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Flucht aus dem Harem

Flucht aus dem Harem

Titel: Flucht aus dem Harem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Charon
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kommen, denn schon während der Fahrt hatte sie weit weniger angespannt gewirkt und oft gelacht.
Die Ankunft von Lady Dexter machte in der Stadt schneller die Runde, als die in Auftrag gegebenen Abendkleider geliefert werden konnten. Besucher gaben sich die Klinke in die Hand und verliehen ihrer Freude darüber Ausdruck, Serena wieder in der Hauptstadt begrüßen zu dürfen. Die Tatsache, dass ihre Freundin trotz der langen Abwesenheit noch immer so beliebt war, überraschte Kate. Und noch mehr überraschte sie der Umstand, dass Serenas Bekannte ihre Sympathie auch auf sie selbst ausdehnten. Kate wurde genauso liebenswürdig behandelt und ganz selbstverständlich in alle Gespräche mit einbezogen. Niemand erkundigte sich nach ihrer Vergangenheit; die Information, dass Kate Witwe und Serenas Gesellschafterin war, stellte alle zufrieden.
Trotzdem vibrierte Kate vor Nervosität, als sie gemeinsam ihre erste Einladung zu einer feierlichen Abendgesellschaft wahrnahmen. Schon das Kleid aus burgunderrotem Satin mit goldbesticktem Saum hatte sie sprachlos vor Staunen gemacht. Das Dekolleté zeigte mehr von ihren Brüsten, als sie jemals zuvor in der Öffentlichkeit enthüllt hatte. Ihre Haut schimmerte wie Perlmutt, und aus ihrem hochgesteckten Haar fiel eine gedrehte Locke verspielt auf ihre Schulter. Serena hatte ihr ein Rubincollier mit passenden Ohrgehängen geliehen, das ihre Erscheinung auf atemberaubende Weise perfektionierte.
Serena selbst trug ein mitternachtsblaues Kleid mit Perlenstickerei und Diamantschmuck und hatte sichtlich weniger Probleme, sich in dem überfüllten Ballsaal zurechtzufinden. „Komm, dort ist die Gastgeberin“, flüsterte sie Kate zu und öffnete mit einer eleganten Handbewegung ihren Spitzenfächer.
Die Countess Bellington, in deren Haus sie sich befanden, stand umringt von zahlreichen Gästen im Alkoven. Sie gehörte zu den zeitlosen Schönheiten, die genauso gut fünfundzwanzig wie auch fünfundvierzig Jahre alt sein konnten. Erst, wenn man ihr nahe genug war, um die kleinen Lachfältchen in ihren Augenwinkeln zu sehen, bemerkte man, dass sie die Jugendjahre bereits hinter sich gelassen hatte.
Die Countess entdeckte Serena und hob ihre Hand, um sie mit dem zusammengeklappten Fächer herbeizuwinken. Die umstehenden Gäste wichen widerstrebend zurück und die Countess streckte ihre Arme aus. „Serena, sind meine Gebete also doch erhört worden.“ Die beiden Frauen küssten sich auf die Wangen und lächelten sich strahlend an.
„Es scheint so. Und jetzt, da ich wieder da bin, verstehe ich gar nicht, wie ich so lange wegbleiben konnte. Du siehst umwerfend aus, Letty. Zehn Jahre jünger als bei unserer letzten Begegnung.“
Die Countess machte eine wegwerfende Handbewegung und lachte. „Die Landluft scheint dir jedenfalls gut bekommen zu sein, meine Liebe. Und wen hast du uns mitgebracht?“
„Eine liebe Freundin, Letty. Lady Katherine Dowbridge.“
Kate knickste. „Countess Bellington, es ist mir eine Ehre, Ihr Gast sein zu dürfen.“
„Die Freude ist ganz auf meiner Seite, Lady Katherine.“ Sie blickte wieder zu Serena. „Wir müssen uns unbedingt unterhalten, es gibt so viel zu erzählen. Wenn wir es heute Abend nicht schaffen, lade ich mich morgen zum Nachmittagstee bei dir ein.“
„Du bist mir jederzeit willkommen, Letty, das weißt du ja. Aber natürlich will ich dich nicht länger von den Pflichten als Gastgeberin fernhalten. Wir sehen uns später.“
Sie nickte der Countess zu und nahm Kate am Arm, um mit ihr weiterzuschlendern. Livrierte Diener boten den Gästen Champagner in hauchdünnen Glaskelchen an, und Kate trank durstig. Die Luft im Raum war heiß und stickig, und das Funkeln der Juwelen, der Kronleuchter und der unzähligen Spiegel erschlug sie beinahe. Sie hörte Serena zu, die immer wieder stehenblieb und ein paar Worte mit den Anwesenden wechselte. Obwohl sie sich bemühte, der Konversation zu folgen und sich die Namen zu merken, verloren sich ihre Gedanken immer wieder in Erinnerungen.
Die Feste des Paschas hatten dieses hier an zur Schau gestelltem Prunk übertroffen, aber niemals hätte sie dort eine aktive Rolle spielen dürfen. Sie hatte stets tief verschleiert bei den anderen Frauen gehockt und die Darbietungen verfolgt, ohne selbst ein Teil davon zu sein. Nicht einmal das Festmahl nahmen die Gäste gemeinsam ein, denn die Frauen aßen in einem abgetrennten Raum. Verglichen mit den steifen, in ein zeremonielles Korsett gepressten Festen des Paschas war

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