Flammende Sehnsucht
das?«, murmelte Marcus.
»Keine Ahnung.« Reggie klang grimmig. »Aber das war das Furchterregendste, was ich je gesehen habe.«
»Hat sie gesagt, dass sie noch nicht debütiert hat?« Effington starrte wie gebannt auf die Tür.
Reggie und Marcus tauschten Blicke.
»Sie ist noch nicht einmal siebzehn, Effington«, knurrte Reggie.
»Und sie hat eine Familie, die sich sehr um sie sorgt«, fügte Marcus hinzu. »Wie auch Freunde, die es nicht zuließen ...«
»Ich mache es«, sagte Effington abrupt und sah sie an. »Ich helfe Ihnen, meine Schwester zu gewinnen. Ich finde Ihnen einen Lord Perfect oder was immer Sie benötigen.«
Reggie kniff die Augen zusammen. »Warum auf einmal?«
»Zum einen sehe ich mich noch immer nicht in der Lage, meine Schulden bei Ihnen zu begleichen. Und ich habe nicht gerne Schulden, keiner von uns hat das, obgleich wir uns zuweilen in solchen Engpässen befinden. Leider kann ich Ihnen auch nicht sagen, wann sich der Zustand meiner Finanzen wieder entspannen wird. Zum anderen« - und er blickte Reggie nun direkt in die Augen - »hege ich große Zuneigung für Cassandra, so wie Ihnen ja offenbar auch Ihre Schwester am Herzen liegt. Und ich wünsche mir nichts mehr als ihr Glück, fürchte allerdings auch, dass der von ihr eingeschlagene Weg nicht dahin führt.
Cassandra ist ungeheuer eigensinnig und gibt nur selten zu, sich womöglich geirrt zu haben. Ich stimme Ihnen zu: Ich glaube nicht, dass der Mann, den sie zu suchen glaubt, zu ihr passt. Vielleicht sind ja auch Sie nicht der Richtige für sie, aber keiner wird sie je dazu bringen, etwas gegen ihren Willen zu tun. Falls Ihr Plan funktioniert, so nur deshalb, weil Sie wirklich ihr Herz gewonnen haben. Außerdem«, grinste Effington, »verspreche ich mir von dieser Farce, die sie beide sich da ausgeknobelt haben, eine Menge Spaß. Es wird sicher sehr lustig.«
»Davon scheinen ja alle überzeugt zu sein«, murmelte Reggie.
»Hervorragend«, strahlte Marcus. »Und jetzt zu den Details.«
»Aber zunächst einmal.« Effington erhob sich, trat an den
Schreibtisch und griff nach der Brandy-Karaffe. »Ich finde, wir sollten das ein wenig feiern.«
Er füllte die Gläser der beiden anderen Männer und erhob das seine.
»Willkommen in unserer Familie, Mylord.«
»Das ist ja vielleicht etwas verfrüht, finden Sie nicht?«, meinte Reggie.
»Ganz und gar nicht«, versetzte Effington entschieden. »Meine Schwester hat offenbar endlich einen gefunden, der ihr das Wasser reichen kann. Sie ist das vielleicht sturste und willensstärkste Geschöpf, das mir je begegnet ist.« Er grinste. »Bis auf den heutigen Tag.«
Marcus lachte.
Reggie lächelte und hob sein Glas. »Also das, Effington, muss nun wirklich gefeiert werden.«
Einige Stunden und mehrere Brandy-Gläser später nahm Effington Abschied.
»Ich darf wohl sagen, dass das eine fruchtbare Zusammenkunft war.« Marcus starrte in sein leeres Glas.
»Sehr sogar.« Reggie lehnte in einem Ohrensessel und genoss das Gefühl, etwas geschafft zu haben.
Ein angenehmes Gefühl der Zufriedenheit lag in der Luft, das zweifellos auch vom Brandy befördert wurde, mehr aber noch von der Zuversicht, die auf Reggies fester und leidenschaftlicher Überzeugung beruhte, dass die drei Männer jeden eventuellen Fehler ihres Planes bedacht hatten, jede potenzielle Katastrophe, jedes mögliche Scheitern. Und tatsächlich gab es immer noch einiges, das entsetzlich falschlaufen könnte. Andererseits war man, wenn man alle Fallen bei diesem Unternehmen kannte, gegen mögliche Überraschungen gefeit.
Sie hatten sich darauf geeinigt, dass Effington den falschen Lord Perfect nach Holcroft Hall einschleusen sollte, und zwar am Tag nach Cassandras Eintreffen dort, damit Reggie Zeit blieb, Zweifel hinsichtlich der Ehe-Eignung des Tugends in Cassandras Herz zu säen. Und, falls notwendig, auch ein wenig Eifersucht auf Miss Bellingham in ihre Brust zu pflanzen.
Reggie betrachtete seinen Freund. »Glaubst du, dass er wirklich einen Lord Perfect findet? In nur drei Tagen?«
»Ich habe keine Ahnung.« Marcus runzelte die Stirn. »Aber er machte mir einen sehr zielstrebigen Eindruck.«
»Marcus.« Reggie starrte in sein mittlerweile leeres Glas. »Hast du gehört, was er über seine Finanzen gesagt hat?«
»Seine Finanzen?«
Marcus überlegte einen Moment.
»Du meinst das mit den Engpässen?«
»Ja. Er sagte, seine Familie befände sich in einer ernsten Notlage.«
Marcus runzelte die Stirn. »Ich glaube
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