Flug des Adlers
Ausrüstungsgegenstände.«
»Sie werden mich im Nancy’s antreffen«, sagte Styachowski.
»Schön, dass wir uns wiedergesehen haben, Valentine«, sagte Lambert. »Von heute an ist diese kleine Prozesssache Geschichte. Jedenfalls auf dem Papier.«
Duvalier ging als Letzte und strich sich auf obszöne Weise mit der Zunge über die Lippen, als sie sich verabschiedete. »Selbst die Königin ausgeglichener Bilanzen gibt am Ende nach«, sagte sie leise. »Ich gebe dir zum Ausgleich bei Hob’s einen aus. Ich schätze, dein Ego braucht ein wenig Trost, nachdem es von einer Frau in den Schatten gestellt wurde, die gerade halb so groß ist wie du.«
»Darauf werde ich verzichten müssen. Wenn ich in zwanzig Tagen im Nancy’s sein will, muss ich diese Liste für Styachowski fertig machen und meinen Wurm satteln.«
Einer von Duvaliers Mundwinkeln zuckte hoch, aber sie ersparte sich eine vulgäre Bemerkung. »Sei vorsichtig, süßer David. Mögen Flüge von Engeln dich in deine Ruhe singen.«
Erst Macbeth , jetzt Hamlet . Er fragte sich, wo Duvalier wohl diese Worte aufgeschnappt haben mochte. Er küsste sie auf die Wange. »Das werde ich.«
3
S t. Louis, Missouri: Die mächtige Stadt am Fluss ist wieder zu einer der am dichtesten besiedelten Gemeinden des Mittleren Westens angewachsen, nur übertroffen von der von Kur beherrschten Stadt Chicago. Verglichen mit den hochgelegenen Ländereien um die dünn besiedelte Freizone Denver scheint die Stadt beinahe aus den Nähten zu platzen.
Nur besteht ihre Bevölkerung nur zu einem geringen Teil aus Menschen.
Das Missouri River Valley zwischen St. Louis und Omaha gehört anderen empfindungsfähigen Zweibeinern - »Grogs«, so der außerordentlich ungenaue umgangssprachliche Begriff. In einigen der Zonen dienen sie noch immer ihrer ursprünglichen Bestimmung und betätigen sich als militärische Kaste zwischen ihren kurischen Herrschern und der menschlichen Bevölkerung. Andere Grogclans und -stämme siedelten sich auf den Ländereien an, die ihnen nach einer zwölfjährigen Dienstzeit zugestanden wurden (die Überlieferungen der Grogs besagen, dass ein vollständiges Leben fünf Zwölf-Jahres-Abschnitte
umfasst, und ein Grog, der auch die fünfte Phase überdauert, wird in der Tat entsprechend verehrt). Die Kur siedelten sie so an, dass sie eine Art Bollwerk gegenüber den wenigen Gebieten bilden, die sie nicht unter Kontrolle haben.
Warum die Kur Provinznester in Händen von Feinden oder wenig verlässlichen Zwangsumgesiedelten gelassen haben, wird bis heute viel diskutiert.
Nach Grogbrauch ist die Kriegskunst ein Lebensstil und ein Weg zu höherem Ansehen; diebisches Unternehmertum und Sklavenhaltung beherrschen das Personalmanagement des einundzwanzigsten Jahrhunderts. Während die Clans und Stämme der »Grauen«, die das Tal bevölkern, Herdenhaltung als edle und respektable Pflicht ansehen, überlassen sie die Drecksarbeit der Agrarwirtschaft ihren Sklaven aus der menschlichen Kaste, die zwar nicht gänzlich missachtet werden, aber nur selten als Gleichgestellte in die Heimstätten der Grogs Einlass finden.
Unter den Grogs leben jedoch auch freie Menschen. Diese tragen Hutbänder oder Armreifen zum Zeichen dafür, dass »Fußschein«, so die Übersetzung, an den Stamm bezahlt wurde, der dem Menschen Zutritt gewährt hatte. Ein »Looie« ist ein Flüchtling, der sowohl dem Schrecken der Schlächter als auch der Justiz der umkämpften Vereinigten Freien Republik entkommen ist, und die hiesigen Menschen haben sich Nischen erschlossen, um die viele sie beneiden würden. Sie treten im orientalischen Ambiente des Fox Theatre vor einem Grog-Publikum auf, fegen die Straßen im Stadtteil The Hill, betreiben Spezialwerkstätten, Brauereien und Brennereien in Carondelet oder führen Handelsstationen mit Gütern, die sowohl aus der kurischen Zone wie auch aus der Freizone importiert werden. Ein kleiner Kader erfahrener Söldner unterrichtet sogar im alten City Museum. Die besten Kriegerkinder der Grogs werden von ihren Stämmen dort hingeschickt, damit sie ihre Kriegskunst verbessern und von anderen lernen.
Kirchen kümmern sich um Bildung und Heil der Menschen und der vereinzelten Grogs, die verzweifelt genug sind, außerhalb ihres
Clans Beistand zu suchen. Dabei erfreuen sie sich großzügiger Ländereien, die ihnen von Stammesfürsten zur Verfügung gestellt werden, denen anderenfalls weniger Menschen zu Diensten stünden. Rund um die Basilika von St. Louis ist ein ganzes
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