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Flucht aus dem Harem

Flucht aus dem Harem

Titel: Flucht aus dem Harem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Charon
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grobschlächtiger Mann in seinen späten Dreißigern. Er besaß ein Anwesen in der Nähe, auf dem sich eine Kohlenmine befand. Lady Vaughn hatte die Geburt ihres ersten Kindes nicht überlebt, deshalb war er seit sechs Jahren Witwer.
Sir Vaughn betrachtete Kate mit dem Blick eines Mannes, der seinen Bestand an Pferden zu vergrößern gedachte und sich fragte, ob der Gaul wohl den geforderten Preis wert war.
Die Konversation bei Tisch beschränkte sich auf die üblichen Themen wie Wetter, Ernte und die Unzuverlässigkeit des Dienstpersonals. Kate saß dem Gast gegenüber, der aus tiefliegenden dunklen Augen jede ihrer Bewegungen verfolgte. Die dumpfe Bedrohlichkeit der Situation verdarb Kate den verbliebenen Appetit zur Gänze. Sie wollte nur noch weg, die Tür ihres Zimmers hinter sich zuschlagen und weder ihren Großvater noch diesen ekelhaften Kerl jemals wiedersehen.
Doch dieser Wunsch wurde nicht erfüllt, denn nachdem der Butler ein Tablett mit Kristallflaschen und Gläsern gebracht hatte, enthüllte ihr Großvater ohne Umstände den Grund für Sir Vaughns Anwesenheit.
„Sir Vaughn hat sich heute Abend herbemüht, um mir eine große Sorge abzunehmen, Kate“, begann er salbungsvoll. „Er ist nicht nur bereit, dich zur Frau zu nehmen, sondern wird darüber hinaus auch dafür Sorge tragen, dass euer zweitgeborener Sohn der Erbe von Hayden Manor wird.“
Kates Augen weiteten sich ungläubig. „Das kann nicht dein Ernst sein, Großvater. Ich habe nicht die Absicht zu heiraten“, würgte sie heraus.
„Deine Absichten interessieren hier niemanden. Es geht um das Schicksal von Hayden Manor. Auf Richard kann ich mich in jeder Hinsicht verlassen, er ist ein Ehrenmann, der dir ein Heim geben wird.“
Kate begann zu zittern. „Du … du hast das alles geplant, während ich bei Serena war. Hast meine Abwesenheit dazu genutzt, um mich allen Junggesellen im Umkreis eines Tagesritts anzubieten?“
Der Earl verzog angewidert das Gesicht. „Du bist vulgär und unverschämt. Ich alter Mann kann dir keine Manieren mehr beibringen, aber Richard wird sich bestimmt auch darum kümmern.“
„Worauf du dich verlassen kannst, Jocelyn.“ Sir Vaughn lachte meckernd. „Andererseits gibt ein bisschen Wildheit der Sache noch mehr Würze.“
Kate sprang so heftig auf, dass der Sessel umfiel. „Niemals. Ich werde weder Sir Vaughn noch irgendeinen anderen Mann heiraten, den du bestimmst, Großvater.“
„So?“ Der eisige Blick des Earls legte sich wie ein kaltes Band um ihren Hals. „Und was willst du tun?“, fragte er seidenweich. „Glaubst du, ich füttere dich hier durch? Ein nutzloses, in Samt und Seide gehülltes Stück Fleisch?“
Tränen der Wut stiegen in Kates Augen. „Du brauchst mich nicht durchfüttern. Ich gehe. Noch heute. Ich muss nicht hierbleiben, ich habe Geld. Es war sentimental und dumm, überhaupt herzukommen.“
Sie hastete zur Tür, aber die Stimme ihres Großvaters hielt sie zurück. „Täusch dich nicht. Du kannst nicht einfach gehen, denn du besitzt nichts. Du bist auf meine Großzügigkeit und Hilfe angewiesen. Und auf das Wohlwollen von Sir Vaughn.“
Langsam sickerten die Worte in ihr Gehirn. Fassungslos drehte sie sich zu den beiden Männern um. „Du hast mich bestohlen? Mein eigener Großvater hat mich bestohlen?“ Die Ungeheuerlichkeit dieser Erkenntnis brachte ihre Stimme dazu, sich zu überschlagen.
Ihr Großvater streichelte den Stiel des Weinglases. „Du vergisst dich, Kate. Was sollte ich dir schon stehlen? Du bist mit nichts als deinen Kleidern – wenn man diese Fetzen überhaupt Kleider nennen kann – hier erschienen. Was sollte ich dir also gestohlen haben?“
Ein schwacher Funken Hoffnung keimte in Kate auf. Vielleicht täuschte er ja nur etwas vor? Vielleicht wusste er gar nichts von dem Schmuck? Ohne ein weiteres Wort rannte sie auf ihr Zimmer. Dort riss sie den Deckel von der Truhe und löste eines der Bodenbretter, unter das sie das Säckchen mit den Juwelen geschoben hatte. Der Beutel war fort.
Entsetzt sank Kate vor der Truhe auf den Boden. Warum hatte sie den Schmuck bloß hier zurückgelassen? Warum hatte sie ihn nicht mit zu Serena genommen?
Weil sie nicht im Traum daran gedacht hatte, dass ihr eigener Großvater sie bestehlen könnte. Übelkeit überkam sie, und sie kämpfte gegen den Drang an, sich zu übergeben.
„Du bist ein schrecklich ungezogenes Mädchen, Kate“, sagte eine Stimme von der Tür her. „So spricht man nicht mit seinem Großvater. Das werde ich dir

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