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Flutgrab

Flutgrab

Titel: Flutgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meister Derek
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ertrunken.
    Er war nur nicht gleich gestorben.

41
    Ein Fisch. Wahrscheinlich, als er in Panik unter Wasser Luft hatte holen wollen. Anders konnte Rungholt es sich nicht erklären. Zwar war er nicht ertrunken, doch es war ein Überleben auf Zeit gewesen. Von Hore zu Hore nahm sich der Tod mehr des Jungen an. Weil sein Körper den Fisch in sich begrub, wurde er selbst zu einer Leiche.
    Sie hatten lange bei dem Toten gestanden und überlegt, was zu tun war. Auf der einen Seite musste der Leichnam, so schnell es ging, fort, auf der anderen Seite wollte Rungholt ihm eine ordentliche Bestattung zukommen lassen. Nur von wem?
    Außerdem wollte Rungholt das Kind nicht in einem der Handkarren, mit denen sie die Bierfässer transportierten, durch Lübeck schieben.
    Letztlich hatten sie entschieden, die Leiche mit Rungholts Garnache abzudecken, die Brauerei zu verrammeln, einen blickdichten Wagen zu beschaffen und das Kind zu Jakobus zu bringen. Heute Nacht.
    Danach würden sie sich noch einmal den Schädel ansehen und versuchen, die Scheunen vor Lübeck wiederzufinden.
    Durch Rungholts Haustür drang Singsang, wie ihn Seeleute bei der Arbeit anstimmen. Er wollte die Tür seines Hauses in der Engelsgrube gerade aufdrücken, als sie ihm aus der Hand gerissen wurde. Statt einer Begrüßung fuhr Alheyd ihn an: »Was machen die Männer hier? Was ist denn mit den Sachen? Die ganzen Waren, Rungholt! Die … Was …? Sie haben uns regelrecht überfallen. Rungholt. Überfallen.«
    Sie war verweint und fand kaum Worte. Hilde, die Alheyd zur Tür geleitet hatte, warf ihm einen zornigen Blick zu, hielt sich aber im Hintergrund.
    »Jetzt beruhige dich, Alheyd. Bitte.« Rungholt trat ein. Erst jetzt sah er, dass die Luke zu den Dachböden offen stand und ein Wagen in der Diele beladen wurde. Die Waren stapelten sich bis zu den buntbemalten Deckenbalken, waren mit Seilen, einem Fischernetz und mehreren Gurten gesichert. Hinter dem Fuhrwerk wartete ein zweiter Wagen. Er stand im Hinterhof und war durch die Diele gefahren worden. Vier Männer luden singend auf, nahmen per Flaschenzug Waren vom Dachboden entgegen. Gut gelaunt warfen sie die Kisten und Fässer einem der Ihren zu, der auf den Wagen geklettert war und beherzt die Sachen auffing. Die Männer nickten Rungholt zu, dem nicht sofort einfallen wollte, was hier geschah.
    Mareks Männer, kam es ihm schließlich. Er war so mit Gryps und dem Kind beschäftigt gewesen, dass er die Absprache mit Marek vergessen hatte! Ebenso, wie seinem Weib alles in Ruhe zu erklären.
    Er nahm Alheyd bei den Armen. »Beruhige dich. Es hat alles seine Richtigkeit. Wie weit sind sie denn? Ist schon alles verladen?«
    »Sie zertrampeln Hildes Beete, und sie … sie machen alles kaputt. Ich … Wo warst du die ganze Zeit?«
    Er spürte, wie sie bebte. »Es ist alles gut, Alheyd, wirklich«, beruhigte er sie. »Ich habe sie gerufen. Ich war nur im Badhaus und …«
    »Was ist mit deiner Hand …«
    »Nichts. Ich musste noch mal in die Brauerei.«
    »Am Sonntag? Das soll ich dir glauben? Das ist doch Blut unter deinen Fingernägeln! Rungholt! Ich bin aufgewacht, und du warst nicht da, und plötzlich kommt diese Horde, die fahren mir fast die Feuerstelle zu Klump und stellen alles mit dem Wagen zu.«
    »Ich kann dir das jetzt …«
    »Was sind das überhaupt für Wagen? Unsere sind doch verbrannt und …«
    »Ich kann’s dir jetzt nicht erklären. Ja?«
    Sie packte ihn am Ärmel und zog ihn zu sich. »Ich bin weg, wenn du es mir nicht erklärst.«
    »Sie helfen. Das ist alles. Ich hab’s befohlen. Es … es … es ist … eine … eine Inventur . Nichts weiter.«
    »Inventur?« Sie blitzte ihn an, wollte eine Erklärung, doch Rungholt hatte sich bereits wieder dem Treiben zugewandt und winkte Contz her. Der Junge stand auf einer Kiste und tat, als wäre er der Hausherr. Beschäftigt mit dem Rufen von Kommandos, bemerkte er nicht, wie die stämmigen Seemänner über ihn lachten.
    »Gut«, brach Alheyd die Stille zwischen ihnen. Das war das Einzige, was sie sagte, bevor sie auf dem Absatz kehrtmachte. »Hilde. Wir gehen … Inventur .« Sie lachte auf.
    Erst jetzt bemerkte er, dass zwei Reisetruhen vor der Tür zu seiner Dornse standen. Die beiden Frauen würdigten den Trubel keines Blickes mehr und packten zu, zerrten die Truhen über die Fliesen Richtung Haustür.
    »Wo willst du denn hin, in Gottes Namen?« Rungholt wusste nicht, ob er Alheyd den Weg versperren, mit anpacken oder zusehen sollte.
    »Raus aus

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