Flirt mit dem Tod
Ein anonymer Anruf hat die Cops an die Ablagestelle geführt. Ich glaube, der Täter wollte Nina nicht töten. Aus irgendeinem Grund ist die Situation aus dem Ruder gelaufen – oder der Mord war eine Verzweiflungstat.« Während er sprach, schrieb Josh unablässig Stichpunkte auf das Flipchart. »Da die Tat nicht geplant war, wusste der Täter auch nicht, was er mit der Leiche anstellen sollte. Er musste sie schnell loswerden und hatte Angst, entdeckt zu werden.«
»Aber er hat trotzdem die Polizei gerufen«, überlegte Elena.
»Ja. Denn Nina war ihm nicht egal. Er wollte, dass sie gefunden wird. Er wollte nicht, dass sie der Verwesung ausgesetzt wird, oder zum Opfer wilder Tiere.«
»Weil sie ihm etwas bedeutete«, ergänzte Elena wieder.
»Er mochte sie. Vielleicht war er sogar in sie verliebt. Aber sie war ja vergeben. Und man darf nicht außer Acht lassen, wie wichtig Nina für Dominic war. Diese Bedeutung haben die aktuellen Opfer nicht für ihn.«
Elena tippte sich nachdenklich mit dem Zeigefinger gegen die Unterlippe. »Er missbraucht und tötet sie also nicht, um Dominic zu bestrafen?«
»Offensichtlich schon«, mutmaßte Dominic.
»Nein.« Josh hielt weitere Punkte fest. »Diese Frauen tötet er aus einem ganz eigenen, persönlichen Motiv. Lediglich die Platzierung der Opfer soll eine Verbindung zu Dominic herstellen. So schlägt er zwei Fliegen mit einer Klappe. Die Frage ist nur: Aus welchem persönlichen Motiv heraus tötet er die Frauen?«
»Und die zweite Frage ist, warum sind es Frauen, mit denen ich etwas hatte, die mir aber eigentlich nichts bedeuten?«
»Der Modus Operandi ist der gleiche wie bei Ninas Mord, doch jetzt sind die Taten überlegter und durchdachter. Während damals nichts geplant war und die Tat unstrukturiert ablief, waren die jetzigen Morde sehr wohl geplant. Deshalb wird es weitere Morde geben, wenn wir ihn nicht schnell genug aufhalten.«
Dominic lehnte sich nachdenklich in seinem Sessel zurück. »Und was spricht für einen Nachahmungstäter?«
»Hauptsächlich, dass der Modus Operandi gleich, die Ablagesituationen aber unterschiedlich sind. Dazu kommen die Fotoausschnitte, die wir bei den weiblichen Opfern gefunden haben, und von denen wir noch nicht wissen, was sie bedeuten. So etwas hatte Nina Richards nicht in der Hand.«
»Würde ein Nachahmungstäter nicht nach Möglichkeit alles genau gleich machen und den Täter bis ins kleinste Detail kopieren?«, fragte Dominic.
»Das ist möglich. Aber vielleicht wollte er den Taten trotz des Kopierens seine Handschrift verpassen. Das ist nicht ungewöhnlich und es bringt uns zu den Raubüberfällen. Dabei geht es ausschließlich um Dominic. Der Täter ist kein Räuber, aber er kopiert Vionellos Taten so exakt wie möglich. Mit diesen Morden baut er die Brücke von den weiblichen Opfern zu Dominic. Er will damit sagen: Ich kenne deine Vergangenheit. Ich kenne dein dunkelstes Geheimnis.«
»Aber was bezweckt er damit? Dass man Dominic für den Täter hält?«, fragte Elena.
Josh zuckte die Achseln. »Das ist möglich, aber unwahrscheinlich. Ich glaube eher, er will dich in der Öffentlichkeit bloßstellen und fertigmachen. Denn, was würde passieren, wenn er weiter tötet?«
Einen Moment schwieg Dominic. »Die Leute hätten Angst vor mir. Angst, mit mir in Verbindung gebracht und damit zu einem potenziellen Ziel zu werden. Sie würden sich von mir abwenden.« Er presste Daumen und Zeigefinger gegen die Nasenwurzel, um das Pochen zu lindern, das sich hinter seiner Stirn aufgebaut hatte.
»Bis du schließlich ganz allein dastehst«, führte Elena den Gedanken weiter. »Und dann?«
Josh blickte ihn ernst an. »Ob du das Endziel bist, kann ich nicht sagen. Ich glaube eher, der Täter will dir nur seine Macht zeigen. Er will demonstrieren, dass er die Kontrolle über dich und dein Leben übernommen hat.«
»Mit was haben wir es hier überhaupt zu tun? Ist er ein Psychopath oder ein Soziopath oder was?«
»Er ist sowohl Soziopath als auch Psychopath. Die große Frage, die sich mir stellt, ist das Warum? Was hast du getan, um jemanden so gegen dich aufzubringen? Warum macht er dich zum Mittelpunkt seiner kranken Taten?«
Dominic schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Ahnung. Ich habe mir den Kopf zerbrochen, was dahinterstecken könnte, aber ich habe keinen blassen Schimmer.«
»Genau das ist der Schlüssel. Wenn wir das herausfinden, haben wir unseren Täter.«
Elena trat vor das mittlerweile voll beschriebene
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