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Flowertown - Die Sperrzone

Flowertown - Die Sperrzone

Titel: Flowertown - Die Sperrzone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.G. Redling
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überging.
    Lachend und japsend lehnten sie sich aneinander, beide plötzlich in verspätetem Angstschweiß gebadet. Die neue Kollegin, die sich während des Wortwechsels dezent abseits gehalten hatte, bückte sich und begann, die Büroartikel, die um den Schreibtisch herum verstreut lagen, aufzusammeln.
    »Was zum Teufel machst du da?«, fragte Ellie.
    »Aufräumen. Ich kann nicht glauben, wie die da gerade …«
    »Geh mir verdammt noch mal aus den Augen.«
    Die junge Frau hielt einen Stapel markierter Ordner wie einen Schutzschild vor ihre Brust. »Was?«
    »Du hast mich verstanden.« Ellie zeigte zum vorderen Teil des Büros. »Geh mir verdammt noch mal aus den Augen, du kleine Schleimerin.« Sie verstellte ihre Stimme und äffte sie in nasalem Tonfall nach: »Es ist jetzt nach eins. Dein Arzttermin war um halb zwölf.«
    »Na ja, war er ja auch!«
    Big Martha lachte und schüttelte ihren Kopf.
    »Herzchen, geh nach vorne. Geh einfach.«
    Das Mädchen warf die Ordner hin und stürmte mit Kullertränenin den Augen auf und davon. Sie sahen ihr hinterher, und Ellie stieß einen Seufzer aus, der den Rest ihrer Anspannung enthielt. Sie fühlte sich, als sei sie auf Stelzen gerannt. Big Martha starrte auf das Chaos vor ihren Augen.
    »Twinkies? Woher um alles in der Welt hast du die Twinkies?«
    Ellie nahm die Glöckchen-Dose, als wäre sie tatsächlich verzaubert. »Ich habe nicht die geringste Ahnung.«
    Sie sah Bing erst am Ende des Tages wieder. Big Martha beschäftigte das neue Mädchen vorne im Büro und ließ Ellie den Rest des Tages ihren durchwühlten Schreibtisch organisieren und aufräumen. Sie wollte das zertretene Twinkie als Zeichen des Sieges auf dem Boden lassen, aber sowohl sie als auch Big Martha wussten, dass die Rattengeschichte um einiges glaubhafter werden würde, ließen sie Leckerbissen wie diesen herumliegen. Sie brauchte keine dreieinhalb Stunden, um ihre Papierklammern und Scheren zu ordnen, aber die Zeit nahm sie sich. Mit jeder Minute, die sie damit zubrachte, Post-its zu ordentlichen kleinen Türmen zu stapeln, fühlte sie sich mehr bestätigt. Zugegeben, sie hätte keine Kisten innerhalb der roten Markierung auf dem Boden bewegen dürfen, aber Mr Carpenters kleines Inquisitionsmanöver schien doch etwas überzogen, bei allem was recht war.
    Als Bing dann endlich seinen Kopf um die Ecke zu ihrem Arbeitsplatz steckte, stützte sie gerade das Kinn auf die Handfläche und starrte auf die nunmehr wieder ordentliche Sperrzone.
    »Du bist noch hier. Das ist ein gutes Zeichen.«
    »Ich gehe davon aus, dass du von der ganzen Aufregung gehört hast.«
    »Hast du meine SMS nicht bekommen?« Bing senkte erregt seine Stimme in typischer Bing-Manier. »Ich wusste es. Ich hab dir gesagt, dass sie alles filtern.«
    Ellie zog ihr Mobiltelefon hervor und kontrollierte das Display. »Keine SMS.«
    »Siehst du? Siehst du?« Bing setzte sich auf seinen angestammten Platz auf ihrem Schreibtisch. »Sie haben dich gesucht und deshalb haben sie dein Telefon abgeschaltet.«
    »Ich bezweifle das, Bing. Wir haben einfach nur ein extrem beschissenes Netz.« Just in dem Moment piepste es zweimal. Zwei Nachrichten kamen herein.
    »Oh, sieh, da ist sie. ›Man ruft dich aus.‹ Das war deine Riesenwarnung? Danke, Alter. So viel zu deiner Filtertheorie.«
    »Im Gegenteil.« Bing verschränkte seine Arme. »Sie haben nach dir gesucht. Sie haben dein Telefon abgeschaltet. Jetzt sind sie mit dir fertig, also kommen deine Nachrichten wieder an. Sobald sie es durch den Sicherheitscheck geschafft haben.«
    »Nun, ich kann verstehen, warum sie diese SMS blockiert haben, Bing. Das ist wirklich eine ganz schön explosive Nachricht, die du da verschickt hast.«
    »Was hätte ich denn sagen sollen? ›Anzüge im Anmarsch. Versteck das Gras.‹«
    »Das wäre nett gewesen. Und übrigens«, sie lehnte sich nach vorne und berührte sein Bein. »Wo
ist
mein Gras?«
    Bing lachte. »Ich habe es genommen. Du hast meins genommen.«
    »Nein, du hast mich während deines Wutanfalles mit deinem Gras beworfen. Und was soll das mit den ganzen Twinkies? Du weißt genau, dass ich die hasse.«
    »Ich weiß.« Bing trat gegen ihren Stuhl. »Deshalb habe ich die dagelassen, um dir eine Lektion zu erteilen.«
    »Du hast mir eine Lektion erteilt, allerdings. Ich muss einen besseren Platz finden, an dem ich mein Gras auf der Arbeit verstecken kann.« Ellie schüttelte den Kopf. »Du hättest diesen Typen sehen sollen, Bing. Das war mal ein

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