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Flucht aus dem Harem

Flucht aus dem Harem

Titel: Flucht aus dem Harem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daria Charon
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Gebote stehender Raffinesse, sie hätte es getan ohne zweimal darüber nachzudenken. Justins Zukunft war alles, was zählte. Was machten da schon ein paar Stunden gutverborgenen Ekels aus. Ihre gemeinsame Zukunft würde diesen Preis rechtfertigen. Aber was der Pascha von ihr verlangte, war die Aufgabe einer Liebe, die sie gerade erst gefunden hatte und die Aussicht darauf, den in seiner Gegenwart empfundenen Ekel und Widerwillen für den Rest ihres Lebens verbergen zu müssen. Sie wusste nicht, ob sie das konnte.
Sie blickte in das unbewegte dunkle Gesicht vor sich. Und sie wusste, dass sie keine andere Wahl hatte. Justins Existenz stand auf dem Spiel. Es lag an ihr, sein Leben in mehr als einer Weise zu retten. Sie konnte sich dem nicht entziehen. Jetzt begriff sie wirklich die Worte, die er vor langer Zeit einmal zu ihr gesagt hatte. Ich will dein Glück – selbst um den Preis meines eigenen Unglücks. Denn sie fühlte genauso.
„Ich bin einverstanden. Ich gehe mit Euch zurück. Aber vorher will ich das Dokument haben. Ich will es persönlich an den Marquess of Wexford übergeben. Dann gehöre ich Euch, Karim Pascha, mit Leib und Seele.“
Das Verlangen in seinem Blick machte etwas anderem Platz, das sie nicht klar benennen konnte. Triumph? Freude? Überraschung?
Er wandte sich ab. „Lass deine Adresse hier, ich werde das Schreiben aufsetzen und dir überbringen lassen. Die Delegation, der ich angehöre, verlässt in zwei Wochen London. Unser nächstes Ziel ist Paris, danach geht es nach Wien und als letztes nach Rom. Von dort segeln wir heim. Ich erwarte, dass du in der Nacht, bevor wir die Stadt verlassen, hier erscheinst, ist das klar?“
Kate nickte wie betäubt.
Seine Stimme wurde eine Nuance leiser und ein Universum bedrohlicher. „Wenn nicht, dann lasse ich dich holen.“

25

Als sie wieder in der Kutsche saß, wurde Kate langsam das ganze Ausmaß ihres Handelns klar. In zwei Wochen würde sie Karim Pascha auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sein. Justins Leben war gerettet, doch sie würde für den Rest ihres Lebens in einem Harem eingesperrt sein.
Justins Leben war gerettet, doch sie würde den einzigen Menschen, den sie jemals geliebt hatte, niemals wiedersehen.
Justins Leben war gerettet.
Tränen liefen über ihr Gesicht.
Justins Leben war gerettet.
Das war alles, was zählte.
Sie zog ein Taschentuch aus ihrem Umhang und weinte so lange, bis sie keine Tränen mehr hatte. Erst da merkte sie, dass sie die Kutsche längst vor Serenas Haus stand und der Lakai vor der Tür wartete, um sie zu öffnen.
Glücklicherweise begegnete ihr Serena auf dem Weg zu ihrem Zimmer nicht. So hatte sie Gelegenheit, sich zu beruhigen und eine kühle Kompresse auf ihr Gesicht zu legen, um die Spuren des Zusammenbruchs zu beseitigen.
Als Serena eine Stunde später bei ihr anklopfte, hatte sich Kate wieder so weit unter Kontrolle, dass sie eine fröhliche Miene aufsetzen konnte.
„Und? Hast du den Pascha gesprochen?“, fragte die Freundin ohne Umschweife.
„Ja. Und ich bekomme das Dokument.“ Sie lachte und klatschte in die Hände. „Ist das nicht wundervoll? Alles wird gut.“
Serena runzelte die Stirn. „So einfach? Das erstaunt mich.“
„Die Tatsache, dass er nach der Machtübernahme einen britischen Gefangenen freigelassen hat, wirkt sich positiv auf seine Verhandlungen mit der Queen aus. Das ist alles. Natürlich tut er es nicht aus reiner Nächstenliebe“, fügte Kate hinzu. „Und er ist nicht meinetwegen in London. Das Ganze ist nichts als ein Zufall.“
Serena schien beruhigt. „Gut. Ich habe eine Verabredung für heute Abend, deshalb wollte ich mich vorher vergewissern, dass alles in Ordnung ist. Justin wird dir doch sicher seine Aufwartung machen und dich ausführen?“
Kate zuckte die Achseln. „Ich weiß es nicht. Sobald das Schreiben des Paschas eintrifft, werde ich zu ihm fahren.“
„Du könntest auch ohne das Schreiben zu ihm fahren“, bemerkte Serena sanft.
„Vielleicht tue ich das wirklich. Schließlich ist der Grund für unsere Auseinandersetzung ja beseitigt“, entgegnete Kate. „Ich werde darüber nachdenken.“ Sie streckte sich gähnend.
Serena stand auf. „Tu das, ich werde noch ein Bad nehmen und mich dann zurechtmachen.“
Kate nickte. „Ich wünsche dir einen schönen Abend.“
Irgendwie schlug Kate die Zeit tot, bis ihr die Zofe in der Bibliothek einen leichten Imbiss servierte. Sie hatte hin und her überlegt, ob sie zu Justin fahren sollte, den Gedanken letztendlich aber

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