Flug in Die Nacht
Geschwindigkeit über fünf-null-null. Bullet Flight, in Abfangposition auf weitere Anweisungen warten.«
Die EC-3 Sentry warnte nicht nur Flashlight, den Aufklärer RC-135X, sondern auch Shamu Three-One, den Tanker KC-10, der bei diesem Einsatz die Maschinen von Navy und Air Force unterstützte, zwei Tanker KA-6 der Navy, die für Notfälle in Reserve gehalten wurden, und vier Jäger F-14A Tomcat der VF-2 Bullets von der USS Ranger, die knapp außerhalb der indonesischen Hoheitsgewässer etwa hundert Seemeilen östlich der Insel Talaud stand. Bewaffnet waren die Tomcats als Begleitjäger mit jeweils vier radargesteuerten Jagdraketen Sparrow für mittlere Entfernungen und vier Jagdraketen Sidewinder mit Infrarotsuchkopf und kürzerer Reichweite.
Zwei der F-14, Bullet Four und Five, begleiteten die RC-135, während Bullet Tow und Three von der KC-10 betankt wurden. Vier weitere Jäger F-14 standen startbereit und waren zusätzlich mit Jagdraketen AIM-54 Phoenix mit größerer Reichweite bewaffnet, um notfalls den Maschinen der Air Force beistehen und die Trägerkampfgruppe verteidigen zu können …
Und jetzt schien der Notfall eingetreten zu sein. Wo unbekannte Maschinen sich im Anflug befanden, hatte eines der modernsten amerikanischen Spionageflugzeuge nichts mehr verloren. Die Informationen waren wichtig – aber nicht wichtig genug, um dafür Menschen und Material aufs Spiel zusetzen. »Wird Zeit, daß wir verschwinden, Grashopper«, sagte Rachel Blanchard. »Wir machen Schluß für heute!«
Gespielte Lockerheit angesichts eines möglicherweise bevorstehenden Angriffs war sonst nicht ihre Art, aber sie wußte aus Erfahrung, daß Besatzungsmitglieder in der ersten Aufregung über den gemeldeten Angriff oft kostspielige Fehler machten. Gelang es ihr, ihnen über diese Anfangsphase hinwegzuhelfen, funktionierten sie danach um so besser.
»Pilot, hier Recce One, auf Gegenkurs gehen«, fuhr Blanchard fort. »Besatzung, hier Recce One, Aufklärung beenden, Stationen abschalten, Daten zur Weitergabe übermitteln. Ausführung melden.« Dann verfolgte sie, wie auf ihrem Kontrollpult die Anzeigen für verschlüsselte Datenpakete aufleuchteten. Sie würde mit Fruntz die wichtigsten Informationen auswählen und sofort übermitteln.
Oder sie sendeten das gesamte Material in komprimierter Form oder prüften die Datenpakete einzeln und übermittelten sie danach. Letztere Methode wurde bevorzugt angewandt, bis die Banditen bedrohlich näherkamen; ab dann wurde ein beschleunigtes Verfahren mit einer Übertragungsgeschwindigkeit von 57 000 000 Bit pro Sekunde eingesetzt, das Daten so schnell hinausschaufelte, wie die Computer der RC-135 sie bewältigen konnten.
»Flashlight, Linkskurve, Kurs eins-vier-null«, sagte der AWACS-Controller. »Flugplatz Manado ist dann bei zwölf Uhr, zwo-fünf-null Seemeilen.« Manado, eine größere Stadt auf der Halbinsel Minahasa im Norden Indonesiens, war der erste Ausweichflugplatz. Auf Südostkurs flogen sie von den Philippinen weg und zugleich auf ihren Tanker und die USS Ranger zu, die fünfhundert Meilen weiter östlich in der nördlichen Molukken-See stand.
»Flashlight, verstanden«, antwortete Blanchards Pilot. Er schob die Leistungshebel unbewußt bis fast auf militärische Notleistung nach vorn, um den Abstand zwischen ihnen und den Unbekannten möglichst nicht kleiner werden zu lassen.
Fruntz und Blanchard brauchten nur wenige Augenblicke, um ihre wichtigste Arbeit zu erledigen – die sichere Übermittlung der auf ihrem kurzen Flug gesammelten Radar-237 und Sensordaten. Sobald alles Material nach Guam übermittelt war, wurde jede einzelne Datenzeile mit der Bodenstation abgeglichen; stimmten Ein- und Ausgabe überein, konnte Blanchard die verifizierte Zeile löschen und diesen Vorgang mit der nächsten wiederholen. Dieses Prüfverfahren war sehr zeitraubend, aber nur so ließ sich sicherstellen, daß die Informationen fehlerfrei angekommen waren, bevor sie gelöscht werden durften …
Auf jeden Fall gelöscht wurden die Aufklärungsergebnisse, bevor die feindlichen Jäger auf Angriffsentfernung herankamen.
An Bord des Jägers F-14A Bullet Four
Dieser ganze Scheiß passiert einfach zu schnell, dachte Oberleutnant Greg »Hitman« Povik.
Nachtstarts von Flugzeugträgern waren das Schlimmste, was man erleben konnte. Kampfeinsätze waren schlimm genug, aber ein Katapultstart bei Nacht war der absolute Horror. Man ist in seiner dreißig Tonnen schweren Maschine angeschnallt und
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