Flirt mit dem Tod
Wohnzimmer. Kopfschuss. Er prüfte sicherheitshalber die Vitalfunktionen des Mannes, richtete sich wieder auf und verließ das Haus.
Mit weichen Knien steckte er seine Waffe zurück ins Holster und lehnte sich gegen den Rahmen der Haustür. Sein Blick schweifte zu Elena, die mittlerweile aufrecht an Steves Wagen gelehnt dasaß und bei Bewusstsein war. Gott sei Dank. Neben Steve waren mittlerweile auch Judy Paxton, Rick Clancy und Jim Stowe sowie zwei Wagen des Sheriffdepartments am Tatort eingetroffen, ohne dass er etwas davon mitbekommen hatte.
Langsam stieg er die Stufen der Verandatreppe hinunter und ging auf seine Kollegen zu. Judy und Steve kamen ihm entgegen. Er erzählte ihnen eine Kurzversion der Geschehnisse.
»Judy, wenn der Rettungswagen kommt, begleitest du Angel Delaware ins Krankenhaus. Wie es aussieht, hat sie ihren Mann erschossen. Und sie hat Elena getroffen. Ich will also auf jeden Fall verhindern, dass sie uns ausbüxt.«
Judy nickte brüsk und lief zur Veranda, um die Frau, die auf ihre Kollegin geschossen hatte, zu bewachen, bis die Sanitäter kamen.
Dominic wandte sich an Steve. »Du fährst Elena in die Klinik. Sie soll nicht warten müssen, bis der nächste Rettungswagen kommt. Und bleib bei ihr. Wir haben hier genug Leute.«
Steve sah ihn fragend an. »Bist du okay?«, wollte er wissen. Auf Dominics Nicken hin drückte er ihm aufmunternd die Schulter. »Keine Sorge, ich kümmere mich um sie.« Er lief zu seinem Wagen zurück und Dominic starrte ihm hinterher. Als sein Freund sich zu seiner Partnerin hinunterbeugte, ließ er seinen Blick in der Luft über ihnen hängen. Er konnte Elena nicht ansehen. Er konnte nicht mit ihr sprechen. Zumindest nicht im Moment. Er konnte sich jetzt überhaupt nicht mit ihr beschäftigen. Seine Panikattacke war immer noch nicht abgeebbt.
Er würde sich erst beruhigen müssen, bevor er sich damit befasste, dass beinahe zum zweiten Mal einer seiner Partner gestorben wäre – wegen ihm. Aber Steve hatte recht. Bei seinem Kumpel war Elena in guten Händen. Solange er bei ihr war, musste er sich keine Sorgen um sie machen.
Mit einem Kloß im Hals wandte er sich an die Deputies des Sheriffdepartments. Er wies sie an, den Tatort abzusperren und die vereinzelten Schaulustigen, die sich allmählich einfanden, fernzuhalten. Dann forderte er ein Spurensicherungsteam an und erstattete Lieutenant Bergen telefonisch Bericht. Er musste sich beschäftigen. Er musste sich davon abhalten, über das nachzudenken, was gerade geschehen war.
*
Steve brachte Elena ins Krankenhaus, wie Dominic es ihm aufgetragen hatte. Sie wurde untersucht, geröntgt und mit Schmerzmitteln versorgt. Die Prellungen auf ihrem Brustkorb wurden fürsorglich eingesalbt. Anschließend verpasste man ihr ein hübsches hellblaues Krankenhausnachthemd und steckte sie ins Bett. Über Nacht sollte sie zur Beobachtung in der Klinik bleiben und sich ein paar Tage lang schonen.
Die Diagnose, die ihr ein freundlicher, älterer Arzt mit müden Augen überbrachte, war erträglich: zwei geprellte Rippen, diverse Hämatome, keine inneren Verletzungen. Jetzt musste sie nur noch warten, bis die Schmerzmittel anfingen zu wirken, und sie sich etwas entspannen konnte.
Steve blieb die ganze Zeit bei ihr. Er fing sich jede Menge böser Blicke von den Schwestern ein, weil er ständig das Handy am Ohr hatte und mit den Kollegen am Tatort telefonierte, um auf dem Laufenden zu bleiben. Nachdem er diesmal aufgelegt hatte, setzte er sich zu Elena auf die Bettkante. »Dominic ist auch hier. Er wird versuchen, Angel Delaware zu vernehmen.«
Sie wusste nicht, was sie davon halten sollte. Dominic hatte noch kein Wort mit ihr gewechselt, seit sie angeschossen worden war – sie hatte ihn seitdem nicht einmal zu Gesicht bekommen. Soweit sie wusste, hatte er sich auch noch nicht nach ihrem Befinden erkundigt. Sie hatte vorgehabt, die dienstliche Beziehung zu ihrem Partner neu zu definieren, doch der Schock, angeschossen worden zu sein, saß zu tief und machte es ihr im Moment unmöglich, kühl und gelassen zu bleiben.
Als Elena ihm nicht antwortete, erhob sich Steve wieder. »Ich werde dir ein paar Zeitschriften oder irgendwas holen, damit du dich beschäftigen kannst.«
Er ließ sie auch weiterhin nicht allein, kümmerte sich rührend um sie und las ihr jeden Wunsch von den Augen ab. Als der Abend anbrach, hatte Elena immer noch nichts von Dominic gehört, doch Steve hatte sie gut unterhalten. Sie plauderten
Weitere Kostenlose Bücher