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Flutgrab

Flutgrab

Titel: Flutgrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meister Derek
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zu grauen Gedanken.
    Ich habe ihm nicht einmal helfen können.
    Brummelnd zog Rungholt seine nasse Gugel tiefer ins Gesicht, wandte sich vom Anblick des Himmels ab und trat in den Pergamentenmachergang. De Kraih und der Kurier warteten bereits neben einem stattlichen Kaltblüter.
    Obwohl de Kraih überaus hilfsbereit war, sogar ein mit Fell bespanntes Holzgestell über Rungholts Kopf hielt, um ihn damit vor dem pladdernden Regen zu schützen, war Rungholt die Diebessuche schon jetzt zuwider. Immer wenn er einen Schritt tat und damit aus dem Schatten des Felldachs trat, floss das Regenwasser in einem Schwall von de Kraihs Gestell direkt auf seine Gugel. Am liebsten hätte er der Krähe diese alberne Erfindung in den hageren Hintern gerammt.
    Rungholt schritt wortlos an dem Kurier vorbei und öffnete die Satteltasche. »Darin habt Ihr Edelsteine transportiert?«, wandte er sich an den Kurier. »Nicht etwa in einer Holzkiste mit schweren Beschlägen, Ketten, einem Schlüsselmechanismus?«
    »Äh, das sind die Taschen für die Schuldscheine … und Wechsel.« Der Kurier, ein muskulöser, blonder Mann mit schulterlangen Haaren, trat zu Rungholt an den Rappen. »Die Steine waren in einem Lederbeutel. Ich … Ich wollte sie sicher am Mann wissen.«
    »Soso.« Rungholt brummte. »Sicher am Mann. Der Plan ging ja hervorragend auf … Ich begreife immer noch nicht, wie er sich unbemerkt an Euch heranschleichen konnte. Ihr habt also hier gestanden, mit dem Rücken zur Tür.« Rungholt nickte zu der schmalen, unscheinbaren Holztür, die in d’ Alighieris Reich führte. »Und er kommt und reißt Euch herum?«
    Die Müdigkeit drohte ihn zu überwältigen, er konnte sich kaum konzentrieren, dachte unablässig an seine brennenden Augen und die schwelenden Wagen vor Schwartau. Und jetzt dieses jämmerliche Gestammel.
    »Ja. Ähm, so war es, ja.«
    »D’ Alighieri hat niemanden vor die Tür geschickt, um Euch zu sichern? Werden bei Euch kostbare Lieferungen stets derart stümperhaft durchgeführt?«
    Hilflos blickte sich der Kurier zu de Kraih um, der ihn anfunkelte.
    »Nein. Ich … ich hätte wohl Hilfe holen sollen, aber ich war ein wenig zu früh hier und … ich hab ihn nicht gesehen. Er hat mich einfach gepackt.« Der Mann deutete auf die Hauswand gleich neben der Tür zu d’ Alighieris Reich. »Da hat er mich rangeschleudert.«
    Seufzend trat Rungholt durch den Wasserstrom, der die Gasse hinab zum Dom floss, und besah sich die Wand. Das einstige Fachwerkhaus war vor Jahren gekalkt worden, Stein für Stein hübsch geweißelt. Das Wetter hatte die Wand mit einer dünnen Schicht aus grünem Moos überzogen. Staub und Dreck bis auf Kniehöhe. Brummend begutachtete Rungholt die Ablagerungen.
    »Kommt her. Kommt mal hierher«, forderte Rungholt den Kurier auf. Kaum war der Mann neben ihn getreten, packte ihn Rungholt mit einer schnellen Bewegung, wollte ihn herumreißen und gegen die Wand drücken, doch der gut gebaute Kerl stand da wie ein Fels.
    »Geschleudert? Was wiegt Ihr? Hundertsechzig Pfund?«
    »Hundertsiebzig.«
    »Hundertsiebzig? Und dieser Mann … Dieser Dieb packt Euch, drängt Euch zweieinhalb Klafter vom Pferd weg und schleudert Euch gegen die Wand?«
    Nach einem erneuten scheuen Blick zu de Kraih rückte der Kurier nervös sein Kurzschwert zurecht. »Er war stark. Er war einfach stark. Was soll ich sagen?«
    »Die Wahrheit reicht mir.« Rungholt wandte sich de Kraih zu. »Stellt Ihr Euch hier hin.«
    De Kraih kratzte seine Y-Narbe, tat dann aber, was Rungholt von ihm verlangte. Kaum hatte er sich bewegt, ergoss sich das Wasser im Schwall von seinem Schirm auf Rungholts Kopf.
    »Locker hier hinstellen und stehen bleiben. Und legt das Ding da weg. Habt Ihr keine Angst, der Blitz schlägt drin ein?«
    Unter de Kraihs mächtiger Nase breitete sich so etwas wie ein Lächeln aus. »Wie Ihr wünscht.«
    Kaum wollte er das Holzgestell zur Seite stellen, packte Rungholt ihn, riss ihn herum und presste den schmächtigen Mann mit aller Kraft gegen die Mauer. De Kraih schrie auf, war drauf und dran, ein verborgenes Messer zu zücken, da ließ Rungholt ihn jedoch schon wieder los.
    Zufrieden sah er sich das Ergebnis an: Kratzspuren, der Abrieb von de Kraihs Schecke an der Hauswand. »Ich weiß nicht warum, aber Euer Mann lügt, de Kraih. Ich an Eurer Stelle würde ihm ein paar Finger abhacken, damit er gesteht.«
    »Aber …«, der Kurier wich zu seinem Rappen zurück. Immer wieder ging sein Blick nervös zwischen de Kraih und

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