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Flieh, so schnell es geht!

Flieh, so schnell es geht!

Titel: Flieh, so schnell es geht! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Bowler
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ich eigentlich hätte tun sollen.
    Nämlich nachdenken!
    Vergiss Paddy. Vergiss das Messer. Vergiss, was du nicht getan hast. Bring dein Hirn wieder auf Trab.
    Telefonzelle.
    Ja, das ist es. Sage es laut.
    Â»Telefonzelle. Ruf an.«
    Ich bin wieder auf den Beinen und schaue angestrengt die Straße entlang. Alles ruhig in der Siedlung, aber wir müssen trotzdem vorsichtig sein, Bigeyes. Die Leute hier haben alle Radio und Fernsehen und wissen bereits von dem Jungen, nach dem die Polizei fahndet.
    So weit, so gut. Die Vorhänge zugezogen. Alles ruhig, nur das ferne Rauschen der City – und das freut mich jetzt sogar. Über den Weg zur Telefonzelle. Funktioniert der Apparat? Ja, der Wählton kommt. Gut. Denk nach und atme tief durch.
    Welchen Akzent? Am besten kann ich den schottischen nachmachen.
    Neun, neun, neun.
    Eine Männerstimme meldet sich. Ich will mit der Polizei sprechen. Er stellt mich durch. Jetzt meldet sich eine Frauenstimme.
    Â»Polizei-Hotline. Was kann ich für Sie tun?
    Verdammt, sie hat einen schottischen Akzent.
    Â»Kann ich Ihnen helfen?«
    Ich probiere es mit einem irischen Akzent.
    Â»Ich möchte etwas melden.«
    Klingt nicht sehr überzeugend, aber besser kriege ich es nicht hin.
    Â»Gut«, sagt sie. »Könnte ich vielleicht Ihren Namen und Ihre Telefonnummer haben?«
    Â»Nein, das können Sie nicht. Fragen Sie nichts und hören Sie einfach zu. Ich habe Informationen und die kriegen Sie von mir gratis. Aber sobald Sie anfangen, mich mit Fragen zu nerven, lege ich auf. Verstanden?«
    Â»Bitte. Nehmen Sie sich nur Zeit.«
    Die ist cool. Die klingt, als könnte sie nichts aus der Fassung bringen. Bei mir ist das anders. Ich japse und versuche ruhig zu bleiben und meinen irischen Akzent beizubehalten.
    Â»Ich habe ein Autokennzeichen für Sie. Notieren Sie es sich.«
    Ich diktiere es ihr. Gott sei Dank habe ich es nicht vergessen. Dann gebe ich ihr eine Beschreibung des Kleinbusses, ferner wo er geparkt stand und wie die Typen aussehen. Paddy spare ich mir bis zum Schluss auf. Ich könnte ihn ganz verschweigen, ich könnte ihn entwischen lassen, damit ich ihn mir später noch einmal vorknöpfen kann. Ein zweites Mal würde ich es nicht versieben.
    Bestimmt nicht.
    Aber ich muss ihn erwähnen, alles andere macht keinen Sinn.
    Â»Haben Sie sich alles notiert?«
    Â»Ja.« Das ist das erste Wort, das sie sagt, seit ich sie angeschnauzt habe. »Und der Name des Mannes ist Paddy?«
    Â»Ja.«
    Â»Gut. Wir haben es also mit sechs Männern zu tun, aber Sie kennen davon nur zwei namentlich. Paddy und Lenny. Ist das richtig?«
    Â»Ja. Und da ist noch etwas zu Paddy.« Ich sehe sein Gesicht, ich sehe die Schnittwunde, die ich ihm am Hals hätte beibringen sollen, wenn ich nicht im letzten Augenblick die Nerven verloren hätte. »Da ist noch etwas …«
    Â»Und das wäre?«
    Â»Er hat möglicherweise einen gebrochenen Unterkiefer.«
    Â»Wie das?«
    Â»Er hat einen Schlag mit einem Kricketschläger abbekommen.«
    Â»Von wem?«
    Ich antworte nicht. Ich muss nachdenken, meinen Akzent beibehalten. Ich darf keine Panik schieben. Ich hab schon zu viel gesagt, weil mein Kopf nicht klar ist.
    Â»Von wem?«
    Wieder antworte ich nicht. Ich verliere schon wieder die Nerven. In mir kocht es, ich stelle mir vor, was ich mit Paddy hätte tun sollen. Ich kapier nicht, warum ich es nicht getan hab.
    Atme tief durch, ruhig Blut. Die Frau spricht wieder.
    Â»Ich habe alles aufgeschrieben, aber Sie haben mir noch nicht gesagt, warum diese Information so wichtig sein soll.«
    Noch einmal tief durchatmen, langsam. Ich zwinge mich zum Sprechen.
    Â»Das Mädchen, das in dem Bungalow in Carnside erschlagen wurde.«
    Â»Ja?«
    Â»Sie wissen davon?«
    Dumme Frage. Selbstverständlich weiß sie davon. Doch sie antwortet mit derselben ruhigen Stimme.
    Â»Ja, ich weiß davon.«
    Â»Ich habe im Radio gehört, dass sie nach einem Jungen namens Slicky und nach einem Mädchen namens Becky fahnden.«
    Â»Richtig. Wissen Sie etwas über die beiden?«
    Â»Ich habe Slicky getroffen. Was ich Ihnen berichtet habe, weiß ich von ihm.«
    Â»Wo ist er jetzt?«
    Â»Ich habe keine Ahnung, und selbst wenn ich es wüsste, würde ich es Ihnen nicht sagen. Aber hören Sie, ich kenne ihn ein bisschen, er ist kein Mörder. Er ist ein etwas abgedrehter Junge von der Straße. Er

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