Flug in Die Nacht
haben nicht Sie zu entscheiden, Masters!« knurrte Foch. »Den Befehl gibt diesmal White Sands. Und sollte er nicht ankommen, wiederhole ich ihn von hier aus.«
»Na, also … « Masters zeigte grinsend auf den Bildschirm.
Foch drehte sich danach um. »Brennschluß der zweiten Stufe – und Roosevelt One ist wieder auf Kurs.« Die Trägerrakete, die über Kanada eine Polarumlaufbahn ansteuerte, wurde jetzt von Radarstationen in Alaska geortet. Ihr Eintritt in die Umlaufbahn würde schon bald vom Bahnverfolgungsradar der San Miguel Air Station auf den Philippinen erfaßt werden, und dann konnten die NIRTSats ihre Arbeit aufnehmen.
Masters war sichtlich zufrieden, als er sich jetzt an Foch wandte. »Kleinere Korrekturen sind noch nötig, aber sie ist eindeutig auf Kurs. Die dritte Stufe wird in vier Minuten gezündet.« Er trank noch einen Schluck und unterstrich seinen Triumph durch einen Rülpser. »An Ihrer Stelle würd’ ich den Finger von der roten Taste nehmen, Oberst. Der Navy wär’s bestimmt nicht recht, wenn Sie ‘ne einwandfrei funktionierende Rakete sprengen würden.«
Clark Air Base, Provinz Pampanga, Philippinen Philippinischer Unabhängigkeitstag
Sonntag, 12. Juni 1994,11.47 Uhr Ortszeit
Die erste Bewährungsprobe für die vier neuen NIRTSats, die in Echtzeit Positionsangaben von Militärflugzeugen übermitteln konnten und Sprechfunkverkehr mit ihnen ermöglichten, kam wenige Tage später. An diesem Tag verließen die letzten Flugzeuge der US Air Force die Philippinen, als die Amerikaner ihre Stützpunkte räumten und den Filipinos zurückgaben. Die Satelliten würden die letzten amerikanischen Jäger und Tankflugzeuge auf ihrem Flug von den Philippinen zu Stützpunkten auf Guam und in Japan überwachen.
Das Stabsgebäude der amerikanischen Thirteenth Air Force auf der Clark Air Base hundertfünf Kilometer nördlich von Manila war ein fünfstöckiger weißer Bau am Ende der breiten Straße zwischen den Wohnanlagen für Offiziere und Unteroffiziere. Früher hatten entlang der Straße die Flaggen der Einheiten aus mehreren Staaten geweht, die im Zweiten Weltkrieg die Philippinen verteidigt hatten: ein lebendes Denkmal für die Toten, die bei der Verteidigung dieses Inselstaats gegen die Japaner gefallen waren. Jetzt waren diese sechzig Fahnenmasten leer – bis auf die drei vor dem Stabsgebäude mit den Fahnen der Philippinen, der Vereinigten Staaten und der US Air Force.
Von seinem Platz in der Nähe des Podiums vor dem Stabsgebäude aus sah Generalmajor Richard »Rat« Stone, daß die amerikanische Fahne nicht ganz bis zum Mastknopf gehißt war. So schienen die Stars and Stripes beinahe auf halbmast gesetzt zusein – aber vielleicht war das sogar ganz passend.
Oberst Michael Krieg, Stones Adjutant, trat mit einem Telefax in der Hand auf seinen Vorgesetzten zu. »Neue Meldungen über diesen Zwischenfall auf den Spratlys, Sir«, sagte Krieg.»Die Chinesen behaupten weiterhin, mit Lenkwaffen zur Bekämpfung von Schiffszielen angegriffen worden zu sein. Siebenundzwanzig Filipinos und sechs Amerikaner sind tot, fünf werden noch vermißt.«
»Jesus«, seufzte Stone. Er harte die schärfer werdende Auseinandersetzung in den Tagen seit dem Zwischenfall aufmerksam verfolgt. »Denken die Chinesen etwa, daß ihnen das irgend jemand abnimmt? Warum, zum Teufel, sollte eine Ölgesellschaft ihre Bohrmannschaft mit Lenkwaffen ausrüsten?«
»Sie haben schwere Maschinengewehre gehabt, Sir.
Amerikanische Mk 4 aus dem Zweiten Weltkrieg. Offenbar noch gut in Schuß – bis die Chinesen sie mit ‘ner Fei Lung-7 eingeschmolzen haben.«
»Idioten«, murmelte Stone. »Auf ein Kriegsschiff draufhalten … Und was tun die Chinesen jetzt?«
»Die sind abgetaucht«, berichtete Krieg. »Sie lassen sich nur noch gelegentlich in der neutralen Zone blicken. Präsident Mikasos Regierung hat bisher sehr verständnisvoll reagiert.
Vizepräsident Samar hat in einer Presseerklärung Wiedergutmachungszahlungen von den Chinesen gefordert.«
»Viel Glück!«
»Vizepräsident Teguina hat Ermittlungen gefordert – nicht gegen die Chinesen, sondern gegen die Regierung Mikaso«,fügte Krieg hinzu.
»Nicht gegen die Chinesen?« fragte Stone. »Klar, das ist wieder typisch für Teguina. Er tut, was er kann, um sich von Mikaso zu distanzieren. Hauptsache, er macht Schlagzeilen.«
»Mumm hat er, das muß man ihm lassen.«
Generalmajor Stone grunzte. »Allerdings! Aber Teguina ist ein alter Unruhestifter. Okay, was haben wir
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