Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Flucht aus Oxford

Titel: Flucht aus Oxford Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Stallwood
Vom Netzwerk:
zu wenig aus, um die Stücke datieren oder ihre Herkunft bestimmen zu können. Aber so viele alte Möbel standen doch sicher nicht mehr vergessen auf Omas Speicher herum, oder? Sie wechselte die Richtung und entdeckte einen jüngeren Handwerker, der sich mit einem Stuhlbein beschäftigte. Kate lächelte ihn an.
    »Hallo«, sagte sie.
    Er legte das Stuhlbein auf die Werkbank. Eigentlich war er ein hübscher Kerl, wenn man auf junge, kräftige Typen stand, dachte Kate.
    »Das sieht ja faszinierend aus«, säuselte sie.
    »Interessieren Sie sich für alte Möbel?«, fragte er.
    »Ein bisschen«, gab sie zurück. »Leider weiß ich so gut wie nichts über sie. Sie haben sicher viel darüber gelernt, wenn Sie hier arbeiten.« Sie wusste, dass man mit Schmeicheleien bei Männern oft weiterkam. Das Lächeln des jungen Mannes verriet ihr, dass ihre Theorie auch in diesem Fall zu funktionieren schien.
    »Tja, ein paar Kenntnisse habe ich mir tatsächlich aneignen können. Mein Spezialgebiet ist das Holz.« Er musterte Kate mit anerkennendem Blick, als ob sie ein besonders schönes, altes Eichenbrett wäre. Im Gegenzug probierte sie ihre Zwinkertechnik an ihm aus. Er sah auf die Uhr.
    »Ich habe jetzt Pause«, sagte er. »Kommen Sie mit nach draußen?«
    »Wozu?«, fragte Kate misstrauisch. Das Zwinkern hatte wohl ein wenig zu gut gewirkt!
    »Wir dürfen hier drinnen nicht rauchen. Ein fallen gelassenes Streichholz, und der ganze Laden würde in null Komma nichts in Flammen aufgehen.«
    »Stimmt. Daran hatte ich gar nicht gedacht.« Sie folgte dem jungen Mann nach draußen.
    Jemand hatte an der Südwand der Scheune eine Bank aufgestellt, die sehr nach Marke Eigenbau aussah. Überall lagen Zigarettenstummel herum und zeugten davon, dass die Arbeiter hier ihre Pausen verbrachten. Kate und der junge Mann setzten sich. Die Sonne schickte mühsam ein paar Strahlen durch eine Schicht grauer Wolken; man saß angenehm warm auf dieser Bank.
    »Ach übrigens, ich heiße Kate«, stellte sie sich vor.
    »Ich bin Carl«, sagte er. »Nehmen Sie sich ruhig eine.«
    Kate schüttelte den Kopf. »Ich rauche nicht.«
    »Wie Sie wollen.« Er zündete sich eine Zigarette an.
    Kate wartete einige tief inhalierte Züge ab, ehe sie sagte: »Die Sache muss ja ziemlich schrecklich für Sie alle gewesen sein.«
    »Meinen Sie das tote Mädchen?«
    »Ja.« Was denn sonst?
    »Sind Sie deswegen hier? Von der Presse oder so?«
    »Oh nein. Ich bin mit einem Freund da, der einen alten Schreibtisch reparieren lassen will. Aber ich habe gestern in der Zeitung von der Geschichte gelesen. Es ist schon irgendwie komisch!«
    »Finde ich auch. Merkwürdige Sache.«
    Kate hatte längst bemerkt, dass sie sich nicht gerade den gesprächigsten Angestellten der Fullers ausgesucht hatte. Sie versuchte es erneut. »Kannten Sie sie? Diese Donna, meine ich.«
    »Ich habe sie manchmal hier gesehen, aber ich kannte sie nicht. Jedenfalls nicht persönlich. Sie anscheinend schon, oder?«
    »Nicht besonders gut. Sie pflegte den Garten des Cottages, in dem ich zurzeit wohne.«
    »Im Haus von Miss Callan.« Carl nickte.
    »Anscheinend weiß hier jeder über jeden Bescheid.«
    »Wir wissen nur, dass sie in Amerika ist und ihr Cottage einer Schriftstellerin überlassen hat.«
    »Das bin ich«, sagte Kate bescheiden.
    »Ich lese selten«, erklärte Carl und ließ das Thema fallen.
    »Dafür habe ich keine Ahnung von Antiquitäten«, brachte Kate ihre gemeinsame Interessenlage auf den Punkt. »Im Gegensatz zu Donna, soviel ich weiß.«
    »Mit antiken Möbeln kannte sie sich nicht so aus. Und mit Holz schon mal überhaupt nicht. Sie hatte es mehr mit den kleinen Nippessachen.«
    »Parfümflaschen«, sagte Kate.
    »Sie und Graham gingen ständig zu solchen Antikmärkten. Sie glaubten, auf diese Weise reich zu werden.«
    »Und? Hat es geklappt?«
    »Ach was! Bei diesem Spiel kommt man nur zu Geld, wenn man genügend Kapital investiert – wie eigentlich in jedem Geschäft.«
    »Arbeitet Graham ebenfalls hier?«
    »Früher ja, aber jetzt nicht mehr.«
    »Ist er schon lange weg?«
    »Was sollen diese Fragen? Sind Sie bestimmt nicht von der Presse? Es macht mir nichts aus, mit Reportern zu reden, aber dann muss es sich wenigstens auszahlen.«
    Und ich dachte schon, meine grauen Augen wären ihm Belohnung genug, dachte Kate. »Ich bin wirklich keine Journalistin«, erwiderte sie. »Aber ich interessiere mich für Duftfläschchen aus den Dreißigerjahren. Glauben Sie, Graham könnte mir ein

Weitere Kostenlose Bücher