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Flucht ins Glück: Das Geheimnis von Baxter Hall: Von den Eltern verstoßen (Frauenschicksale im 19. Jahrhundert) (German Edition)

Flucht ins Glück: Das Geheimnis von Baxter Hall: Von den Eltern verstoßen (Frauenschicksale im 19. Jahrhundert) (German Edition)

Titel: Flucht ins Glück: Das Geheimnis von Baxter Hall: Von den Eltern verstoßen (Frauenschicksale im 19. Jahrhundert) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Alexander
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anziehen, um noch einen kurzen Spaziergang zu machen, als Kate, die Zofe Lady Denhams, sie bat, in das Musikzimmer hinunterzukommen, um für Lady Violette und ihren Bruder auf dem Klavier zu spielen.
    "Bitte richten Sie Lady Denham aus, daß ich in zehn Minuten unten sein werde, Kate", bat sie und hängte den Mantel in den Schrank zurück.
    Die junge Frau machte sich in aller Eile zurecht. Gern hätte sie auch noch ein anderes Kleid angezogen, doch dafür reichte die Zeit nicht. Sie freute sich darauf, für Lady Denham und ihren Bruder zu spielen. Er ging ihr einfach nicht aus dem Sinn.
    "Unsere Miss Curtis ist eine vollendete Pianistin", sagte Lady Violette zu ihrem Bruder, als Darcey das Musikzimmer betrat. "Ich kann nur hoffen, daß Elizabeth eines Tages genauso spielen kann wie sie."
    "Was werden wir von Ihnen denn hören, Miss Curtis?" fragte Lord Frederic. Er trat an das Klavier und griff nach den dort liegenden Noten.
    "Sie können es sich auswählen, Lord Duncan", antwortete Darcey. "Ich kann viele Stücke auswendig spielen."
    "Auch Stücke aus Opern?" fragte er. "Im Januar habe ich in London eine Aufführung der Zauberflöte besucht." Er bemerkte nicht, wie Darcey zusammenzuckte, weil es ihr wie Schuppen von den Augen fiel. Dort hatte sie Lord Duncan zum ersten Mal gesehen, deshalb war er ihr so bekannt vorgekommen. Er war der Mann in der anderen Loge gewesen, auf den Alice sie aufmerksam gemacht hatte.
    "Ich kann einige Stücke aus der Zauberflöte spielen", antwortete sie mit belegter Stimme. Sie wagte nicht, ihn anzusehen.
    "Wunderbar", meinte er. "Lady Violette kennt die Zauberflöte noch nicht." Er setzte sich zu seiner Schwester auf die Couch und nahm ihre Hand. "Lassen wir uns von Miss Curtis in ein Märchenreich entführen."
    Selten war Darcey so glücklich darüber gewesen, bei Noten ein fast absolutes Gedächtnis zu haben. Sie mußte meistens eine Partitur nur einmal lesen, um das Stück auswendig spielen zu können. Sie nahm am Klavier Platz, ließ ihre Finger minutenlang auf den weißen Tasten ruhen und begann dann mit der Ouvertüre zur Zauberflöte.
    * * *
    Es wurde mit aller Macht Frühling. In Cornwall, wo das Wetter ohnehin milder war, als im übrigen England, wetteiferte das Grün der Wiesen und Hänge mit den Blumen, die überall aus der Erde sprossen. Die beiden Gärtner von Denham Manor hatten von morgens bis abends alle Hände voll zu tun, um die Parkanlagen in Ordnung zu halten. Lady Denham verbrachte jetzt einen Großteil des Tages damit, sich um die Pflanzen im Wintergarten und in der Orangerie zu kümmern. Sie hatte ihre Liebe zur Natur entdeckt und forderte Darcey auf, auch in Elizabeth diese Liebe zu entfachen.
    Darcey hätte es gern gesehen, wenn sich Lady Violette mehr um ihre Tochter gekümmert hätte. Sie zeigte, obwohl sie ihre Tochter liebte, stets nur kurzes Interesse an Elizabeth. Überhaupt gab es nur wenige Dinge, auf die sie sich wirklich konzentrieren konnte. Sie erschien Darcey oft wie eine kostbare Puppe, deren vordringlichste Aufgabe es war, zu präsentieren. Und präsentieren konnte Lady Violette. Als Gastgeberin war sie kaum zu übertreffen. Wenn Lord Denham für einige Zeit aus London kam, wurde eine Gesellschaft nach der anderen gegeben. Immer wieder wurde Darcey gebeten, nach dem Dinner für die Gäste zu spielen. Sie tat es gern, zumal meistens an diesen Abenden auch Lord Duncan anwesend war.
    Anfangs hatte sich Darcey gewundert, wie oft Lord Frederic einen Nachmittag auf dem Besitz seiner Schwester und seines Schwagers verbrachte, inzwischen ahnte sie, daß er sich in sie verliebt hatte. Er bestand auf ihrer Begleitung, wenn er mit Elizabeth einen Ausflug machte. Er zeigte seiner Nichte und damit auch ihr, die Ruinen der alten Normanenburg auf dem in das Meer hineinragenden Felsvorsprung bei Tintagel, die Merlins-Grotte und eine aus dem fünfzehnten Jahrhundert stammende Brücke in Wadebridge. In seiner und Elizabeths Begleitung fuhr Darcey zum ersten Mal in ihrem Leben mit einer Eisenbahn. Die Strecke Wadebridge – Bodmin war 1834 eingerichtet worden. Noch tagelang träumte nicht nur Elizabeth von diesem Erlebnis.
    "Für Sie ist ein Brief aus Norwich gekommen, Miss Curtis", sagte Mr. Rice als sie eines Nachmittags von einem Besuch im nahen Dorf zurückkehrte. Elizabeth lag mit einer Erkältung zu Bett. "Ich habe ihn auf Ihr Zimmer bringen lassen."
    Die junge Frau schrak zusammen. "Danke, Mr. Rice", erwiderte sie und schenkte ihm ein erzwungenes Lächeln.

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