Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fleisch ist mein Gemüse

Fleisch ist mein Gemüse

Titel: Fleisch ist mein Gemüse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Strunk
Vom Netzwerk:
nichts draus und
    schlaf dich erst mal richtig aus,
    Morgenstund hat Gold im Mund,
    doch damit siehst du auch nicht besser aus.»
    Truck Stop
hatten einfach magische Texte! Strickjacke flüsterte der breitkiefrigen Kaltmamsell während des Tanzens fortwährend etwas ins Ohr, worüber die, selbst auf der Bühne noch gut hörbar, meckernd lachte. Dem schweinischen Gesichtsausdruck nach zu urteilen, versuchte der Rauten-und-Zopf-Boysie mit einem Bombardement an versauten Witzen weich zu kochen. Beide wirkten sexuell aufgestachelt. Vielleicht hatte ja auch Roland Kaiser Wirkung gezeigt. Ich stellte mir eine dunkle Kammer vor, morgens um vier. Strickjacke, völlig nackt, bis auf seine Strickjacke natürlich, vergreift sich schwer atmend an den wabbeligen Oberarmen der Fleischereifachkraft.
    «Take it easy, altes Haus,
    wer morgens länger schläft,
    hält’s abends länger aus.
    Fang deinen Tag doch später an,
    dann bleibst du abends länger dran.»
    Das Pärchen begab sich nach diesem Titel leider gleich wieder an den Tisch zurück, und niemand machte Anstalten, nachzurücken. Jetzt waren wir gefragt. Die Leute mussten in Schwung gebracht werden!
    «Pipi ist kein Name und auch kein Getränk,
    mancher muss schon rennen, wenn er nur an Pipi denkt.
    Liebling, lass und tanzen, das tut dem Blutdruck gut.»
    Wir bemühten bereits jetzt Mooooaaaarius, die Geheimwaffe gegen tanzunlustige Bauerntölpel. Der drahtige Rumpelrocker Marius Müller-Westernhagen war der unumstrittene King von ALLEM. «Ej, Musik, könnt ihr nicht ma ein von Mooooaaarius?» Oder auch
Muuaaarioouus
ausgesprochen. Oder
Mooooooijus
. Trotz King war Marius ein Kumpeltyp. Doch noch waren die Leute nicht bereit für ihren Helden. Also
Klaus und Klaus
:
    «Nach Flut kommt die Ebbe, nach Ebbe die Flut,
    die Deiche, sie halten mal schlecht und mal gut.
    An der Nordseeküste.»
    Auch nicht. In der nächsten Viertelstunde verrichteten
Tiffanys
einen einsamen Job. Dann endlich war der Bann gebrochen: Wild tanzend enterte
Es ist noch Suppe da
die Tanzfläche. Mit nicht für möglich gehaltener Geschicklichkeit wirbelte er seine Partnerin durch den Saal: Wie ein wilder Stier zog, stieß undschüttelte er an der Gott sei Dank robust wirkenden Blondine herum, dass man es mit der Angst zu tun bekam. Jeder Knochen würde ihr am nächsten Tag wehtun. Aber vielleicht war sie ja auch kein Mensch, sondern ein Dummy oder eine Rotkreuz-Übungspuppe? Der Typ verrichtete Schwerstarbeit. Hochkonzentriert, mit starren Augen und puterrotem Kopf riss er an der armen Frau herum, verbrauchte in einer Viertelstunde mindestens 10   000   Kalorien und sang lauthals mit:
«Comment ça va, comme si, comme si, comme si, comme ça.»
    Das Fußvolk begab sich in die Startlöcher. Nachdem sie staunend die Ausnahmeleistung des Cheftänzers miterlebt hatten, gab es nun kein Halten mehr. Stramm gefüllt war das Parkett plötzlich! Am Tresen wurde bereits in drei Reihen angestanden. Es wurde heißer und die Luft immer schlechter. Ich hatte nach drei oder vier Bier Lust auf ein schönes Glas Weißwein. Je mehr Alkohol ich trank, desto mehr pochte das Blut in der Akneflechte. Halb elf, Phase zwei begann. Phase zwei dauerte immer ungefähr von zehn bis zwölf, hatte sich aber durch den lahmen Beginn nach hinten verschoben. In Phase zwei wurde zwischen primitiven Discoklassikern wie
It’s a real good feeling
und Bums-Oldies auch schon mal auf die Stimmungstube gedrückt. Und Stimmung hat in Deutschland einen Namen: Roberto Blanco! Wir hatten ein Medley seiner beiden Hits
Ein bisschen Spaß muss sein
und
Wer trinkt schon gern den Wein allein
im Programm:
    «Ich traf ihn in der kleinen Bodega,
    Er saß allein vor einem Glas Wein.
    Ich sagte: ‹Ay, Señor, was ist denn los mit dir?
    Da kann doch etwas nicht in Ordnung sein.›
    Am Tisch daneben saßen zwei Mädchen,
    Und ihre Gläser waren schon leer.
    Da hab ich nachbestellt und zu den Zwei’n gesagt:
    ‹Kommt setzt euch doch ein wenig zu uns her.›»
    Mehr aus Versehen hatte Norbert einmal statt
Mädchen Neger
gesungen, was dem Text eine völlig andere Wendung gab. («
Am Tisch daneben saßen zwei
Neger,
und ihre Gläser waren schon leer. Da hab ich nachbestellt und zu den Zwei’n gesagt: ‹Kommt setzt euch doch ein wenig zu uns her.›»)
Wir machten uns jahrelang eine Riesengaudi daraus, alle Mann hoch
Neger
ins Mikrophon zu brüllen, außer dem humorlosen Stiesel Gurki, der stoisch
Mädchen
sang. Ein subversiver Spaß, bei dem wir vor

Weitere Kostenlose Bücher