Flowertown - Die Sperrzone
herausfinden, ob er ihr glauben könne. »Sage mir, wo du warst, als die Bombe hochging.«
»Das habe ich gerade getan. Ich hatte einen Check-up.«
»Das war gestern.«
Himmel, kontrollierte jeder ihren Terminkalender? »Ich hatte heute noch einen.«
»Höre mir zu Ellie, höre mir sehr genau zu. Ich will dir helfen, aber du kannst mich nicht anlügen. Lüge an, wenn du willst, aber lüge nicht mich an.«
Er schob seine Hände näher an ihre heran. Ellie wich ihm aus.
»Ich habe es dir gesagt. Ich hatte einen Check-up um elf Uhr. Einen Bluttest.«
»Zwei Check-ups hintereinander. Das ist deine Geschichte?«
»Es ist keine Geschichte, Guy. Es ist die Wahrheit. Man hat mich für einen weiteren Bluttest einbestellt.«
»Ohne weitere Begründungen.«
Das stimmte nicht ganz. Sie war sich sicher, dass es direkt mit ihrem neuen Blaue-Marke-Status zu tun hatte, und sie konnte Guy zu der Liste jener Leute hinzufügen, denen sie diese Information verschwiegen hatte. »Es ist nicht so einfach.« Sie holte ihren Ausweis hervor und zeigte ihm die Plastikmarke. »Siehst du diese schöne, neue Marke? Ich habe die neue Markenicht deshalb bekommen, weil ich so ein braves Mädchen war.« Ihr Hals schnürte sich zusammen, als sie versuchte, die Wahrheit auszusprechen, mit der sie nicht konfrontiert werden wollte. »Wissenswerte Kleinigkeit am Rande – die Marke für den blauen Status ist gar nicht blau. Wer hätte das gewusst?«
»Ich wusste es.«
»Tja«, seufzte Ellie. »Mir war es neu.«
»Nein, ich meine, ich wusste, dass du blauen Status hast. Ich habe es gestern Nacht in deiner Akte gelesen.«
Ellie spürte wieder, wie sich der Boden zu öffnen schien, genauso wie in dem Moment, als sie Guy in dem Zimmer erkannt hatte. Allerdings entschied sich ihr Gehirn diesmal für eine andere Beurteilung der Situation. Sie spürte, wie ihr Gesicht rot wurde, während die vertraute Wut in ihren Körper schoss. »Du hast meine Akte gelesen?«
Guy nickte. »Ich habe gestern Nacht eine Menge Akten gelesen.«
In ihren Fingerspitzen kribbelte das Adrenalin, und ihre Zähne knirschten. Ellie musste ihre ganze Kraft aufbringen, um nicht den Stuhl zu nehmen und ihn Guy über den Kopf zu ziehen. »Sieht so aus, als seist du ein eifriger Junge. Du fühlst dich in deinem neuen Job ja gleich wie ein Fisch im Wasser. Was steht auf dem Plan für nächste Woche? Abhörvorrichtungen in Privatwohnungen zu installieren? Jetzt ist wohl alles aus?«
»Du wusstest, dass ich diesen Job angenommen habe, Ellie.«
»Na ja, ich wusste nicht, dass du dich so sehr dafür begeistern würdest.«
»Wenigstens hast du es gewusst«, sagte Guy. »Ich habe es dir gesagt. Ich habe es nicht verschwiegen.«
»Ich erinnere mich nicht daran, dass du erwähnt hast, dass du der Geheimpolizei beitreten und Akten über Privatpersonenlesen wirst. Ist es jetzt egal, ob du zu den Guten gehörst, ja? Oder wirst du mir wieder die Geschichte von dem kleinen Tommy und seinen Collegeträumen auftischen?«
»Hey, fick dich doch, Ellie.« Guy lehnte sich wieder nach vorne. Seine Stimme war ein raues Flüstern. »Ich habe dir vertraut.«
»Tja, gut, dass ich dir nicht vertraut habe.« Sie blickte ihm über den Tisch hinweg ins Gesicht. »Nicht, dass es nötig gewesen wäre. Warum sollte ich meine Zeit damit verplempern, dir Geheimnisse anzuvertrauen, wenn du sie einfach nachschlagen kannst? Und sagen Sie mir, Mister Roman, kommen Sie in meiner Akte vor? Steht da etwas von meinen entsetzlichen Verabredungen mit einem der hellsten Jungs der Armee? Oder wurde das aus Gründen der nationalen Sicherheit zensiert?«
»Ich werde dazu nichts sagen.« Er schlug den Ordner vor sich auf. »Es sollte dich weniger beunruhigen, was in deiner Akte steht, sondern vielmehr, warum man sie einen Tag vor der Explosion gekennzeichnet hat.«
Ellie zauderte, als sie das hörte. »Was meinst du mit gekennzeichnet?«
Guy hielt einen Bogen Papier nach oben. »Man hat mir eine Liste gegeben. Meine erste Aufgabe als Feno-Agent bestand darin, das Gefahrenpotenzial von Einzelpersonen zu bestimmen, die man als mögliche Risikofaktoren einstuft.«
»Und ich bin auf dieser Liste? Lass sie mich sehen.«
Guy zog das Papier von ihr weg. »Klar, das werde ich. Diese Liste ist lang und die Namen stehen aus den unterschiedlichsten Gründen darauf.«
Ellie schnaubte. »Ich kann mir das Spektrum der Gründe, die Feno sich so ausdenkt, gut vorstellen. Paranoide Wichser. Was habe ich getan, um auf dieser Liste
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