Flirt mit dem Tod
Aber so – eher unwahrscheinlich.«
Steve rieb sich über die stoppligen Wangen »Und damit kommen wir zum nächsten Problem. Unsere aktuelle Jane Doe scheint nicht in das Bild der anderen Opfer zu passen.«
»Nein, sie sieht nicht wie der Typ Frau aus, mit dem Dominic ins Bett gehen würde«, brachte Judy Paxton die Fakten auf den Punkt.
Elena dachte darüber nach, ob es überhaupt einen Typ Frau gab, der vor Dominic gefeit war. Dann verfluchte sie sich im Stillen für diese Gedanken und das Misstrauen, das sie ihrem Partner noch immer entgegenbrachte. So schnell würde sich das wahrscheinlich nicht ändern.
»Die Frauenleiche weist oberflächlich die gleichen …« Das Telefon auf dem Konferenztisch unterbrach Steve.
Bergen brach seine Wanderung ab und griff nach dem Hörer. Er meldete sich und hörte kurz zu. Dann bat er die Person am anderen Ende, zu warten, schaltete den Lautsprecher ein und legte den Hörer auf den Tisch. »Der Rest des Teams ist hier, also sprechen Sie, Dr. Connelly.«
»Hallo zusammen. Die gute Nachricht zuerst. Ich kann die Jane Doe identifizieren«, klang die Stimme der Pathologin blechern aus dem Lautsprecher. Im Hintergrund lief Musik – Bon Jovi . »Es handelt sich um Tammy Mayers, Künstlername Diamond. Sie ist einundvierzig Jahre alt und ihre Fingerabdrücke liegen im AFIS ein. Sie ist zwei Mal festgenommen worden wegen Ausübung der Prostitution und ein paar Mal wegen Drogenbesitzes, aber nichts Gravierendes.
Sie war eindeutig auf dem absteigenden Ast. An den Ellbogeninnenseiten habe ich alte vernarbte Einstichstellen gefunden, aber es sieht so aus, als hätte sie sich zumindest in der letzten Zeit nichts mehr gespritzt. Das Ergebnis der toxikologischen Untersuchung ist noch nicht da. Wenn ich das habe, sehen wir weiter. Ich melde mich wieder, wenn ich mit den Obduktionen durch bin.« Ohne ein weiteres Wort legte die Ärztin auf.
Im Besprechungszimmer herrschte Stille. Bergen stand mit dem Hörer in der Hand da und starrte auf die zerkratzte Oberfläche des Tisches, bevor er den Hörer vorsichtig auf die Gabel legte.
Ein Blick in die Runde zeigte, was alle dachten. Eine Nutte? Dominic würde doch wohl nichts mit einer drogensüchtigen Straßennutte gehabt haben?
Steve war der Erste, der etwas sagte. »Denkt nicht mal dran. Dom hat auf keinen Fall eine Nutte gevögelt. Dafür würde ich meine Hand ins Feuer legen.«
»Ach ja? Würden Sie das?«, schnarrte Bergen.
»Ja, das würde ich.« Steve stand auf und funkelte den Lieutenant wütend an.
»Setz dich wieder hin, Steve«, sagte Josh. »Der Punkt ist der, dass nun alle Welt glauben wird, dass er genau das getan hat – dass Dominic etwas mit einer Prostituierten hatte. Und da es eines der eigentlichen Ziele des Täters ist, Dominic durch den Dreck zu ziehen, ist es unerheblich, ob er tatsächlich mit ihr geschlafen hat oder nicht.« Er klopfte mit seinem Stift auf den Tisch und blickte in die Runde. »Wir sollten eines nicht aus den Augen verlieren. Wenn Vermont das eigentliche Ziel war, dann wurde Diamond möglicherweise nur deshalb getötet, weil der Überfall auf das eigentliche Opfer schiefgelaufen ist.«
Steve schlug Josh auf die Schulter. »So sehe ich das auch, Quantico.«
Josh rollte mit den Augen. »Wann hört ihr endlich auf, mich bei diesem dämlichen Spitznamen zu nennen?«
Bergen nahm seine Wanderung wieder auf. »Egal, was Sie meinen. St. James, Sie beschaffen sich die Akte der Dame bei der Sitte und klären, ob Coleman sie tatsächlich nicht kannte. Ich will das zu hundert Prozent in trocknen Tüchern haben. Sie, Winters, unterstützen sie dabei. Und bringen sie das Täterprofil auf das Laufende.
Paxton und Stowe, Sie durchleuchten Miss Mayers von vorn bis hinten. Ich will alles wissen, was es über sie zu wissen gibt, inklusive Verbindungen zu John Allen und den anderen Opfern. Die Wahrscheinlichkeit, dass es welche gibt, ist zwar nicht hoch, aber mehr können wir im Moment nicht tun.« Dann wandte sich der Lieutenant wieder Elena zu. »Was macht die Überprüfung von Colemans alten Fällen?«
Elena fühlte sich schuldig, weil sie die vergangene Nacht nicht damit verbracht hatte, die Fälle weiter durchzusehen, sondern mit Dominic zu schlafen. Ihre Wangen wurden ein wenig heiß. »Ähm … die Personen, die am besten ins Täterprofil passen, haben wir überprüft und bislang keinen Hinweis gefunden. Bei den restlichen sind wir noch nicht ganz durch.«
»Bleiben Sie dran«, schnauzte Bergen.
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