Flammenherz (German Edition)
Augen wütend an, dann stürzte er sich auf mich.
»Du Miststück, dafür wirst du bezahlen. Was hast du mit mir gemacht, du Hexe«, schrie er und holte aus. Mit all seiner Kraft schlug er mir seine Faust gegen die Wange und für einen kurzen Augenblick wurde um mich herum alles schwarz. Ein unbeschreiblicher Schmerz hämmerte in meinem Kopf, ich taumelte und fiel rücklings auf den Boden.
Jetzt wusste ich, warum bei Comiczeichnungen immer kleine Sternchen um den Kopf wirbelten, wenn jemand niedergeschlagen wurde, denn ich sah sie ganz deutlich vor mir. Doch zum Jammern hatte ich später noch genügend Zeit, jetzt musste ich zusehen, dass mir die Flucht gelang.
Ich drehte mich um und versuchte auf allen Vieren ins dichte Unterholz zu kriechen, aber schon war er wieder bei mir und stieß mir seinen Stiefel mitten in den Bauch.
Laut stöhnend fiel ich zur Seite und krümmte mich. Ich bekam nur mühsam Luft und der Schmerz war so stark, dass eine Welle der Übelkeit mich erfasste. Ich konnte mich kaum bewegen und in diesem Augenblick erkannte ich, dass mein Versuch zu fliehen, gescheitert war. Jetzt würde ich sterben, daran gab es keinen Zweifel, aber vorher würde ich noch unendliche Qualen erleiden müssen.
Als er erneut zu einem Schlag ausholen wollte, hörte ich ein helles Sirren über mir und sah die weit aufgerissenen Augen des Soldaten. Mein Blick fiel auf seinen Oberkörper und ich erkannte den Dolch mit den blauen Edelsteinen am Schaft, der mitten in seiner Brust steckte.
Er starrte mich ungläubig an, dann sank er in sich zusammen und blieb regungslos am Boden liegen. Stöhnend versuchte ich mich aufzurichten, um zu sehen, wer den Dolch geworfen hatte, obwohl ich es bereits wusste. Und dann blickte ich in zwei sehr vertraute blaue Augen, die sich mir rasch näherten und ich konnte mein Glück kaum fassen.
»Seonaid«, Caleb ließ sich neben mich auf den Waldboden fallen und hob mich sanft in seine Arme. Mit schmerzverzerrtem Gesicht sah ich zu ihm auf.
»Träume ich jetzt oder bin ich etwa schon tot?«
»Nein, du träumst nicht und du befindest dich auch noch unter den Lebenden«, flüsterte er mir ins Ohr, als er mich fest an sich zog. Ich roch den mir bekannten Duft, eine Mischung aus Holz, Schweiß und Staub und schloss meine Augen.
»Tha gràdh agam ort”, raunte er kaum hörbar. Ich hob stöhnend eine Hand und strich ihm sanft über die Wange.
»Du bist es wirklich«, murmelte ich und konnte mich nicht an ihm sattsehen. Zur Antwort küsste er mich zärtlich auf den Mund.
Ich hörte Laub rascheln und dann näherten sich uns Schritte. Unwillkürlich zuckte ich zusammen, aus Angst, die anderen Soldaten könnten uns jeden Augenblick finden.
»Pssst, keine Angst, das sind nur unsere Männer«, sagte Caleb. Im nächsten Moment erschienen Seamus, Cameron und Sarin hinter ihm. Einige Sekunden später tauchten fünf weitere Männer auf.
»Sarin, du bist auch hier? Geht es dir gut?«, murmelte ich leise. Ich war überglücklich den Jungen wohlauf zu sehen und Sarin schien es genauso zu ergehen, denn er nickte freudestrahlend. In diesem Moment ertönte eine männliche Stimme aus der Richtung des Lagerfeuers.
»Edward, warum dauert das denn so lange? Beeile dich mal ein bisschen, wir möchten auch mal ran«, rief einer der Soldaten und alle anderen begannen schallend zu lachen.
»Seonaid, hast du eine Ahnung mit wie vielen Rotröcken wir es zu tun haben?«, fragte Caleb leise.
»Ich habe acht gezählt«, antworte ich. Er machte eine kurze Handbewegung und deutete nach rechts und nach links, woraufhin die anderen nickten und in die angezeigten Richtungen verschwanden. Dann richtete er sein Wort an Sarin.
»Du bleibst bei Janet und passt auf sie auf«, befahl er ihm. Sarin nickte und setzte sich sofort neben mich. Ich wollte Caleb sagen, dass er bei mir bleiben sollte, doch er legte den Finger auf meinen Mund.
»Pssst, keine Angst, ich bin gleich wieder bei dir«, versicherte er mir, bevor er lautlos wie eine Wildkatze zwischen den Bäumen verschwand. Sarin nahm mich in den Arm und wir beide lauschten angestrengt in die Nacht. Ich hatte furchtbare Angst und zitterte am ganzen Körper, doch meine Schmerzen hatte ich in diesem Augenblick völlig vergessen.
Kurze Zeit später griffen die Highlander an und lautes Kampfgeschrei war zu hören. Angestrengt versuchte ich zu erkennen, wer da schrie, ob es einer von unseren Männern war, vielleicht sogar Caleb, aber es waren zu viele Stimmen auf einmal.
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