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Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag

Titel: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - Bradley, A: Flavia de Luce - Mord ist kein Kinderspiel - The Weed that strings the Hangman's Bag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Bradley
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entfernt, im dichten Nebel kaum zu erkennen, stand ein grauer Ferguson-Traktor auf dem Feld, und
eine Gestalt in grünem Overall und Gummistiefeln beugte sich über den Motor. Hier mussten die Geräusche hergekommen sein, die Meg gehört hatte.
    »Hallo!«, rief ich. Wenn man schon unbefugt irgendwo eingedrungen ist, macht man sich am besten selbst bemerkbar. (Obwohl ich diese Regel eben erst erfunden hatte, kam sie mir wie eine ziemlich brauchbare allgemeine Verhaltensmaßnahme vor.)
    Als sich die Gestalt aufrichtete und umdrehte, erkannte ich Sally Straw, das Mädchen von der Landarmee.
    »Tag«, sagte sie und wischte sich die öligen Finger an einem Lappen ab. »Du bist Flavia de Luce, stimmt’s?«
    »Stimmt.« Ich hielt ihr die Hand hin. »Und Sie sind Sally. Ich hab Sie schon auf dem Markt gesehen. Und ich habe immer Ihre Sommersprossen und Ihr rotblondes Haar bewundert.«
    Wenn man etwas erreichen möchte, trägt man Komplimente am besten möglichst dick auf.
    Sie grinste mich breit und ehrlich an und zerquetschte mir fast die Finger.
    »Du kannst mich ruhig duzen«, entgegnete sie. »Meine Freunde nennen mich Sal.«
    Sie erinnerte mich in gewisser Hinsicht an Joyce Grenfell, die Schauspielerin: ein bisschen männlich in den Bewegungen, sonst durchaus feminin.
    »Meine Fergie ist verreckt.« Sie wies auf den Traktor. »Vielleicht die Zündspule. Das passiert manchmal: der Motor überhitzt und - zack! - ist die Spannung weg. Dann muss man wohl oder übel abwarten, bis das Mistding wieder abgekühlt ist.«
    Da ich mich mit Motoren nicht auskannte, nickte ich nur wissend.
    »Was machst du überhaupt hier draußen?«
    »Ach, ich laufe nur so durch die Gegend. Ich gehe spazieren, könnte man auch sagen.«

    »Du hast’s gut. Ich komm nie mal weg. Na ja, jedenfalls nicht oft. Dieter hat mich ein paar Mal auf ein Bier ins Dreizehn Erpel mitgenommen, aber das gab jedes Mal einen Heidenaufruhr. Kriegsgefangene dürfen so was nämlich nicht. Jedenfalls war es während des Krieges verboten.
    Dieter hat mir erzählt, dass ihn deine Schwester Ophelia gestern zum Tee eingeladen hat.« Ihr Ton wurde ein bisschen argwöhnisch, wie mir schien. Ich merkte sofort, dass sie mich aushorchen wollte.
    »Stimmt.« Ich trat beiläufig gegen einen Dreckbatzen, schaute in die Ferne und tat so, als interessierte mich das Thema nicht. Freundin oder nicht Freundin, wenn ich tratschen sollte, musste sie mir gefälligst auch etwas bieten.
    »Ich habe dich bei der Marionettenaufführung gesehen«, sagte ich. »In der Kirche, am Samstagabend. Das war ja ein Ding, was? Das mit Mr Porson, meine ich.«
    »Es war furchtbar.«
    »Hast du ihn gekannt?«
    Das war vermutlich keine ganz faire Frage, und ich feuerte sie ohne Vorwarnung aufs Geratewohl ab.
    Sallys Miene wurde verschlossen, und sie zögerte eine Spur zu lange, ehe sie antwortete.
    »Ich … ich hab ihn schon mal gesehen«, sagte sie. Was ganz klar eine grobe Untertreibung war.
    »Vielleicht im Fernsehen?«, fragte ich unschuldig. »In Das magische Königreich ? Snoddy, das Eichhörnchen?«
    Kaum war es heraus, spürte ich, dass ich zu weit gegangen war.
    »Na schön«, erwiderte sie. »Worauf willst du hinaus? Na los - spuck’s aus!«
    Sie stemmte die Hände in die Hüften und sah mich unverwandt an.
    »Ich weiß nicht, was du meinst«, entgegnete ich.
    »Jetzt komm mir nicht so! Im Umkreis von fünfzig Meilen
weiß jeder, dass Flavia de Luce nicht bloß im Wald spazieren geht, um Farbe im Gesicht zu kriegen.«
    Im Ernst? Fünfzig Meilen? Ich hätte eher auf hundert getippt.
    »Gordon zieht dir das Fell über die Ohren, wenn er dich im Wald erwischt.« Sally zeigte auf das Verbotsschild.
    Ich setzte meinen betretensten Gesichtsausdruck auf, sagte aber nichts.
    »Was weißt du überhaupt von der ganzen Geschichte?« Sallys schwungvolle Gebärde schloss den Hof mitsamt seinen Feldern und Wiesen ein. Es war klar, was sie damit meinte.
    Ich holte tief Luft. Ich musste ihr vertrauen.
    »Ich weiß, dass Rupert schon lange herkommt, um sich mit Cannabis zu versorgen. Ich weiß, dass Gordon das Kraut an einer Stelle im Gibbet Wood anbaut - nicht weit von der Stelle, wo damals der erhängte Robin gefunden wurde.«
    »Und jetzt glaubst du, dass Dieter und ich in der Sache mit drinhängen?«
    »Keine Ahnung. Ich hoffe, nicht.«
    »Das hoffe ich auch«, sagte Sally. »Das hoffe ich auch.«

19
    R upert war ein … naja, ein Frauenheld«, sagte Sally sehr langsam, als widerstrebte es ihr, ihre

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