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Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition)

Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Flammenkinder: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lars Kepler
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es versprochen«, unterbricht Ewa sie schneidend.
    »Ich will doch nur … könnte es nicht wirklich Geister geben?«
    Ewa packt ihr Ohr, hält es fest und zieht sie nach vorn.
    »Ich begreife einfach nicht, warum du so viel Spaß am Lügen hast, aber das hast du einfach«, sagt Ewa. »Das war schon immer so und es wird …«
    »Aber ich habe gesehen, wie …«
    »Sei still«, faucht Ewa und dreht Floras Ohr um.
    »Aua …«
    »Aber das dulden wir hier nicht«, sagt Ewa und dreht fester.
    »Bitte, hör auf … aua.«
    Ewa dreht noch etwas und lässt Flora dann los. Sie bleibt mit Tränen in den Augen und der Hand auf dem brennenden Ohr stehen, während Ewa ins Badezimmer geht. Nach einer Weile schaltet sie die Kaffeemaschine ein und kehrt in ihr Zimmer zurück. Sieschließt die Tür hinter sich, schaltet die Lampe an und setzt sich aufs Bett, um zu weinen.
    Sie ist immer davon ausgegangen, dass alle spiritistischen Medien nur so tun, als würden sie die Geister der Verstorbenen sehen.
    »Ich verstehe das nicht«, murmelt sie.
    Hatte sie den Geist etwa mit ihren Séancen angelockt? Vielleicht spielte es ja keine Rolle, dass sie nicht daran glaubte. Wenn sie die Geister rief und einen Kreis mit den Teilnehmern bildete, öffnete sich die Tür zur anderen Seite, und alle, die draußen warteten, konnten plötzlich einfach hereinkommen.
    Denn ich habe wirklich einen Geist gesehen, denkt sie.
    Ich habe das tote Mädchen als Kind gesehen.
    Miranda wollte mir etwas zeigen.
    Das ist nicht unmöglich, das muss passieren können. Sie hat irgendwo gelesen, dass die Energie von Toten nicht verschwindet. Zahlreiche Menschen haben behauptet, dass es Geister gibt, ohne deshalb für verrückt erklärt zu werden.
    Flora versucht, sich zu sammeln und Revue passieren zu lassen, was in den letzten Tagen geschehen ist.
    Das Mädchen ist im Traum zu mir gekommen, denkt sie. Ich habe von ihr geträumt, das weiß ich, aber als ich sie im Flur sah, war ich wach, das ist wirklich geschehen. Ich habe sie vor mir gesehen, sie sprechen gehört, ihre Gegenwart gespürt.
    Flora legt sich ins Bett, schließt die Augen und denkt, dass sie fast ohnmächtig geworden wäre, als sie hinfiel und mit dem Kopf auf den Boden schlug.
    Zwischen Toilette und Badewanne lag eine Jeans.
    Ich habe Angst bekommen, bin zurückgeschreckt und hingefallen.
    Auf einmal ist sie sehr erleichtert, als sie erkennt, dass sie auch beim ersten Mal vielleicht nur geträumt hat.
    So ist es gewesen.
    Sie schließt die Augen und lächelt in sich hinein, als sie plötzlich den seltsamen Geruch im Zimmer bemerkt, wie von verbranntem Haar.
    Sie setzt sich auf, und ihre Arme bekommen eine Gänsehaut, als sie sieht, dass etwas unter ihrem Kissen liegt. Sie richtet die Bettlampe darauf und schlägt das Kissen zur Seite. Auf ihrem weißen Betttuch liegt der große, scharfkantige Stein.
    »Warum schließt du nicht die Augen?«, fragt eine helle Stimme.
    Das Mädchen steht im Dunkeln hinter der Bettlampe und sieht sie an, ohne zu atmen. Seine Haare sind klebrig und schwarz von eingetrocknetem Blut. Das Licht der Lampe blendet Flora, dennoch sieht sie, dass die schmalen Arme des Mädchens grau sind und die braunen Adern sich unter der toten Haut wie ein rostiges Netzwerk abzeichnen.
    »Du darfst mich nicht ansehen«, sagt das Mädchen hart und schaltet die Lampe aus.
    Es wird stockdunkel, und Flora fällt aus dem Bett. Vor ihren Augen bewegen sich hellblaue Flecken. Die Lampe kracht auf die Erde, die Bettbezüge rascheln, und schnelle Schritte von nackten Füßen sind auf Boden, Wänden und der Tür zu hören. Flora krabbelt fort, rappelt sich auf und tastet nach der Tür. Sie zwingt sich, nicht zu schreien. Sie wimmert nur leise und versucht, ruhig zu bleiben, geht in den Flur und stützt sich an der Wand ab, um nicht zu fallen. Keuchend greift Flora nach dem Telefon auf dem Tischchen im Flur, aber es fällt ihr hin. Sie geht auf die Knie und ruft die Polizei an.

81
    ROBERT BIANCHI WAR HEREINGEKOMMEN und hatte Elin neben dem zerbrochenen Vitrinenschrank kniend gefunden.
    »Elin, was ist hier los?«
    Sie war aufgestanden, ohne ihn anzusehen. Blut lief ihren linken Arm herab und tropfte stetig von drei Fingerspitzen auf den Boden.
    »Du blutest …«
    Elin war über die Glassplitter auf ihr Schlafzimmer zugegangen, als er sie aufhielt und sagte, er werde ihren Hausarzt anrufen.
    »Ich will nicht, es ist mir egal …«
    »Elin«, rief er aufgewühlt. »Du blutest.«
    Sie betrachtete

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