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Flowertown - Die Sperrzone

Flowertown - Die Sperrzone

Titel: Flowertown - Die Sperrzone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S.G. Redling
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sterilisiert worden war. Zusätzlich sollten Hochfrequenz-Störwellen verhindern, dass Wildtiere, die die gefährliche Chemikalie in sich trugen, entkommen konnten. Wer oder was auch immer nach Flowertown hineinkam, würde extreme Schwierigkeiten haben, wieder herauszukommen.
    Das galt auch für jede Art von Umweltverschmutzung. Innerhalb der kontaminierten Zone war offenes Feuer untersagt. Sicherheitsingenieure hatten sogar ein Rauchverbot für die ersten sechs Monate durchsetzen wollen, merkten aber schließlich, dass der menschliche Wille zur Kooperation Grenzen hatte. Der Müll wurde streng kontrolliert. Hunderte von Leuten wurden einzig und allein dafür eingestellt, Papierschnipsel und Kaugummireste aufzusammeln, damit diese nicht aus dem Verwahrungsbezirk geweht wurden. Recycling war Pflicht, und es war gesetzlich vorgeschrieben, dass die Verpackung von eingeführten Lieferungen auf ein absolutes Mindestmaß zu reduzierensei. Das Resultat der sorgfältigen Sicherheitsverwahrung und Gesetzgebung war, dass Flowertown, der verseuchteste Ort der Welt, auch der fortschrittlichste Ort in Sachen Umweltschutz war. Diese Ironie blieb allerdings nur die ersten ein oder zwei Jahre lang amüsant.
    Ellie kam an einem hochgeschossenen, hageren Jungen mit schlechter Haut vorüber, der damit beschäftigt war, abblätternde Farbe vom Bordstein abzukratzen. Sie hätte gar keine Notiz von ihm genommen, wenn er nicht seinen Arm nach ihr ausgesteckt hätte.
    »Hey, du bist Ellie, stimmt’s? Hast du was zum Verkaufen dabei?« Sie schüttelte den Kopf. Er wollte Gras kaufen und musste sie irgendwann einmal mit Bing getroffen haben. »Ich habe gehört, dass Bing zurzeit gutes Zeug hat. Sag ihm, er soll mich anrufen, okay?«
    »Mach ich.« Ellie ging weiter, ohne den Namen des Jungen oder seine Telefonnummer zu erfragen. Bing kannte jeden in Flowertown, zumindest alle Kiffer, deren Anzahl mit den Jahren exponentiell angestiegen war. Langeweile, Angst und die übelkeitserregenden Therapiemedikamente hatten Marihuana zu einer Massenhaushaltsware werden lassen, und weil sowieso nichts davon die kontaminierte Zone verlassen konnte, drückte der Gesetzgeber hinsichtlich des Vertriebs beide Augen zu. Es war so gekommen, wie es Bing in aller Weisheit eines Abends mit salbungsvoller Stimme verkündet hatte: »Das Opium für das Volk ist endlich Opium im wahrsten Sinne des Wortes.«
    Sie klopfte leicht auf ihre Jeanstasche und fühlte, dass das Tütchen, das Bing vorhin auf sie geworfen hatte, noch immer dort war. Es war verwunderlich, dass Mr Carpenter sie nicht abgetastet hatte, dachte sie, während sie die Tür zu einer Bar ohne Namen öffnete. Der Lärm, der dort herrschte, blies ihrdie Gedanken aus dem Kopf. Irgendein Basketballspiel lief auf dem großen Bildschirm hinter dem Tresen, und wer auch immer da spielte, es schien der Menge, die vor dem Bildschirm versammelt war, sehr wichtig zu sein. Ellie stöhnte, der Krach in dem kleinen Raum schien lauter als sonst. Sie ging bis an die hintere Ecke des Tresens und bedeutete der Barfrau, ihr ein großes gezapftes Bier zu geben. Die junge Frau nickte und hielt ein leeres Schnapsglas in die Luft, womit sie Ellie wortlos fragte, ob sie auch ihren üblichen Schuss Bourbon wollte. Ellie schüttelte den Kopf. Sie bekam Kopfschmerzen und merkte, dass sich die zwei Pillen, die sie auf nüchternen Magen geschluckt hatte, in etwas Bitteres und Faules verwandelten. Es sah ganz danach aus, dass es genauso schwer sein würde, sich an die Medikamente zur Erhaltung der Lebensqualität, kurz ELQ, zu gewöhnen, wie es bei den Therapiemedikamenten der Fall gewesen war. Vorausgesetzt, ihr blieb genug Zeit, um sich darüber Gedanken zu machen. Die Barfrau beugte sich über den Tresen und tauschte mit Ellie ein großes Glas Bier gegen eine Kreditkarte. Sie zog die Karte durch und gab sie Ellie zurück, zusammen mit einer Schale voller Salzcracker.
    Ellie biss in einen der Cracker. »Wie, gibt es keinen Scheiblettenkäse heute?«
    Die Barfrau schüttelte verärgert den Kopf. »Ich kriege nirgends Erdnüsse, noch nicht einmal Chips. Larry wollte, dass ich die Cracker abkassiere, damit die uns nicht so schnell ausgehen. Versuche mal, dir das in diesem Affenstall vorzustellen!«
    »Warum kriegst du keine Erdnüsse?« Die Menge, die das Spiel schaute, hatte begonnen, Schlachtenbummlerlieder zu singen, und Ellie musste schreien, um sich verständlich zu machen.
    »Der Lasterunfall.« Die Barfrau schrie nun auch aus

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