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Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition)

Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition)

Titel: Flavia de Luce 5 - Schlussakkord für einen Mord: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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Vater?«
    »Der Colonel hat sich ebenfalls auf sein Zimmer zurückgezogen.«
    »Was geht hier eigentlich vor, Dogger?«, brach es aus mir heraus. »Ich habe schon vorn am Mulford-Tor gemerkt, dass irgendwas nicht stimmt. Was ist denn los?«
    Dogger nickte. »Du spürst es also auch, Miss Flavia.«
    Wir suchten beide vergeblich nach Worten, bis Dogger schließlich sagte: »Colonel de Luce hat einen Anruf bekommen.«
    »Wer denn?«, fragte ich. Ich war so aufgewühlt, dass ich nicht einmal mehr ein »von wem« herausbrachte.
    »Das weiß ich leider nicht. Der Anrufer wollte sich nicht vorstellen. Er bestand darauf, sofort mit Colonel de Luce zu sprechen, und nur mit ihm.«
    »Es geht um das Haus, stimmt’s? Buckshaw ist verkauft worden.«
    Plötzlich war mir glühend heiß bis auf die Knochen. Gleichzeitig gefror meine Seele zu Eis. Mir wurde übel.
    »Das weiß ich nicht«, antwortete Dogger wieder. »Der Colonel hat sich mir nicht anvertraut. Aber ich gebe zu, dass mir der gleiche Gedanke gekommen ist.«
    Wäre ich nicht Flavia de Luce gewesen, ich wäre unverzüglich in Vaters Zimmer marschiert und hätte von ihm eine Erklärung verlangt. Schließlich ging es auch um mein Leben, oder?
    Aber ich spürte, wie ich von Minute zu Minute älter wurde.
    Gib’s doch zu, Flavia, dachte ich. Du hast einfach nicht den Mumm, dich in die Höhle des Löwen zu wagen.
    Was mich aus unerfindlichen Gründen an Mr. Ridley-Smith und sein seltsam löwenähnliches Gesicht denken ließ.
    »Du, Dogger«, stellte ich rasch die Weichen um wie nach einem Eisenbahnunglück, »was würdest du sagen, wenn ich dich nach verkümmerten Daumenmuskeln, einer schlaffen Hand und schlurfenden Schritten fragen würde?«
    Dogger verzog keine Miene. »Ich würde sagen, dass du noch mal auf Bogmore Hall warst.«
    »Und wenn ich dir sagte, dass ich nicht dort war?«
    »Dann würde ich nachfragen, Miss Flavia.«
    »Worauf ich antworten würde, dass mir jemand begegnet ist, der alle diese Symptome aufweist, dazu runde, starrende Augen, weder Augenbrauen noch Wimpern, eine eingefallene Nase, fleckige, bräunliche Haut und einen finsteren Blick.«
    »Dann würde ich sagen: ›Gut gemacht, Miss Flavia. Eine treffende Beschreibung von Facies leonina – dem sogenannten ›Löwengesicht‹. Wäre es unpassend, wenn ich mich erkundigen würde, ob sich der Betreffende eine Zeit lang in Indien aufgehalten hat?«
    »Volltreffer!«, jubelte ich. »Auf Anhieb ins Schwarze! Vermutlich wieder ein klassischer Fall von Bleivergiftung, oder?«
    »Nein. Ein klassischer Fall von Morbus Hansen.«
    »Nie davon gehört.«
    »Das kann ich mir denken. Die Krankheit ist besser unter dem Namen Lepra bekannt.«
    Lepra! Jene grauenvolle Krankheit, vor der man uns in der Sonntagsschule gewarnt hatte, die grauenvolle Krankheit, mit der sich Vater Damian bei den Aussätzigen auf Molokai angesteckt hatte: weißliche, verkrustete, sich schälende Haut, bläuliche Geschwüre, verfaulte Nasen, abfallende Finger und Zehen, und zum Schluss fällt auch das Gesicht zu einer traurigen, unheilbaren Ruine zusammen. Die Aussätzigen auf Molokai, an die immer die Pennys aus den Sammelbüchsen der Sonntagsschule gingen.
    Lepra! Die heimliche Angst eines jeden Kindes im ganzen Britischen Weltreich.
    Dogger musste sich irren.
    »Ich dachte, daran stirbt man«, sagte ich.
    »Schon. Manchmal. Manchmal ruht die Krankheit aber auch und stellt sich jahrelang scheintot.«
    »Wie lange?«
    »Zehn, zwanzig, vierzig, fünfzig Jahre. Je nachdem. Dafür gibt es keine Faustregel.«
    »Ist sie dann noch ansteckend?« Ich verspürte plötzlich den Drang, mir sofort die Hände zu waschen.
    »Nicht so sehr, wie man sich das im Allgemeinen vorstellt«, antwortete Dogger. »Eigentlich überhaupt nicht. Die meisten Menschen sind von Natur aus immun gegen den Erreger – Mycobacterium leprae. «
    Schon immer hatte ich Dogger fragen wollen, woher er seinen unerschöpflichen Reichtum an medizinischem Fachwissen nahm, hatte mich aber bis jetzt beherrscht. Es ging mich nichts an. Noch die zaghafteste Frage nach seiner traumatischen Vergangenheit wäre ein unverzeihlicher Vertrauensbruch gewesen.
    »Ich kenne selbst einen Fall, bei dem die Bullae des Prodromalstadiums …«
    Er verstummte.
    »Ja?«
    Doggers Augen schienen ihre Koffer gepackt zu haben und an einen fernen Ort geflohen zu sein. In ein anderes Jahrhundert vielleicht, ein anderes Land, auf einen anderen Planeten. Erst nach einer ganzen Weile machte er wieder den

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