in die Wege geleitet.«
»Ist das wahr?« Reggie lächelte. »Ich hatte gehofft, dass du mich nicht im Stich lässt.«
»Habe ich doch noch nie.«
Reggie kannte Marcus viel zu gut, um auch nur den geringsten Zweifel daran zu haben, dass er sich etwas Kluges hatte einfallen lassen. Im Laufe ihrer langen Freundschaft mochte Reggie ihn zwar zu allen möglichen zweifelhaften Unternehmungen angestiftet haben, ebenso oft aber hatte Marcus Wege gefunden, die Scharten auszuwetzen, die Reggie unabsichtlich geschlagen hatte.
»Darf ich fragen, was genau du da in die Wege geleitet hast?«
»Meine Frau will auf Holcroft Hall eine Landpartie veranstalten. Eine dieser Festivitäten, die sich über mehrere Tage hinziehen, mit allen möglichen Tagesaktivitäten im Freien und geselligem Zusammensein am Abend. Eine Sache, die entweder großartig oder tödlich wird.«
»Oh ja.« Reggie schlürfte seinen Brandy. »Wie etwa das letztjährige Debakel in Gifford Court.«
Marcus schüttelte sich. »Wir werden uns bemühen, Derartiges zu verhindern. Gwen kümmert sich natürlich um die Details, aber ich stelle mir einfach ein paar Tage Landleben vor - einen Urlaub von der Stadt - für unsere engsten Freunde. Etwa ein Dutzend, denke ich. Die Einladungen sind schon verschickt. Für dich ist es die ideale Gelegenheit, Miss Effington näherzukommen. Sie ist natürlich eingeladen, ebenso wie Lord und Lady St. Stephens, plus Miss Bellingham und ihre Mutter.« Marcus lächelte selbstzufrieden. »Du kannst mir sofort danken oder auch später, wenn es dir lieber ist.«
»Wirklich erstaunlich, dass Gwen das alles so kurzfristig arrangieren konnte. Vielleicht sollte ich ja lieber ihr danken.«
»Kannst du auch, wenn du willst.« Marcus zuckte die Achseln. »Sie hatte es allerdings sowieso für nächsten Monat geplant. Es schon in vier Tagen zu machen, war meine Idee.«
Reggie zog die Brauen hoch. »Und sie war einverstanden?«
»Einverstanden ist vielleicht ein zu freundlicher Ausdruck.« Marcus schnitt eine Grimasse. »Sagen wir, als ich ihr meine Gründe darlegte, und angesichts dessen, dass sie dich ja genauso dringend verheiratet sehen will wie du, war sie dem Vorschlag schließlich zugänglich.«
»Zugänglich?«
»Zugegeben, ich musste ihr einiges dafür versprechen.« Marcus grinste. »Das meiste aber recht angenehm.«
»Vier Tage Wartezeit, bis ich Miss Effington wiedersehe, das ist auch nicht wesentlich kürzer als eine Woche. Die Umgebung allerdings wird weit förderlicher sein, um ...«
»Wohl um sich allmählich zu ihrem Herzen vorzuarbeiten?«
»Richtig.« Reggie lachte. »Großartiger Plan, Marcus.«
Sofort stieg seine Stimmung. Eben noch war er sich unsicher gewesen, was er in seinem Bemühen, Cassandras Herz zu gewinnen, als Nächstes anstellen sollte. Er konnte sie ja nicht einfach aus ihrem Haus zerren und sie zwingen, mit ihm zusammen zu sein - so verführerisch die Vorstellung auch war. Und nun hatte er die Gelegenheit, in allernächster Zukunft viel Zeit mit ihr zu verbringen. Und noch dazu auf Marcus’ Landsitz, der direkt neben Reggies eigenem lag. Vielleicht ergab sich sogar eine Möglichkeit, ihr Berkley Park zu zeigen.
»Mein Dank ist dir gewiss, ebenso wie deiner Frau.« Reggie schlürfte seinen Brandy und überlegte kurz. »Das Einzige, was jetzt noch fehlt, ist ein Lord Perfect. Ich habe lange darüber nachgedacht und komme immer
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