Fluch der Meere (Historischer Roman) (German Edition)
Erlaubt Ihr mir diese Worte? Sie kommen aus ganzem Herzen, Majestät. Ihr seid eine Königin, wie sie würdiger gar nicht sein könnte. Euer Volk darf stolz auf Euch sein - und ich bin es gleichermaßen."
"Oh, Eure Worte tun wahrlich gut!" Konnte es sei, dass Königin Elisabeth von England so etwas wie verlegen werden konnte?
"Ja, es sind nicht nur Worte. Ihr könnt versichert sein, dass ich für mein ganzes Leben Euch zugetan sein werde. Niemals werde ich vergessen, was Ihr zu tun bereit seid für mich, die ich doch bisher eine Fremde für Euch war. Mehr noch, wenn ich daran denke, wie schlecht ich mich beim ersten Mal benommen habe..."
Elisabeth von England winkte in einer fast lässig anmutenden Geste ab und erlaubte sich wieder ein Lächeln.
"Ihr seid inzwischen ungewöhnlich erwachsen geworden, Prinzessin. Bei allem, was Ihr durch machen musstet, eigentlich kein Wunder. Aber jetzt soll alles vergessen werden, was Euch bislang über Gebühr belastet hat. Ich will sehen, wie Ihr wieder aufblüht zur strahlenden Prinzessin, auf die das spanische Volk voller Stolz zu schauen vermag. Ach, ich denke, wenn Euer Volk wüsste, wie tapfer Ihr seid, bei alledem, wäre es jetzt schon stolz und würde sich überaus glücklich schätzen, eine solche Prinzessin zu haben!"
Carla musste sich selbst eingestehen, dass sie sich seit viel zu langer Zeit nicht mehr so wohl und glücklich gefühlt hatte. Vielleicht war auch der Umstand mit ein Grund, dass die Königin ihr versprochen, hatte, den Lord zur ihrer persönlichen Verfügung abzustellen? Könnte es noch besser kommen?
Ja, konnte es, wie die Prinzessin ganz genau wusste: Noch besser wäre es nämlich gewesen, Lord Cooper hätte endlich eingesehen, dass er sie genauso innig liebte wie sie ihn!
Doch wenn er in der nächsten Zeit wirklich so intensiv seine Zeit mit ihr verbringen musste, wie die Königin es indirekt bereits angeordnet hatte, würde sich das beinahe von allein ergeben. Da war die Prinzessin ziemlich zuversichtlich.
"Erlaubt Ihr somit, dass ich mich zurückziehe, Majestät?", erkundigte sich Carla vorsichtig.
"Ja, meine Liebe, aber natürlich. Ihr braucht dringend Ruhe und Erholung, was ja kein Wunder ist. Ich habe das Gleiche auch Lord Cooper befohlen. Morgen werde ich ihn empfangen und ihm seine neue Aufgabe verkünden. Ich bin überzeugt davon, dass keine Entscheidung ihm angenehmer erscheinen könnte."
Tatsächlich?, jubelten Carlas Gedanken. Aber dann hat er doch in einer Weise von mir gegenüber der Königin gesprochen, dass sie dringend annehmen muss, er sei gern mit mir zusammen? Und wenn er solchermaßen gern mit mir zusammen ist, was könnte das denn anderes bedeuten als dass er mich überaus sympathisch findet? Ja, gewiss sogar noch mehr als nur sympathisch...
Sie strahlte so sehr, dass die Königin es überdeutlich sehen konnte. Aber Königin Elisabeth lächelte dabei nur ihr stilles und unergründliches Lächeln.
Prinzessin Carla stand tatkräftig auf und tat einen Knicks vor der Königin. Sie nahm sogar überschwenglich deren Hand und küsste sie dankbar.
Als Prinzessin von Spanien konnte sie sich diese Geste durchaus erlauben. Zumal ihr die Königin ja deutlich genug gezeigt hatte, welch große Sympathien sie für die Prinzessin hegte.
Doch Carla wusste auch, dass sie es nicht übertreiben durfte. So zog sie sich rückwärts gehend und mit gesenktem Haupt zurück, um der Königin ihrer äußerste Ehrerbietung zu zollen.
Die Tür wurde erst geöffnet, als sie mit dem Rücken dagegen stieß und klopfte.
Der Hofmarschall hatte geduldig gewartet. Er sah, dass die Prinzessin geweint hatte, hütete sich jedoch, dahingehend etwas zu sagen. Auch die Wachhabenden schauten nur neugierig, allerdings nicht allzu offen, damit es nicht unschicklich wurde.
"Bitte, führt mich in meine Gemächer zurück, Hofmarschall!", bat die Prinzessin.
Sie setzte sich nicht sogleich in Bewegung, sondern erlaubte sich noch hinzuzufügen: "Ihre Majestät, die Königin von England, ist wahrlich die ungewöhnlichste Königin auf Erden. Jedes Volk kann sich überaus glücklich schätzen, von einer solchen Majestät regiert zu werden!
Das sagte sie dermaßen überschwenglich, dass jeder sie überrascht ansah. Aber dann nickten sie verständnisvoll, dachten sie doch genauso über Königin Elisabeth.
Sonst hätten sie nicht die Stellung inne gehabt, die sie begleiteten...
*
FÜNFTES BUCH:
Wirrungen
Lord Donald Cooper schlief tief und fest, aber nicht völlig
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