Flowertown - Die Sperrzone
eindeutig nicht gut. Bing streckte seine Hand aus und rubbelte ihren Fuß. »Ich dachte, du fühlst dich besser. Ich dachte, sie hätten dir eine Spritze gegeben.«
»Das haben sie auch. Aber die Wirkung lässt wohl langsam nach. Ich muss heute Abend noch einmal hin und meine endgültigen Papiere abholen. Dann bin ich hier raus!« Ihre Freude schien gekünstelt. Sie schmiegte ihr Kissen enger an ihre Wange. »Was macht ihr denn da? Ich wusste nicht, dass ihr den ›Von Hier‹ lest.«
»Na ja, wir lesen ihn normalerweise auch nicht.« Bing blickte zu Ellie, um sicherzugehen, dass sie am selben Strang ziehen würde wie er. »Es ist ein albernes Spiel, das einer unserer Kollegen veranstaltet, für die Zeit, in der wir keinen Job haben, weil unser Gebäude in die Luft gesprengt wurde und so weiter. Es ist eine Art Schnitzeljagd, die angeblich in der Zeitung versteckt ist.«
Rachel gähnte und rollte ihren Körper noch enger zusammen. »Aber euer Gebäude ist erst gestern explodiert. Der ›Von Hier‹ erschien am Montag. Der Nächste erscheint morgen. Istdas eine Fortsetzungsnummer?« Bing nickte, sichtlich erleichtert für das Hintertürchen. »Lass mich mal sehen.« Er reichte ihr die Zeitung.
»Es hat etwas mit der Kochzeit in dem Rezept zu tun.«
Rachel las das Rezept durch. Mühsam setzte sie sich aufrecht hin und griff hinüber zu dem überfüllten Nachttisch neben ihrem Bett. Sie zog ein Rätselbuch und einen Kuli hervor. »Siebenunddreißig Minuten. Ist das der Hinweis? Wisst ihr, wonach ihr suchen sollt? Also, einen Ort oder eine Sache oder ein Datum oder was?«
»Wir wissen es nicht.« Ellie schüttelte ihren Kopf als Zeichen für Bing. Worauf auch immer sie sich gerade einließen, sie wollte Rachel nicht mit hineinziehen. »Es ist wirklich nicht so wichtig. Der Typ ist total bescheuert.«
»Nein, nein, nein.« Mit zusammengezogenen Brauen blätterte Rachel durch die Seiten. »Ich bin wirklich gut in diesen Dingen. Wir haben das immer im Landjugendlager gespielt, Botschaften im Lagerbericht versteckt und Geheimcodes verwendet, wenn wir nachts abhauen wollten.« Sie blickte empor und lachte. »Es geht wohl leider nicht um eine Geheimbotschaft, die uns hier rausbringt, oder? Ha!« Sie kaute auf ihrem Bleistift. »Siebenunddreißig Minuten muss ganz einfach etwas bedeuten. Gibt es auch eine Karte? Koordinaten?« Bing und Ellie schüttelten unsicher ihre Köpfe, aber Rachel sah gar nicht hin. »Nein, das ist zu schwer. Man müsste dann der Fairness halber jedem eine Karte geben. Angenommen, es geht tatsächlich fair zu, versteht sich. Siebenunddreißig Minuten. Vielleicht ist es der Code für ein Wort, zum Beispiel für das siebenunddreißigste Wort.«
Ellie und Rachel machten sich daran, die Wörter auf der Titelseite zu zählen. Sie klopften mit ihren Fingern und zählten laut, bis sie hochblickten und ihr Ergebnis verkündeten.
»Katalog«, sagte Rachel.
»Alle«, sagte Ellie. »Hast du die Überschrift mitgezählt?«
»Nein. Hast du ›ein‹ und ›aber‹ mitgezählt?«
Sie schüttelte den Kopf. »Das kann nicht der richtige Weg sein. Viel zu kompliziert. Niemand würde so weit zählen wollen, es sei denn, der Preis ist wirklich das Ticket raus aus Flowertown. Es muss etwas Unkomplizierteres sein. Ich kenne Mrs Madison. Sie ist nicht so helle.«
Ellie blickte von der Zeitung hoch und ließ ihren Blick aus dem Fenster schweifen. Ihre Aussicht war nicht so beeindruckend wie Bings. Ihr Fenster lag nur knapp über der Eisenwarenhandlung und viel mehr als ölige Teerpappe konnte man nicht sehen, aber Ellie achtete ohnehin nicht darauf. Ein unfertiger Gedanke schwirrte in ihrem Kopf umher und wartete darauf, Gestalt anzunehmen. »Sie ist nicht so helle.« Ellie flüsterte mehr zu sich selbst. »Sie ist nicht so helle, also vielleicht …«
Sie richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf den Newsletter und überflog die vier Seiten, bis sie entdeckte, wonach sie gesucht hatte. »Hast du die letzte Ausgabe auch hier, Rachel? Die von Donnerstag?«
»Ja.« Rachel wühlte wiederum auf dem überfüllten Nachttisch herum und zog schließlich ein zerknittertes Exemplar des Newsletters hervor. Es sah aus wie jenes, das sie in der Hand hielt, nur war es mit mehreren ringförmigen Abdrücken von Kaffeetassen verziert. »Ich verstehe nicht, warum ihr den nicht lest. Ja, es ist nicht die ›New York Times‹, aber es geht um uns.«
Bing reichte Ellie den Newsletter. »Glaube uns. Wir sind bekehrt.«
Ellie verglich
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