Flederzeit - Riss in der Gegenwart (Historischer Roman): 2 (German Edition)
machen?“ Sein Tonfall drohend, zornig – und wieder durchdrungen von seiner hochmütigen Selbstverliebtheit.
„Ich will überhaupt nichts von dir“, spie sie ihm entgegen. Was war es nur, dass sie sich immer wieder angifteten?
„Ach?“ Giftig auch er – in dem Zustand, den sie hasste! „Und wie gedenkst du, uns beiden zu erklären, mit welcher Eindeutigkeit dein Körper reagiert, wenn ich dich anfasse?“
„Lass deine Finger von mir!“
Ehe Johann mit vielsagender Miene ihr zu nahe kommen konnte, schlug Mila wild um sich, kreischend, schrill.
„Du bist ein verlogenes Luder“, wandte Johann sich mit abfälligem Schnauben ab. „Da überwinde ich mich, gebe mir Mühe, dir eine goldene Brücke zu bauen – und dann kommst du mir so?“
„Ah, so viel dann zu deiner Ehrlichkeit eben“, schleuderte sie ihm verächtlich hin. „Diese erlogene Freundlichkeit hättest du dir sparen können!“
Prompt seine Hände – nur an einem Arm diesmal, seine Fingerkuppen hart in ihrer Haut.
„Du tust mir schon wieder weh.“ Sie trat nach ihm. Wirklich sauer jetzt.
„Eine andere Sprache scheinst du nicht zu verstehen, du dumme ...“
„Geh weg von mir.“ Da traf sie.
Sich das Schienbein haltend, hinkte Johann rückwärts. Sein Gesicht wutverzerrt – im ersten Moment. Dann, völlig unvermittelt, glättete es sich. Und – er lachte?
„Gut, dann sind wir jetzt quitt“, meinte er leichthin. „Wahrscheinlich ist es besser, wenn ich jetzt gehe – damit sich unsere Gemüter wieder beruhigen können. Aber morgen ...“, er ließ seine Stimme, die nun wieder dieses tiefe Vibrieren enthielt, zusätzlich erhoben in der Luft hängen, „morgen komme ich wieder. Und dann ...“, sämtliche Härchen auf Milas Körper standen aufrecht, „dann setzen wir unser Spielchen fort.“
Das war ... also ... Noch ehe Mila auch nur hätte blinzeln können, war er von der Bildfläche verschwunden. Sie rang nach Luft, ihren verwirrten Körper nach Kräften zur Ordnung rufend. Wobei ... sie nichts ändern konnte. Weder an diesem seltsamen Gefühl noch daran, dass Johann ... oh Gott, weiterspielen wollte.
Er kam am nächsten Morgen zur selben Zeit. Ihr war klar gewesen, dass er diesmal nicht die geringste Schwäche zeigen würde. Mit einem heftigen Ruck zog er seinen Rappen am Zügel, um ihn aus vollem Trab zu stoppen, und schwang sich schon vorher aus dem Sattel. Seinen Mund zu einem wissenden Grinsen verzogen, kam er selbstsicheren Schrittes zu Mila herüber, die ihn im Türrahmen der Hütte beobachtete.
Nicht im Mindesten selbstsicher. Vielmehr zittrig und aufgeregt und ... Was tat sie hier?
„Dame Mila?“ Er war in angemessener Entfernung stehengeblieben. Verbeugte sich tief – und ebenso ironisch, verstand sich. Dazu sein Lächeln, so spöttisch es auch sein mochte. Sein linker Mundwinkel nach oben gezogen – und wie gespiegelt die rechte Augenbraue dazu.
Warum stand sie hier überhaupt, ihn erwartend – anstatt ihn, wie sonst, nicht zu beachten und dann eiskalt abblitzen zu lassen?
Weil er ein wirklich stattlicher und attraktiver junger Mann ist?, schlug sie sich grimmig vor – als der Arm dieses Mannes vorschnellte und sich kräftig um ihre Taille schlang und sie mit sich zog, hinein, in die Hütte. Er versetzte der Tür rückwärts einen nachdrücklichen Tritt, wirbelte Mila geschmeidig wie ein Tänzer einmal mit sich herum, sodass sie eineinhalb Drehungen lang ohne ihn weiterdrehte – während er sich in Hausherrenmanier entspannt zurückgelehnt auf einem Stuhl niederließ und sie ansah. Scheinbar unbeteiligt, als wäre ihm völlig egal, was jetzt geschehen würde – oder auch nicht.
Das war verstörend. Machte Mila unsicher, aufgeregt.
Doch das, was Johann vorgab, stimmt ja gar nicht, er täuschte es bloß vor. Er war Johann, dessen ganzes Leben darauf ausgerichtet war, alles und jeden so zu lenken, dass sich seine persönlichen Ziele erfüllten.
Und jetzt verfolgt er ein ganz bestimmtes Ziel: Mich.
Mila erschauderte. Und biss die Zähne zusammen, als sie nicht vor sich leugnen konnte, dass ihr das gefiel. Sehr gefiel.
„Was willst du?“, ereilte sie seine gleichmütige Stimme in diesem Moment.
„Was soll ich wollen?“, fragte sie zurück. Leider nicht annähernd gleichmütig. Eher schrill, in die Enge getrieben.
„Soll ich wieder gehen?“
Äh ...
„Willst du, dass ich dich allein lasse?“, wurde er freundlicherweise genauer.
Ja. Natürlich will ich das! Ich lege keinen Wert auf
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