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Fluch, Der: Roman

Fluch, Der: Roman

Titel: Fluch, Der: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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nicht, daß du das wirst«, sagte Ginelli.
    »Wie meinst du das?«
    Ginelli blickte auf seine Uhr. Es war schon nach drei. »Das erzähl ich dir im Wagen. Du hast um sieben eine Verabredung.«
    Wieder spürte Billy die scharf stechende Stahlnadel der Angst im Bauch. »Mit ihm?«
    »Genau. Laß uns losfahren.«
    Als Billy aufstand, bekam er plötzlich wieder Herzrhythmusstörungen – den schlimmsten Anfall, den er bisher gehabt hatte. Er schloß die Augen und faßte sich an die Brust – was von ihr noch übrig war. Ginelli griff ihm unter die Arme.
    »Alles in Ordnung, William?«
    Billy blickte in den Spiegel und sah Ginelli, der ein groteskes Monster in schlotternden Kleidern im Arm hielt. Sein Herzschlag beruhigte sich wieder. Jetzt spürte er nur noch ein anderes, ebenso vertrautes Gefühl – der geronnene, milchige Zorn, der sich gegen den alten Mann richtete ... und gegen Heidi.
    »Geht schon wieder«, sagte er. »Wohin fahren wir?«
    »Bangor«, antwortete Ginelli.

23. Kapitel: Das Tonband
    Sie nahmen den Nova. Beides, was Ginelli über ihn gesagt hatte, stimmte: Er roch ziemlich streng nach Kuhdung und er fraß die Strecke zwischen Northeast Harbor und Bangor mit riesigen Happen. Gegen vier hielt Ginelli und kaufte eine große Tüte Jakobsmuscheln. Sie parkten auf einem Rastplatz und teilten sich die Muscheln zusammen mit einem Sechserpack Bierdosen. Die zwei oder drei Familien, die an den Picknicktischen saßen, warfen Billy einen verstohlenen Blick zu und verzogen sich dann ans äußerste Ende des Platzes.
    Beim Essen erzählte Ginelli seine Geschichte zu Ende. Er brauchte nicht lange.
    »Gestern nacht gegen elf Uhr war ich wieder in meinem John-Tree-Motelzimmer«, sagte er. »Ich hätte vielleicht früher wieder da sein können, aber ich habe ein paar Schleifen gedreht, Umwege gemacht, bin mal wieder zurückgefahren, um sicherzugehen, daß niemand mich verfolgt. Sobald ich im Zimmer war, rief ich in New York an und schickte jemanden zur Telefonzelle, von der ich dem Mädchen die Nummer gegeben hatte. Ich sagte ihm, er solle einen Kassettenrekorder und einen Anzapfstecker mitnehmen - eben diese Apparatur, die Reporter gebrauchen, wenn sie Telefoninterviews durchführen. Ich wollte mich hier nicht aufs Hörensagen verlassen, William, das wirst du wohl verstehen. Er sollte mich anrufen und mir das Band vorspielen, sobald das Mädchen aufgelegt hatte.
    Während ich auf den Rückruf wartete, habe ich meine Kratzer desinfiziert. Ich will nicht sagen, daß sie Tollwut hat oder so was, William, aber es steckt soviel Haß in ihr...«
    »Ich weiß«, sagte William und dachte grimmig: Ich weiß es wirklich. Denn ich nehme zu. In dieser einen Hinsicht nehme ich wirklich zu.
     
    Der Anruf kam um viertel nach zwölf. Mit geschlossenen Augen und die Finger der linken Hand an die Schläfe gepreßt, war Ginelli dazu in der Lage, Billy beinahe den exakten Wortlaut des Tonbandes wiederzugeben.
    Ginellis Mann: Hallo?
    Gina Lemke: Arbeiten Sie für den Mann, den ich heute abend getroffen habe?
    Ginellis Mann: Ja, das könnte man sagen.
    Gina: Sagen Sie ihm, mein Urgroßvater sagt ...
    Ginellis Mann: Ich habe ein Tonband ans Telefon angeschlossen. Ich meine damit, was Sie sagen, wird aufgenommen. Ich werde es dem betreffenden Mann nachher vorspielen.
    Gina: So etwas können Sie machen?
    Ginellis Man: Ja. Sie sprechen jetzt sozusagen direkt mit ihm.
    Gina: Na gut. Mein Urgroßvater sagt, er wird es wegnehmen. Ich sage zu ihm, er ist verrückt, schlimmer noch, er hat unrecht, aber er bleibt fest. Er sagt, es darf keine weitere Furcht und keine weiteren Verletzungen mehr für sein Volk geben – er wird es wegnehmen. Aber dazu muß er sich mit Halleck treffen. Er kann es nicht wegnehmen, wenn er ihn nicht sieht. Morgen abend wird mein Urgroßvater um sieben Uhr in Bangor sein. Es gibt dort einen Park. Er liegt zwischen zwei Straßen: Union und Hammond Street. Er wird auf einer Bank sitzen und er wird allein sein. Du hast also gewonnen, großer Mann, du hast gewonnen. Mi heia po klockan. Sieh zu, daß du deinen Freund, dieses Schwein, morgen abend um sieben in den Fairmont Park in Bangor bringst.«
    Ginellis Mann: Ist das alles?
    Gina: Ja. Außer - sagen Sie ihm noch, daß ich ihm wünsche, sein Schwanz möge schwarz werden und ihm abfallen.
    Ginellis Mann: Sie sagen es ihm gerade selbst, Schwester, aber Sie würden das nicht tun, wenn Sie wüßten, mit wem Sie sprechen.
    Gina: Sie können mich auch mal am Arsch

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