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FOOD CRASH

FOOD CRASH

Titel: FOOD CRASH Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix zu Löwenstein
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zurückgegriffen werden konnte, arbeiteten die Wissenschaftler vor allem mit Befragungen. In deren Verlauf versuchten sie zusammen mit den Probanden, die heutige ökonomische Situation durchzurechnen und die Veränderungen über die letzten sieben Jahre auf Grundlage der subjektiven Wahrnehmung und Erfahrung zu plausibel zueinander passenden Zahlen zu verdichten.
    Ich übernehme daraus die Zusammenstellung der wichtigsten Ergebnisse, die sehr eindrücklich verdeutlichen, dass unter den praktischen Bedingungen eines Entwicklungslandes die ökologische Alternative nicht nur all die im vorangegangenen Kapitel beschriebenen Probleme in Bezug auf die natürlichen Lebensgrundlagen vermeidet. Sondern dass sie außerdem produktiver und – im Hinblick auf die ökonomische und soziale Situation der Menschen – erfolgreicher ist als die von schnell durchreisenden Bundestagsabgeordneten empfohlene industrielle Landwirtschaft!
    Der Übersichtlichkeit halber beschränke ich mich hier auf die Gegenüberstellung der beiden Gruppen ökologische Variante und konventionelle Variante und lasse die Gruppe der Umstellungsbetriebe außen vor.
    In Bezug auf ihre
Ernährungssicherung und -unabhängigkeit
befanden 88 % der Ökobauern [101] , dass sich ihre Situation seit dem Jahr 2000 erheblich verbessert habe. Bei ihren konventionellen Kollegen sahen nur 44 % diese Verbesserung, 18 % schätzten ihre Ernährungssicherheit seit 2000 sogar schlechter ein. Das wiederum traf auf nur 2 % der Ökobauern zu. Die signifikant bessere Selbstversorgung der MASIPAG -Familien – 42 % höher als bei den konventionellen Betrieben – ist von besonderer Bedeutung, weil die Ökobauern laut Erhebung an oder unter der Armutsgrenze zu verorten sind, also meist von ihrer Landwirtschaft nicht leben konnten, extrem krisenanfällig sind und schnell in der Verschuldungsfalle sitzen.
    Ökobauern essen 56 % mehr Obst, 55 % mehr proteinreiche Grundnahrungsmittel und 40 % mehr Fleisch als im Jahr 2000. Dies ist ein zwischen 2- und 3,7-mal höherer Anstieg als bei den konventionellen Bauern.
    Ökobauern bauen im Durchschnitt 40 bis 50 verschiedene Nahrungspflanzen an. Das ist ein Drittel mehr, als auf konventionellen Betrieben wachsen. Interessant ist, dass in den Ökobetrieben im Schnitt 4,8 verschiedene Sorten Reis angebaut wurden. Bei den konventionellen waren es nur 1,6 Sorten. Auch zeigt die Tatsache, dass immerhin 70 % der Ökobauern eigene Sortenversuche durchführen, was von den konventionellen Kollegen nur ganze 3 % tun, dass der Erfolg der bäuerlichen Saatzucht das Ergebnis einer ebenso bewussten wie wissenschaftlichen Arbeit ist. Sie kann sich mit der (mit vielen öffentlichen Mitteln geförderten) Züchtungsarbeit der Wissenschaftler vom Internationalen Reisforschungsinstitut IRRI durchaus messen.
    Ähnlich sieht es mit der
ökonomischen Situation
aus. Sowohl in absoluten Zahlen je Betrieb als auch auf den Hektar Land bezogen, liegen die ökologisch wirtschaftenden Betriebe im Durchschnitt signifikant vor den konventionellen. Das ist umso mehr der Fall, wenn man die für die Eigenversorgung verwandten Erzeugnisse der Betriebe hinzurechnet. Wichtig ist auch, dass die jährliche Eigenkapitalbildung der Ökobetriebe im Schnitt mit 4749 Pesos positiv ist, während sie bei den konventionellen Betrieben durchschnittlich fast um 5000 Pesos abnimmt. Bei den Ökobetrieben sinkt der Anteil der verschuldeten Betriebe. Auch insgesamt haben Ökobauern weniger Schulden als ihre konventionellen Kollegen.
    Angesichts der Bedeutung von Reis als Grundnahrungsmittel, sowohl für die Eigenversorgung als auch für die Vermarktung, ist die Höhe der
Reiserträge je Hektar
von besonderer Bedeutung. Bemerkenswert ist, dass der hohe Einsatz an teuer zugekauften Betriebsmitteln und von Hochertrags-Reissorten in den konventionellen Betrieben im Gesamtdurchschnitt nicht zu höheren Erträgen führt. Die MASIPAG -Sorten im ökologischen Anbau schneiden gleich gut ab: Mit Erträgen zwischen 3287 und 3478 kg/ha je nach Anbauregion konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen den beiden Anbauverfahren festgestellt werden. [102] Der wirtschaftliche Erfolg der Ökobauern bringt mit sich, dass auch der
Viehbesatz je Betrieb
– und daraus resultierend der Einkommensbeitrag aus der Tierhaltung — bei ihnen höher ist, wobei ein signifikanter Unterschied nur bei Wasserbüffeln, Rindern, Ziegen und Hühnern festzustellen ist. Eine Rolle mag dabei spielen, dass der Dung der

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