Flirt mit dem Tod
fesselt sie, quält sie, um ihnen zu zeigen, dass er über sie bestimmen und verfügen kann, wie es ihm beliebt. Das Erwürgen passt ebenfalls in dieses Bild. Es ist die letzte Machtdemonstration, die er an ihnen ausübt.
Die männlichen Opfer hingegen bedeuten ihm gar nichts. Sie sind einfach nur Mittel zum Zweck.
Der Täter ist kräftig genug, die Frauen zu überwältigen. Und er ist offensichtlich ein Typ, der nicht auffällt. Denn bisher hat ihn noch niemand bemerkt. Wir haben ihn auf keiner der Videokameras in Tatortnähe, es gibt keine Zeugen. All das spricht außerdem für eine sehr gute Ortskenntnis.«
»Hat er einen Job?«, fragte Elena.
Josh machte eine weitere Notiz auf dem Flipchart. »Schwer zu sagen. Wenn er einen Job hat, dann einen, der ihm die Freiheit gibt, in der Stadt herumzustreifen. Möglicherweise hat er flexible Arbeitszeiten, denn er schlägt sich die Nächte um die Ohren. Er könnte ein Vertreter oder Außendienstmitarbeiter sein. Aber er kann genauso gut gar keinen Job haben, weshalb ihm das Geld in den Kassen der männlichen Opfer nicht ungelegen kommt.«
»Wir reden also von einem Typen, wahrscheinlich in meinem Alter, der mich seit frühester Kindheit hasst, der vor sechzehn Jahren meine Freundin umgebracht hat und jetzt einen Haufen Morde begeht, um mich zu zerstören«, fasste Dominic zusammen. »Ich frage mich nur, was er in der Zwischenzeit gemacht hat. Wenn er Nina tatsächlich getötet haben sollte, dann hätte er einen Mord begangen und dann sechzehn Jahre lang die Füße stillgehalten. Das ist doch eher unwahrscheinlich, oder?«
»Du hast recht. Wahrscheinlich hat er weitere Taten begangen. Also habe ich das FBI gebeten, ungelöste Fälle mit dem gleichen Modus Operandi herauszusuchen, die in diesem Zeitraum passiert sind. Aber ich mache mir wenig Hoffnung auf einen Erfolg.«
Elena gab zu bedenken, dass der Täter im Gefängnis gewesen sein könnte. »Er könnte wegen Straftaten eingesessen haben, die nicht in unser Muster passen. Aber das können wir schlecht nachvollziehen.«
»Also bleiben meine alten Fälle alles, was wir haben. Wir müssen aus den Akten die herausfiltern, die einen Hass auf mich haben oder die früher meine Nachbarn waren. Und wir schauen uns meine nette Verwandtschaft an.«
»Genau. Nur mit einer Einschränkung. Elena und ich werden all das machen, während du dich heraushältst.«
Dominic stieß einen Laut aus, der irgendwo zwischen einem Knurren und einem sarkastischen Lachen lag. »Ja, sicher, Quantico.«
Josh drehte sich zu ihm um. »Es ist mir ernst. Wenn Bergen oder der Captain das mitbekommen, sind wir dran. Wir alle drei.«
Dominic spürte, wie sich seine Wangen in ein zorniges Rot verfärbten. »Das ist mein verdammter Fall. Hier geht es um mein – verdammtes – Leben, um meine Vergangenheit, und – verdammt noch mal – um meine Zukunft.«
Elena legte eine Hand beruhigend auf seine Schulter, bevor er aus dem Sessel springen konnte. Er hatte das starke Bedürfnis, Josh eine reinzuhauen.
»Wie wäre es, wenn du die Akten durchgehst. Du kennst sie sowieso am besten und kannst die Leute, die du hinter Gitter gebracht hast, viel besser einschätzen als wir. Wenn du eine Liste gemacht hast, knöpfen Josh und ich uns die Kandidaten vor. Parallel dazu könntest du mit deinen Verwandten reden. Dagegen kann Bergen nichts einzuwenden haben. Wenn du eine heiße Spur hast, gibst du uns Bescheid.«
Dominic war alles andere als einverstanden, aber er nickte.
Josh rieb sich den Nacken. »Na, das klingt doch ganz vernünftig.« Seinem Gesichtsausdruck nach war er ebenso wenig begeistert von Elenas Vorschlag. Er legte den Stift auf den Couchtisch und fuhr seinen Laptop herunter. »Es wird Zeit für mich, zu verschwinden. Halt die Ohren steif, Dom. Elena, wir sehen uns morgen.« Ein paar Minuten später hatte er seine Sachen zusammengepackt und Elena und Dominic allein zurückgelassen.
In dieser Nacht lag Dominic wach im Bett. In Elenas Gästezimmer. Nach dem Kuss, den Winters unterbrochen hatte, hatte es keine weiteren Annäherungen zwischen ihnen gegeben. Sie sahen Akten durch, bis Elena die Augen zufielen. Er entschied, dass es für diesen Abend reichte. Elena zeigte ihm sein Zimmer, wünschte ihm eine gute Nacht und verschwand in dem Raum, in dem sie sich in der Nacht zuvor geliebt hatten – miteinander geschlafen hatten, korrigierte er sich.
Er lag schon eine ganze Weile wach und starrte im Dunkeln an die Decke. Es war
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