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Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition)

Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition)

Titel: Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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packender Bettlektüre verholfen hatten.
    Wie jeden Herbst hatte Churchill seinen Freund auf Buck-shaw besucht. Als sie um den künstlichen See herumspazierten, hatte er Onkel Tar eine Zigarre angeboten (die Onkel Tar höflich ablehnte, denn seine ganz besondere Schwäche war ein Whiskey namens Pimm’s No. 2 Cup) und gesagt: »Es liegt Krieg in der Luft, Tarquin, das rieche ich. England kann es sich nicht leisten, einen de Luce zu verlieren.«
    Ich konnte die Stimme des bulligen Mannes direkt hören – bestimmt klang sie auch bei diesen Worten typisch churchillianisch.
    »Vielen Dank, Mrs. Mullet«, sagte Vater soeben, als ich wieder in die Gegenwart zurückkehrte. Damit bedankte er sich aber nicht für ihre Friedhofsgeschichten, sondern für die überfahrene Kröte, deren Überreste sie soeben vom Tisch entfernte.
    Daffy klemmte ihre Papierserviette zwischen die Seiten von Der Mönch und verließ wortlos das Zimmer. Seit, um es mit Daffys Worten auszudrücken, »schwere Zeiten wie bei Dickens« über uns hereingebrochen waren, hatte Vater die Stoffservietten eingezogen.
    Es dauerte nicht lange, bis Vater ebenfalls das Esszimmer verließ.
    »Erzählen Sie mir mehr über die Schweine und den Friedhof, Mrs. Mullet«, sagte ich, als wir allein waren. »In letzter Zeit beschäftige ich mich oft mit der Bibel. Ich habe sogar schon erwogen, ein Sammelalbum mit Tieren aus dem Neuen Testament anzulegen und …«
    »Das ist nichts für deine Ohren«, erwiderte sie schnippisch. »Mein Alf hat gesagt, Mr. Ridley-Smith hätt ihn gewarnt, dass es an der Kirche nicht eher geheuer ist, als bis der Gerechtigkeit Genüge getan wurde, und zwar im ganz großen Stil, was ich gut verstehen kann.«
    Ich wechselte die Taktik. »Unsinn. Das ist doch bloß Dorfklatsch. Vater hat uns immer vor Dorfklatsch gewarnt, und ich glaube, er hat recht damit.«
    Ich konnte selbst kaum glauben, dass ich das gesagt hatte.
    »Dorfklatsch, ach ja?«, schnaubte Mrs. Mullet empört, stellte den Stapel Geschirr, den sie eigentlich hinaustragen wollte, wieder auf den Tisch und stemmte die Hände in die Hüften. »Dann erklär mir doch bitte mal, wieso Dr. Darby Mrs. Richardson eine Spritze geben musste – nach dem, was sie auf dem Friedhof gesehen hat?«
    Ich ließ meinen Mund offen stehen. Am liebsten hätte ich obendrein noch gesabbert.
    »Bitte sagen Sie’s mir!«, bettelte ich. »Was hat Mrs. Richardson auf dem Friedhof gesehen?«
    Mrs. Mullet kämpfte sichtlich gegen ihren eigenen Wunsch an, verschwiegen zu sein. Vergebens.
    »Sie hat einen Geist gesehen, der direktemang aus seinem Grab geklettert ist!«, verkündete sie mit tiefer, heiserer Stimme. Ihre Augen, groß wie Untertassen, blickten ängstlich im Zimmer umher.
    »Und das am helllichten Tag!«, setzte sie hinzu. Und nach einer kurzen Pause: »Aber denk dran: Von mir hast du das nicht!«
    Obwohl mir mein Albtraum noch in den Knochen steckte, radelte ich nach dem Frühstück, wie von einem Magneten angezogen, wieder zur Kirche. Die frische Luft würde mir guttun, dachte ich. Eine Dosis zusätzlicher Sauerstoff würde das Salzwasser in meinen Adern aufpeppen.
    Doch schon von Weitem sah ich, dass mir der Weg versperrt war. Obwohl der blaue Vauxhall woanders parkte als gestern, stand er viel zu dicht an der Kirchentür. Diesmal saß nicht Sergeant Woolmer drin, sondern Sergeant Graves, der glücklose Verehrer meiner Schwester.
    Ich kam schlitternd zum Stehen, sprang von Gladys’ Sattel und duckte mich hinter die Friedhofsmauer. Wie sollte ich bloß an dem Mann vorbeikommen?
    Es ist doch immer wieder staunenswert, auf welche Weise das menschliche Gehirn arbeitet.
    Ich dachte an die Kirche, was mich wiederum an Kirchenlieder denken ließ, und schon hatte ich eine Eingebung – nämlich die Zeile: » Gottes Wege sind unergründlich, er tut Wunder ohne Zahl.« Lied 373.
    Na klar doch!
    Im Windschutz der Mauer sprossen schon die ersten Frühlingsblumen: Krokusse, Schneeglöckchen, Primeln, sogar ein Büschel Narzissen, deren Zwiebeln wahrscheinlich von irgendeinem Grab stammten, achtlos weggeworfen worden waren und hier Zuflucht zwischen den Steinen gefunden hatten.
    Ich pflückte ein hübsches Sträußchen, das blau, gelb und weiß in der Morgensonne leuchtete. Als i-Tüpfelchen wickelte ich eines meiner weißen Haarbänder um die Stängel und band es zu einer kunstvollen Schleife.
    So ausgerüstet, spazierte ich frech in Richtung Kirchentür.
    »Blumenschmuck für den Altar!«, verkündete ich und

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