Flucht aus dem Harem
genommen. Und das nicht etwa aus einer Not heraus, sondern um mich gefügig zu machen.“
„Was genau hat er dir eigentlich gestohlen?“, fragte Serena.
„Geschmeide, Juwelen, Perlen.“ Widerstrebend fügte sie hinzu: „Diese Dinge bekam ich vom Pascha für meine Liebesdienste, damit wollte ich mein neues Leben aufbauen. Ich dachte daran, Hayden Manor zu renovieren und zu einem richtigen Heim zu machen, später vielleicht Pferde zu züchten …“ Sie wandte sich ab. „Doch jetzt … habe ich nichts mehr.“
Serena umarmte sie. „Blödsinn. Du hast mich. Und alles, was mir gehört, gehört auch dir. Ich habe mehr Geld, als ich in einem Leben ausgeben kann. Mach dir deshalb keine Sorgen.“
Kate erwiderte die Umarmung. „Ich danke dir. Und ich hoffe, dass ich dir irgendwann etwas für deine Großzügigkeit zurückgeben kann.“
Serena lachte. „Deine Gesellschaft ist Lohn genug. Ich habe dich schon kurz nach deiner gestrigen Abreise vermisst. Wir werden es uns hier wirklich schön machen.“
In den folgenden Tagen stellte Kate fest, dass Serena Wort hielt. Niemals brachte sie die Mittellosigkeit ihres Gastes zur Sprache oder benutzte die Tatsache, dass Kate in allem von ihr abhängig war als Druckmittel, um ihren Willen durchzusetzen. Stattdessen behandelte sie Kate wie ihre leibliche Schwester.
Tatsächlich teilten sie eine Nähe, wie Kate sie bisher nicht erfahren hatte. Und so offenbarte sie Serena nach und nach die tiefverborgenen Wahrheiten über ihr Leben im Harem – erzählte ihr vom endlosen Warten, von den Machtspielchen der Frauen untereinander, von den Demütigungen, die sie erfahren musste. Es erleichterte sie ungemein, all diese Dinge einmal laut auszusprechen. Und Serena stellte kluge Fragen und hörte mit wirklichem Interesse zu.
Trotzdem konnte Kate das Gefühl nicht abschütteln, dass Serenas Vorstellung vom Harem noch immer sehr wenig mit der Wirklichkeit zu tun hatte, die sie ihr vermitteln wollte. Nach wie vor begannen ihre Augen zu leuchten, wenn Kate von den vielen Süßigkeiten und den ausufernden Badezeremonien berichtete.
Nach dem Genuss mehrerer Gläser Sherry war die Stimmung schließlich so vertraulich geworden, dass Serena Kate mehr oder weniger deutlich fragte, was mit den Liebesdiensten gemeint gewesen war, von denen sie gesprochen hatte. Vorsichtig begann Kate zu erzählen, und als sie merkte, dass ihr die Freundin ohne Anzeichen von Entrüstung lauschte, berichtete sie ihr von den Einzelheiten der Unterrichtsstunden mit Jamilah. Doch die Frage, die Serena schließlich mit leiser Stimme stellte, überraschte Kate.
„Vermisst du es?“
Kate zog die Brauen zusammen. „Den Unterricht?“
„Nein, nicht den Unterricht. Vermisst du es, mit einem Mann zusammen zu sein? Dich mit ihm zu vereinigen?“
Kate dachte an Justins Körper, wie er schwer und heiß auf ihr gelegen hatte. Wie sein Mund ihre Brüste liebkost hatte, während er in sie stieß. Hitze sammelte sich in ihrem Unterleib.
„Ja“, antwortete sie heiser. „Ich vermisse es.“
Serena atmete laut aus. „Gut. Ich dachte schon, mit mir stimmt etwas nicht.“ Sie wischte ein imaginäres Stäubchen vom Tisch. „Ich kam mir vor wie eine Abnormität aus einer Kuriositätenschau, als mir klar wurde, dass ich nicht nur Will vermisste, sondern auch das, was wir taten. Er war ein ausgezeichneter Liebhaber, aber das begriff ich erst nach Jahren.“ Sie hob den Kopf. „Er war mein erster Mann, und ich war völlig ahnungslos. Meine Mutter hatte mir nur ein paar kryptische Sätze mit auf den Weg gegeben, die sich in der Hauptsache darum drehten, dass der Ehemann immer recht hat, in allem was er tut.“ Sie lächelte.
„Und weiter?“, fragte Kate neugierig.
„Zuerst bewies er eine geradezu überirdische Geduld. Die erste Nacht hielt er mich nur in seinen Armen und redete mit mir. Offenbarte mir, was es mit den geflüsterten Geheimnissen zwischen Mann und Frau auf sich hatte. Für mich war es unvorstellbar romantisch, ihm so nahe zu sein, mich küssen zu lassen, seine Hände auf meinem Körper zu spüren. Viel später hat er mir dann gestanden, dass er an jenem Tag nahezu wahnsinnig vor Verlangen gewesen war. Es war für ihn Himmel und Hölle in einem.“ Ein verträumter Ausdruck glitt über ihr Gesicht. „In der nächsten Nacht benutzte er seinen Mund nicht mehr zum Reden. Nachdem ich den ersten Schock überwunden hatte, seine Lippen und seine Zunge zwischen meinen Beinen zu spüren, schenkte er mir einen Höhepunkt nach dem
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