Flowertown - Die Sperrzone
nur gefragt, ob du sie wohl kennst.«
Annabeth ging zurück an ihre Kasse. »Nun, es kommt mir so vor, als würde ich so ungefähr jeden in Flowertown kennen. Zumindest die Einheimischen. Ohne Frage sind wir alle mittlerweile Einheimische, nicht wahr? Wie heißt sie denn, weißt du das?«
»Olivia.« Ellie folgte ihr. Sie sah wieder den eingestickten Namen auf dem Laborkittel vor sich. Sie war sich sicher, dass sie sie gesehen hatte, sowohl im Gesundheitszentrum und geradeeben, im Gespräch mit Annabeth, die jetzt behauptete, sie erinnere sich nicht. Aber sie hatte sie gesehen. Sie wollte, sie klänge selbstbewusster. »Sie ist eine, ähm, Laborantin.«
»Eine Laborantin? Hier drinnen?« Annabeth setzte sich auf ihren Stuhl. »Das glaube ich kaum, Ellie. Dingles ist unter deren Niveau. Sie haben ihren eigenen Laden, und soweit ich unterrichtet bin, ist der gut bestückt. Du musst sie mit jemandem verwechselt haben.«
»Nein, ich weiß genau, dass sie es war. Sie heißt Olivia und sie stammt von hier. Zumindest hat sie das gesagt.« Sie hatte das gesagt, während sie Blut abnahm, dass aller Wahrscheinlichkeit nach nie hätte abgenommen werden können. Ellie schaute in die Beuge ihres Ellbogens. Als sie die Einstichstelle sah, fühlte sie sich bestätigt, aber als sie wieder auf die alte Frau blickte, geriet sie ins Schwanken. Warum sollte Annabeth lügen?
»Geht es dir gut, Ellie? Du siehst etwas mitgenommen aus.« Annabeth sah sie aus zusammengekniffenen Augen an. »Du bist ganz blass. Fast gelb. Musst du dich hinsetzen?«
»Nein, alles in Ordnung.« Trotzdem fühlte sie ihre Stirn. Sie war feucht.
»Schätzchen, du hast einiges hinter dir. Ich habe von der Razzia gehört, die sie veranstaltet haben. Vielleicht bist du nicht ganz auf der Höhe.« Ellie nicke, als sie diese freundlichen Worte hörte.
»Warte, ich gebe dir was Kaltes zu trinken. Geht auf mich. Es ist ein Shasta Malzbier. Ich habe stets ein paar Dosen hier hinten kalt gestellt. Oft habe ich einfach keine Lust, bis nach vorne zur Kühltruhe zu gehen.« Sie bückte sich unter den Tresen und tauchte mit einer Getränkedose wieder auf, von der Eiswasser auf den Boden tropfte. Sie öffnete den Verschluss und reichte Ellie die Dose über den Tresen. »Ist es Zeit für deine Medikamente?«
Ellie nahm die Dose, vermied es aber, Annabeth anzuschauen. »Nein, alles gut. Trotzdem vielen Dank.« Olivia hatte sie angewiesen, die roten Pillen nicht mehr zu schlucken. Zumindest glaubte Ellie, dass das die Botschaft auf dem Klebeband gewesen war. Aber sie hatte die Notiz nicht mehr, sie hatte keinen Nachweis, dass sie überhaupt im Gesundheitszentrum gewesen war, und jetzt konnte sie noch nicht einmal beweisen, dass Olivia existierte.
»Es ist wichtig, den Anweisungen Folge zu leisten, wenn man seine Medikamente bekommt. Gott ist mein Zeuge, ich habe sie buchstabengetreu befolgt, und ich bin noch immer hier.«
Annabeth positionierte sich wieder auf ihrem Stuhl und begann, durch das zerlesene Exemplar einer Klatschzeitschrift zu blättern. »Höre jedes Mal gut zu, wenn du dorthin gehst, denn die Anweisungen können sich ändern, und das kann dich aus der Bahn werfen. Hat man dir neue Anweisungen gegeben?«
Ellie starrte auf Annabeth, auf ihre entspannten Schultern, und darauf, wie beiläufig ihre Hand durch die Seiten der Illustrierten blätterte. Doch dann bemerkte sie, wie die alte Frau mit ihrem Fuß gegen das untere Ende des Stuhls trat. Sie kannte diese Bewegung von sich selbst. Sie vollführte sie immer dann, wenn sie nervös war oder wenn sie etwas zu verbergen hatte. Was zum Teufel, dachte sie, es wird schon schiefgehen. »Nun ja, jetzt wo du es erwähnst – ich habe neue Anweisungen bekommen. Vielleicht fühle ich mich deshalb so komisch. Ich bin nicht mehr auf der Zwei-Pillen-am-Tag-Dosis. Ellie nahm einen langen Schluck von ihrem Malzbier und überspielte ihre Nervosität mit einem kleinen Rülpser. »Sie sagten, ich könne nehmen, so viel ich wolle.«
Annabeth gab ein leises »Aha« von sich, klappte die Illustrierte zu und blickte mit einem gefälligen Lächeln zu Ellie empor.
»Nun, das ist sehr wahrscheinlich der Grund für deine Beschwerden. Manchmal fällt es schwer, sich an neue Umstände zu gewöhnen. Es dauert ein Weilchen. Weißt du, wie du dir helfen kannst?«
Ellie spähte durch den Raum und fragte sich, ob Annabeth wohl eine Waffe oder einen Geheimschlüssel unter dem Ladentisch hervorziehen würde. Aber stattdessen kramte die
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