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Flowertown - Die Sperrzone

Flowertown - Die Sperrzone

Titel: Flowertown - Die Sperrzone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.G. Redling
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wie dieselbe Frau über die Trennwände hinweg tuschelte. Gott im Himmel, sie konnte nicht begreifen, wie Bing es dort unten aushielt. Wohl wissend, dass die Augen einer ganzen Horde Personalabteilungsbienen auf sie gerichtet waren, drehte sie sich auf den Stufen um und blaffte: »Bezahlen sie dich extra dafür? Kriegst du so etwas wie einen Schleimer-Bonus?«
    »Sie rufen dich halt schon seit einer Stunde aus.« Mit ihrer Betonfrisur und ihren zu großen Brillengläsern sah die Frau exakt wie alle schrulligen Bibliothekarinnen aus, die Ellie jemals gekannt hatte.
    »Ich war halt beim Arzt. Weil es halt Gesetz ist.«
    Alle anderen Mitarbeiter duckten sich in ihren Nischen, nur die Frau ließ sich nicht einschüchtern. »Weil du dich halt so sehr darum scherst, was Gesetz ist. Deshalb sind wohl auch die Anzüge hier.«
    Ellie ging die Treppen hinauf. Manche Leute machten sich wegen allem ins Hemd. »Die Anzüge«, so nannte man in Flowertown entweder Bundespolizisten oder leitende Feno-Mitarbeiter, Autoritätspersonen, die sich gerne einredeten, dass sie die Bevölkerung noch immer einschüchtern konnten. Und das konnten sie ganz offensichtlich, wenn Ellie danach ging, wie manche Leute noch immer nach ihrer Pfeife tanzten. Sie setzte ihr bestes Pokergesicht auf, das ihrem »Ist-mir-egal«-Gesichtund ihrem »Ich-wäre-gerne-noch-bekiffter« -Gesicht sehr ähnelte, und ließ sich Zeit beim Hinaufgehen. Niemand war im vorderen Büro. Das war kein gutes Zeichen.
    »Sie ist hier.« Die neue Kollegin war als Späherin eingesetzt worden und kündigte Ellies Ankunft an. Ellie hörte Big Martha unterdrückt fluchen, und als sie um die letzte Ecke bog, sah sie, wie ihre Chefin ihren kleinen Schreibtisch, der so weit wie möglich in die hintere Ecke des Büros gequetscht worden war, mit ihrem ganzen Körperumfang vor zwei Männern und einer Frau in aufeinander abgestimmten Anzügen beschützte. Sie hieß nicht ohne Grund Big Martha. Nicht zu Unrecht glaubte Ellie, dass die drei Anzüge mit dem neuen Mädchen im Schlepptau es nicht geschafft hätten, die korpulente Frau von der Stelle zu bewegen. Als sie Ellie erblickte, seufzte Big Martha jedoch und trat widerwillig einen Schritt beiseite.
    »Gibt es etwas, das ich wissen sollte?«, fragte Ellie.
    Big Martha warf ihr einen warnenden Blick zu und gab ihr mit ihren zusammengezogenen Augenbrauen zu verstehen, dass die Situation ernst war. »Du hast ganz schön lange gebraucht.«
    »Arzttermin.« Ellie richtete die Antwort an die drei spröde blickenden Anzüge.
    Das neue Mädchen sprach schnell. »Dein Termin war um halb zwölf.« Sie streckte ihren Arm mit der Armbanduhr nach vorne. »Es ist jetzt nach eins.«
    Ausdruckslos richtete Ellie ihren Blick auf die junge Frau, die ihm einen kurzen Moment lang standhielt, aber als die Sekunden langsam verstrichen, errötete sie. Niemand sprang ein, um ihr zu helfen, und Ellie ließ sie sich eine Weile winden, bis sie zu sprechen begann.
    »Werde nicht gleich feucht. Noch gehört der Job mir.«
    »Ich … das ist nicht …du solltest eigentlich …«
    Ellie verdrehte die Augen und ließ von ihr ab, um sich wieder den Besuchern zuzuwenden. Die dachten noch immer, dass sie irgendwie von Bedeutung wären.
    »Gibt es ein Problem?«
    Der kleinere der beiden Männer schlug mit einem braunen Umschlag auf seine Handfläche. »Sind Sie Eleanor Marie Cauley?«
    »Echt jetzt? Meinen Sie nicht, dass wir das hinter uns haben?«
    »Beantworten Sie bitte meine Frage. Sind Sie Eleanor Marie Cauley?«
    Mit einem Nicken bedeutete Big Martha ihr, zu antworten. »Ja. Ich bin Eleanor Marie Cauley. Aber meine Freunde nennen mich Lady Esmeralda von Wainright.«
    Als er das hörte, grinste der Mann, schlug aber weiterhin mit dem Umschlag auf die Handfläche.
    »Hallo, Ellie.«
    »Manche Leute nennen mich auch Ellie. Was Ihnen mehr zusagt, Agent….?«
    »Mister. Ich bin Mister Carpenter.«
    »Ah, Mister Carpenter.« Ellie nickte und äffte die aufgesetzte freundliche Körpersprache des vor ihr stehenden Mannes nach. »Keine Bundesbullen also? Nur einfache Arbeiter. Feno Chemical steigt in die Niederungen hinab und macht sich bei den Proletariern die Hände schmutzig. Kleiner PR-Gag?«
    »Wohl kaum.«
    Etwas an dem süffisanten Lächeln des Mannes ließ Ellie auf der Hut sein. Vielleicht war es die Art, wie er mit dem Umschlag auf seine Handfläche schlug, so, als sei darin ein goldenes Los,oder wie seine Kollegen ihn aus den Augenwinkeln heraus verfolgten und

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