Flowertown - Die Sperrzone
lauschten auf die Kommandos und die Geräusche, die aus dem Gebäude über ihnen drangen. Guy drehte sich zu Ellie, die lächelnd in den Himmel blickte. Unten auf der Straße blinkten die gelben Lichter der Sicherheitslaster.
»Alles in Ordnung?«
Sie lachte. »Kannst du dir vorstellen, wie oft ich davon geträumt habe, als ich eingesperrt war? Jede Nacht habe ich davon geträumt, einfach aus dem Fenster zu springen und wegzulaufen. Und als man dann endlich die Gitter vor den Fenstern abmontierte, habe ich es nie getan. Es gab keinen Grund.«
»Heute Nacht hast du einen ziemlich guten Grund. Lass uns hier liegenbleiben, bis die Laster weggefahren sind.« Er griff nach ihrer Hand und hielt sie fest.
»Du hast also Bings E-Mails überwacht. Hast du meine E-Mails auch gelesen?«
Guy seufzte. »Ich nicht, aber die Informationen standen in deiner Akte. Bings E-Mail-Verkehr stand auch in seiner Akte, wurde aber nicht markiert. Er hat entweder Dreck am Stecken, ist dumm oder schafft es, sich durchzuwurschteln. Keine dieser Optionen ist mir sympathisch.«
Ellie hörte, wie sich die Bewohner von Ost Fünf lautstark beschwerten, als man sie im Hof zusammentrieb. Sie rollte auf die Seite und drückte sich eng an Guys Körper. Es war verrückt. Flowertown flog in die Luft und sie konnte an nichts anderes denken, als an den Geschmack, den sein Hals auf ihren Lippen hinterließ. Guy zog sie eng an sich; eine Hand legte er um ihre Hüfte, die andere vergrub er in ihrem Haar und drehte ihr Gesicht dem seinen zu. Sie küssten sich lange und feucht. Während Guys Hand langsam über ihren Körper wanderte, ließ Ellie ihre Augen geschlossen.
»Ist das meine Waffe?«
Sie presste ihre Lippen an seine.
»Ich wollte gerade genau das Gleiche fragen.«
Sie spürte, wie er die Waffe aus ihrem Hosenbund zog.
»Ist das meine Waffe?«
Ellie atmete lang und hörbar aus und wollte sich abwenden, aber Guy ließ das nicht zu. Er hielt ihr die Waffe vor die Augen.
»Ja. Das ist deine Waffe.«
»Kannst du schießen?«
Sie nickte.
»Gut so.«
Er überprüfte den Abzug und stopfte die Waffe zurück in ihren Hosenbund.
»Behalte sie. Benutze sie, wenn du musst, und zögere nicht. Wenn du diese Waffe zückst, dann drückst du auch ab. Ellie, ich weiß nicht, was heute Nacht passieren wird …«
Sie schloss ihre Augen, um die Emotionen in seinen Augen nicht sehen zu müssen. »Bitte nicht, Guy.«
»Hör mir zu.« Er umfasste ihr Gesicht mit seinen Händen. »Es ist mir egal, was alle sagen. Es ist mir egal, was sie vorhaben. Dr. Byrd und sein Team können mich mal am Arsch lecken. Du bist keine Waffe. Du bist keine Schachfigur. Was auch immer heute Nacht passieren wird, es geht auf ihr Konto. Nicht auf dein Konto und nicht auf das der Einheimischen. Ich weiß das jetzt. Ich werde sie und ihr verrücktes Manifest bloßstellen, und wenn es mich meinen letzten Atemzug kostet.«
Sie schmiegte ihre Stirn an seine. »Manifest?«
»Langsam wird mir alles klar. Ich hatte nie an den Impfstoff gedacht. Dieser ganze Irrsinn, den wir gefunden haben, als Porter das System gehackt hat.«
»Ah, du meinst die Spinnerdrogen? Die mich zum Ausrasten bringen sollen? Dafür ist es jetzt wohl zu spät.«
Guy rollte auf die andere Seite. »Dich können sie nicht mehr benutzen, aber sie haben andere Personen zu ihrer Verfügung. Personen, die in ihre Profile passen.«
»Wessen Profile?«
»Byrds, Tabors und Marcums«, antwortete Guy. »Das Psychologenteam.«
»Die BTM-Skala.« Ellie rieb sich die Augen und versuchte sich daran zu erinnern, was ihr Olivia gesagt hatte. »Tabor war der Arzt, der den Einheimischen Tipps gab, über das, was vor sich ging. Er hat ihnen von Horizont erzählt. Offensichtlich war ihm nicht wohl bei der ganzen Sache.«
»Das würde erklären, warum Dr. Tabor tot ist. Er ist der Einzige, dessen richtige Identität wir kennen. Gerüchten zufolge ist Marcum mittlerweile ausgestiegen. Aber wir haben ihre Akten und ihre Daten gelesen. Porter hat tief gegraben und ein paar ihrer alten Arbeiten gelesen. Die Typen sind geisteskrank. Byrd verfügt über einen säuberlich ausgearbeiteten Plan für die Inszenierung einer Massenkatastrophe, er hat Bücher darüber geschrieben. Diese Bücher haben uns überhaupt erst auf den Horizont-Plan und auf die psychotropischen Drogen gebracht. Wir konnten uns nicht vorstellen, dass Feno auch nur eines seiner Szenarien in die Tat umsetzen würde – bis wir Dutzende von C-4 Paketen unter zivilen
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