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Fluch der Engel: Roman (German Edition)

Fluch der Engel: Roman (German Edition)

Titel: Fluch der Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Itterheim , Jessica Itterheim
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zu einer Ratsversammlung nach Venedig aufgebrochen. Du hast zwei Tage Zeit, um deinen Freund zu finden. Er ist ein Mensch und sollte nicht an einen Engel gebunden werden, der ihn verachtet.«

Kapitel 20
Überreste
    I ch lehnte Raffaels Vorschlag ab, mich auf dem Weg durch die Unterwelt des Palastes zu begleiten. Das Risiko für ihn war mir zu hoch. Sollte mich jemand erwischen, hatte Raffael nur seine Aufgabe als Spitzel vernachlässigt. Sollte er mit mir zusammen entdeckt werden, drohte ihm eine weit schlimmere Strafe. Mir das Leben zu nehmen war schwierig, seit Aron mir das Geheimnis verraten hatte, wie ich mich schützen konnte.
    Um einen Engel zu töten, genügte es nicht, nur sein Herz zu durchbohren. Er musste auch seine Flügel verlieren. Und vermutlich wäre inzwischen nur noch ein Racheengel stark genug, um mir meine Engelskräfte zu entziehen, damit sich meine Schwingen entfalteten, ohne dass ich das wollte.
    Über Umwege brachte Raffael mich zu einer abgelegenen Gartenanlage, von wo aus ich den unter dem Palast verborgenen Bereich betreten wollte. Die Duftoase lag in dem für mich verbotenen Teil des Palastes. Doch Raffael wusste, welchen Weg er nehmen musste, um unbehelligt an den Wachposten vorbeizukommen.
    »Hast du dir die Strecke auch gut eingeprägt?«, fragte er bestimmt schon zum hundertsten Mal.
    »Und auch den Rest des Labyrinths – so gut ich das mit meiner Orientierungsschwäche eben kann«, antwortete ich nervös. Das unterirdische System war komplex, und natürlich lag mein Ziel im untersten der drei Stockwerke.
    »Wenn du von der geplanten Route abweichst, wirst du die Spenderäume verfehlen«, schärfte Raffael mir ein. »Und falls du dich irgendwann dennoch verirren solltest, gehst du sofort zurück bis zu einem Punkt, den du wiedererkennst! Hast du das verstanden?«
    »Ja! Ich soll nicht vom Weg abkommen und, wenn doch, wieder umdrehen«, wiederholte ich zickig. Hielt er mich für Rotkäppchen? »Und du suchst nicht nach mir, wenn ich nicht rechtzeitig wieder auftauche!«, erinnerte ich ihn an das, woran er sich halten sollte.
    Raffaels zögerndes Nicken zeigte mir, dass er etwas anderes im Sinn hatte.
    »Raffael, du bist der Einzige, der Bescheid weiß. Nur du kannst Hilfe holen, falls mir etwas zustoßen sollte.«
    Im Gegensatz zu mir durfte Raffael die Insel verlassen. Außerdem wusste er, wo er Aron finden konnte – der hoffentlich noch in meinem Apartment in Venedig war.
    »Versprich mir, dass du mir nicht folgen wirst. Du bist an Sanctifer gebunden. Falls dir etwas passiert, wird er das spüren und nach dir suchen«, beschwor ich ihn.
    »Wie du meinst«, brummte Raffael, während er meinem Blick auswich.
    Ich beließ es dabei. Ihm einen Schwur aufzudrängen erschien mir sinnlos. Raffael hatte mir sein Vertrauen geschenkt, mich über Sanctifers Menschenhandel aufgeklärt und mir den Weg zu dessen Blutlager verraten – etwas, das ich von Sanctifers Ziehsohn niemals erwartet hätte. Grund genug, Raffael zu vertrauen.
    Raffaels Route begann im alten Teil des Palastes in einem großen, zu einer Duftoase umgebauten Garten in der Nähe von Sanctifers babylonischem Museum. Hohe Buchshecken trennten die zahlreichen Kräutergärten und Wasserspiele, von denen eines noch immer mit dem unterirdischen Lüftungssystem verbunden war. Schließlich mussten auch die fensterlosen Kellergeschosse mit Frischluft versorgt werden. Raffael hatte den Zugang durch Zufall entdeckt, als ihn eines der nymphenhaften Irrlichter – die sich zurzeit angeblich unter dem großen Atrium aufhielten – in den Brunnen gezogen hatte.
    Bekleidet mit T-Shirt und Badeshorts, die Raffael für mich besorgt hatte, sprang ich mit einem mulmigen Gefühl in den Brunnenschacht.Das Wasser war angenehm warm. Dennoch überkam mich ein Frösteln. Wasser und Dunkelheit waren nicht meine Freunde – und Irrlichter schon gar nicht. Ich tauchte tiefer hinab. Philippe brauchte Hilfe – oder zumindest Lucia. Ob sich mein bester Freund tatsächlich in Sanctifers Palast aufhielt, war nicht sicher. Doch zu vieles sprach dafür, um nicht nach ihm zu suchen.
    Unten, am Grund des Brunnens, tastete ich nach dem schmalen Durchgang, dessen Lage Raffael mir aufgezeichnet hatte, vertrieb meine Angst und schwamm hinein. Wenn es dahinter keinen Zugang zum Lüftungskanal gab, würde es mit dem Luftholen knapp werden. Doch Raffael hatte mich nicht belogen. Ein paar Meter weiter führte der Tunnel steil nach oben.
    Ein Hauch von trocknenden Algen

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