Flowertown - Die Sperrzone
hatte, konnte sie in dem Raum absolut keine Details ausmachen und der Wachmann zu ihrer Rechten schubste sie einfach nach vorne. Nahezu blind stolperte Ellie über ein Stück Linoleum, das sich an der Türschwelle vom Boden gelöst hatte. Beinahe hätte sie ihr Gleichgewicht verloren und wäre der Länge nach hingefallen. Die Wachen verschwanden durch die Tür hinter ihr und schlossen sie. Ellie konnte erkennen, dass neben einer Lampe eine Person an einem kleinen Holztisch wartete.
»Scheiße. Da schau an«, sagte sie und stemmte ihre Hände in die Hüften. »Und wer bist du, der Inquisitor? Werde ich jetzt abgespritzt? Fick dich.«
In diesem Moment wollte sie zwei Dinge ganz besonders dringend: Eine Zigarette und hier abhauen. »Ich gehe nicht davon aus, dass ich einen Anwalt oder irgendeine andere Art von Fürsprecher bekomme, nicht wahr, harter Junge? Die Verfassung der Vereinigten Staaten gilt wohl nicht auf diesem kleinen Stück Hölle?«
»Warum setzen Sie sich nicht?«
»Warum leckst du mich nicht am Arsch?«
Die Person deutete auf einen Stuhl neben dem Tisch. »Setz dich, Ellie.«
Ellie dachte daran, den Stuhl zu nehmen und ihn dem Typen über den Kopf zu ziehen. Sie machte einen Schritt auf den Tisch zu, und die Person trat in den Lichtkegel der Lampe.
Es war Guy.
Ellie hätte nicht überraschter sein können, wenn der Weihnachtsmann vor ihr gestanden hätte. Ihr Gehirn bemühte sich krampfhaft, die Verwirrung zu überwinden und zu der Einsicht zu gelangen, dass Guys Anwesenheit von Vorteil war – zumindest besser, als wenn irgendein anderer Feno-Schlägertyp sie verhören würde. Er musste diese Erkenntnis in ihrem Gesicht gelesen haben und blickte schnell zu einem bewaffneten Wachmann hinüber, der in der Dunkelheit bereit stand. Ellie verstand seinen Wink und unterdrückte ihren Impuls, auf Guy zuzurennen. Aber sie war so froh ihn zu sehen, dass es sie beträchtliche Mühe kostete, nicht vor Erleichterung zu grinsen.
Sie setzte sich an den Tisch, und Guy befahl dem Wachmann abzutreten. Außerhalb Ellies Hörweite führte Guy eine kurze, geflüsterte Unterhaltung mit dem Mann mit dem Maschinengewehr, und Ellie nahm an, dass Guy ihn davon überzeugte, dass es klüger wäre, sie allein zu lassen. Der Wachmann warf ihr ein unsympathisches, feixendes Grinsen zu, das andeutete, wie sehr ihm ihre missliche Lage gefiel. Sie konnte sich gerade noch davon abhalten, ihm den Mittelfinger zu zeigen.
Als die Tür hinter ihm zufiel, stieß Ellie einen lauten Seufzer aus. »Willst du mich umbringen? Warum hast du mich nicht einfach angerufen?«
Guy blieb hinter dem anderen Stuhl stehen. Er lehnte sich gegen die solide, hölzerne Rückenlehne. »Glaube mir, das hier geht nicht auf mein Konto.«
»Wie meinst du das? Ich dachte, du hättest nach mir rufen lassen. Weil du meinen Namen gelesen hast.«
»Ich wusste nicht, dass es sich um dich handelt, bevor du hier hereinkamst.«
»Also, warum bin ich dann hier?«
Er rieb sich die Augen. »Scheiße, das waren die längsten achtundvierzig Stunden meines Lebens. Ich habe nicht mehr geschlafen, seit …. Mist, ich kann mich nicht mehr erinnern, wann ich zuletzt geschlafen habe.«
Ellie spürte, wie ihre Erleichterung über Guys Anwesenheit langsam verflog und etwas weitaus Unangenehmerem Platz machte. »Das ist wirklich sehr schade. Warum machst du nicht früh Schluss und wir hauen hier ab?«
»Ich wünschte, wir könnten das tun.«
»Ach so, und warum können wir das nicht?«
»Weil du ganz schön in der Klemme sitzt, Ellie.« Endlich schaute er sie an. »Willst du mir erzählen, was los ist?« Als sie nicht antwortete, schmiss er eine Akte auf den Tisch. »Wir wissen, dass du uns über deinen Aufenthaltsort nicht die Wahrheit gesagt hast.«
»Scheiße. Der verfluchte Bing und seine tollen Ideen.«
Guy setzte sich hin und lehnte sich weit nach vorne. »Ellie, sage mir nicht, dass Bing dich in irgendeine blöde Sache hineingezogen hat. Ich habe dir gesagt, dass der Typ total irre ist. Wenn er dich dazu überredet hat, etwas…«
»Er hat mir gesagt, dass ich über meinen Check-up lügensoll.« Die Worte klangen albern, als sie sie aussprach, und dass sie an Guy gerichtet waren, machte es noch schlimmer. »Ich weiß, dass es eine dumme Idee war. Er ist einfach so extrem paranoid. Er dachte, er würde mir helfen, eine solche Szene zu vermeiden, und hat genau das provoziert. Das nennt man wohl Ironie.«
Guy lächelte nicht. Er starrte sie an, als wolle er
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