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Flieh, so schnell es geht!

Flieh, so schnell es geht!

Titel: Flieh, so schnell es geht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Bowler
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abgeschnitten? Ich fürchte, es ist ein bisschen zu kurz. Aber du musst zugeben, dass die Farbe wirklich gut ist.
    Mir ist nicht ganz klar, was daran die Herbstträume sein sollen. Die Farbe ist rotbraun, die gleiche Farbe wie bei Mutti. Aber egal, welchen Ausdruck man verwendet, Hauptsache es sieht anders aus als vorher.
    Gut. Nächster Schritt.
    Zurück ins Zimmer der Zwillinge. Das Tolle an dieser Familie ist, dass sie nicht einmal die Hälfte der Sachen benutzen, die sie haben – und sie haben Tonnen von Sachen, wie man sehen kann. Und weil alles so chaotisch ist, fällt ihnen gar nicht auf, wenn ich etwas mitgehen lasse. Selbst wenn sie merken, dass etwas fehlt, denken sie wahrscheinlich, dass sie es verlegt oder verloren haben.
    So, wir brauchen eine leere Plastiktüte. In diesem Haus gibt es die haufenweise. Die Leute hier kaufen alles im Supermarkt und lassen die Tüten einfach in der Wohnung liegen. Beim Einsteigen durchs Fenster habe ich eine Tüte unter dem Bett gesehen.
    Da ist sie. Prima. Schön groß. Halt mal – da ist etwas drin.
    Ein Pornoheftchen.
    Typisch. Dann müssen wir uns eine andere Tüte suchen, denn diese haben die Jungs mit Sicherheit nicht vergessen und würden sofort merken, wenn einer sie weggenommen hat. Womöglich denken sie dann, Mutti hat in ihrem Zimmer geschnüffelt. Das würde ihnen einen schönen Schrecken einjagen. Am besten, gar keinen Grund zum Argwohn geben.
    Das ganze Zimmer checken.
    Andere Tüten scheint es hier nicht zu geben. Schauen wir mal im Zimmer des Ältesten nach. Der kauft sich immer Computerspiele. Da müsste auch etwas für uns dabei sein.
    Bingo, jede Menge Plastiktüten. Wir nehmen die grüne da. Zurück ins Badezimmer. Die abgeschnittenen Haare kommen in die Tüte, der Rest wird den Abfluss hinuntergespült. Das Waschbecken trocken reiben, alles wieder an seinen Platz stellen.
    Jetzt die Sachen, die mir Mary gegeben hat.
    Ein komisches Gefühl, sich davon zu trennen, ich weiß nicht, warum. Ich denke immer noch an die alte Frau, ich habe nicht vergessen, dass ich sie enttäuscht hab. Aber ich muss die Klamotten wechseln, so wie ich die Haarfarbe gewechselt habe.
    Die ganzen Klamotten passen nicht in die Plastiktüte. Die Jacke und der Pullover gehen hinein, das T-Shirt auch noch. Der Rest nicht.
    Zurück ins Zimmer des Ältesten, noch eine Tüte. Am liebsten würde ich eines seiner Jacketts mitgehen lassen, aber wahrscheinlich sind sie zu groß für mich. Außerdem ist er ordentlicher als seine Brüder, er würde merken, dass ein Jackett im Schrank fehlt.
    Die Zwillinge würden nicht merken, dass etwas fehlt, abgesehen von dem Pornoheftchen. Was hier überall rumliegt, und weißt du was, Bigeyes? Das meiste lag schon beim letzten Mal hier rum, und davor ebenfalls.
    Nicht weil sie etwas benutzen und es an seinen Platz zurücklegen, sondern weil sie es überhaupt nicht benutzen. Sie wissen gar nicht, was sie alles haben.
    Frag mich nicht, woher ich das weiß.
    Gut. Zurück ins Zimmer der Zwillinge. Die Hosen runter, Strümpfe, Schuhe. Stopf alles in die Tüte. So, nun müssen wir Klamotten finden, die ganz anders sind als Marys.
    Und es müssen Sachen sein, die die Zwillinge seit einer Ewigkeit nicht mehr anhatten und daher nicht vermissen werden.
    Ein Blick in den Kleiderschrank. Guck dir das mal an, Bigeyes. Wozu hat man so viele Klamotten, wenn man sie doch nicht anzieht? Und genau das ist bei denen der Fall. Wenn ich die Jungen sehe, tragen sie entweder ihre Schuluniform oder einen Trainingsanzug.
    Mehr nicht. Sie tragen nichts anderes. Und ich hab dir noch gar nicht die Sachen im Wandschrank und in der Kommode gezeigt. Aber das wird gar nicht nötig sein. Was ich hier vor mir sehe, reicht schon.
    Also fangen wir an. T-Shirt, Hose, Gürtel, Strümpfe, Schuhe, Pullover.
    So einfach ist das. Und jetzt anprobieren.
    Passt. Besser als die Sachen, die mir Mary gegeben hat. Sogar die Schuhe drücken nicht, wie ich anfangs befürchtet hatte. Ein paar Sachen brauche ich noch.
    Eine Jacke mit Kapuze.
    Nichts Modisches. Es sollte eher langweilig aussehen, damit es nicht auffällt. So etwas gibt es hier nicht. Schauen wir mal im Wandschrank nach. Ja, der ist genau richtig. Ein grauer Anorak. Öde, aber passt. Den nehme ich. Noch etwas zum Schluss.
    Eine Brille.
    Beide Jungen tragen Brille. Ich brauche keine, werde sie also nicht viel tragen,

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