Flirt mit dem Tod
wir das Bild der Jane Doe an die Medien weitergeben sollten. Vielleicht wird sie von jemandem erkannt.« Ihr Blick löste sich von seinem und wanderte tiefer, blieb an seinen Lippen haften.
Ob sie auch an den Kuss dachte? Seit er nach ihrem Krankenhausaufenthalt beschlossen hatte, sie als Partnerin zu akzeptieren, wurde die Zusammenarbeit immer besser.
»Ich werde mir von Bergen die Genehmigung holen, das Bild unserer Unbekannten in die Zeitung zu setzen«, sagte Dominic und erhob sich von seinem Platz, nur um ihr zu entkommen. Elena starrte ihn an, wenn sie sich unbeobachtet fühlte. Unter den Blicken ihrer ernsten grauen Augen wurde ihm ganz flau im Magen. Öfter als ihm lieb war, musste er an die Szene im Krankenhaus denken. Dabei kam Elena für ihn nicht infrage. Nicht, weil sie nicht sein Typ gewesen wäre – er hatte keinen Typ außer weiblich . Er fand sie hübsch, keine Frage. Vor allem, wenn er daran dachte, wie sie mit dieser unglaublichen Lockenmähne aussah, die er seit der Nacht im Krankenhaus nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte. Aber Elena gehörte zu den ernsthaften Mädchen, die nicht einfach nur zum Spaß Sex hatten. Um genau zu sein, machte Elena vermutlich überhaupt wenig einfach nur zum Spaß. In der Gegend herumzuvögeln gehörte auf keinen Fall dazu, also schlug er sie sich lieber aus dem Kopf.
Es war ein Gewinn, mit ihr zu arbeiten. Sie war mit einem klaren, analytischen Verstand gesegnet. Und sie hielt ihre beiden Schreibtische in Ordnung. Die Aktenvermerke wurden jetzt schneller geschrieben und ordentlich abgeheftet. Das bedeutete nicht, dass sie die ganze Schreibarbeit machte. Vielmehr zwang sie ihn dazu, seinen Teil zügiger zu erledigen.
Jack hatte einen positiven Einfluss auf ihn gehabt. Aber Elena war noch wesentlich perfektionistischer. Er genoss es, mit ihr zusammenzuarbeiten. Er hatte Spaß daran, sie zu ärgern und zu foppen. Das wiederum verursachte ein schlechtes Gewissen Jack gegenüber. Eigentlich sollte er keinen Gefallen daran finden, einen neuen Partner zu haben – das alles war ein verdammter Teufelskreis.
Noch bevor sich Dominic zu Bergens Büro aufmachen konnte, erschien der Lieutenant in ihrer Nische und betrachtete die Pinnwand. Sie hatten sie aufgestellt, um all ihre Fakten optisch darzustellen und die Verbindungslinien zu ziehen – nur dass sich zwischen den Opfern keine Verbindungslinien ziehen ließen.
Dominic brachte Christopher Bergen auf den neuesten Stand. »Wie Sie sehen, Sir, stecken die Ermittlungen in einer Sackgasse.«
»Dann schalten Sie Ihr Hirn mal ab. Machen Sie Feierabend und denken Sie an etwas anderes als diesen Fall.« Mit einem kurzen Winken verabschiedete er sich.
Elena ließ sich die Aufforderung, zu gehen, nicht zweimal sagen. Hastig erhob sie sich. »Ich bin weg. Wir sehen uns morgen.« Sie schnappte sich ihren Mantel und ihre Handtasche und drängelte sich aus der Nische.
Dominic sah ihr hinterher. Schnellen Schrittes verließ sie das Büro. Sein Blick blieb an ihrem Hintern hängen.
»Wirklich ein netter Arsch.«
Ertappt zuckte er zusammen. Neben ihm hatte sich Steve an die Wand gelehnt und starrte seiner Partnerin ebenfalls nach. Er brachte Elena immer noch jeden Tag einen Becher Kaffee ins Büro, was Dominic ärgerte, denn Elena wurde jedes Mal ein kleines bisschen rot und bedankte sich mit einem strahlenden Lächeln bei Steve.
»Ja, kann man nicht anders sagen«, stimmte er seinem Kumpel zu. »Wie sieht es bei dir aus? Fertig für heute?«
»Jepp.«
»Dann lass uns ins The Bullet gehen und was trinken.«
»Klingt gut. Ich fahr nur noch meinen PC runter.«
*
Als Elena das The Bullett betrat, entdeckte sie Judy Paxton, die an ihren Mann Bob gelehnt an der Bar saß. Soviel sie wusste, waren die beiden schon eine ganze Weile verheiratet, aber sie himmelten sich immer noch an wie Teenager.
Judy hatte sie ebenfalls gesehen und winkte ihr zu. »Hey, willst du dich zu uns setzen?«
»Danke. Aber ich treffe jemanden.« Selbst wenn sie ohne Verabredung ins The Bullet gekommen wäre, hätte sie sich nicht zu dem Paar gesetzt, um diese Zweisamkeit nicht zu stören. Judy als Detective beim Morddezernat und ihr Mann als Rauschgiftfahnder hatten sicherlich nicht viel Zeit, die sie gemeinsam verbringen konnten.
Das The Bullet war eine typische Polizistenkneipe, die alle Klischees erfüllte. Ein Ex-Bulle hinter dem Tresen, Polizeigroupies in den Ecken und Cops an der Bar, den Billardtischen und in den Sitznischen. Auf den
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